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Ich gegen Osborne

Ich gegen Osborne

Titel: Ich gegen Osborne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joey Goebel
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während er unsere Tabletts abwischt.«
    »Ihr seid rasend komisch «, sagte Stephanie. Dann nahm sie meine Hand und band mir den Serviettenring um den Ringfinger.
    »Danke sehr«, sagte ich.
    »Und lass dich ja nicht von mir dabei erwischen, dass du ihn nicht trägst.«
    Ich setzte ein zweifellos gequältes Lächeln auf.
    »Hey«, sagte Brock zu jemandem hinter mir. »Wo bist du gewesen?«
    »Vertrauenslehrer«, sagte Jeff, der so schmuddelig aussah wie eh und je.
    »Hier, Jeff«, sagte Stephanie. »Ich sitze wohl auf deinem Platz.« Und ehe ich mich versah, hockte sie auf meinem Schoß und hatte einen Arm um mich gelegt.
    »Holla«, sagte ich. Alle am Tisch sahen mich an. Ich spürte, wie ich errötete.
    »Guck mal, was ich Glenn geschrieben habe«, sagte Brock und hielt sein Tablett schräg, damit Jeff es lesen konnte.
    [234]  »Das stimmt«, sagte Jeff lachend.
    »Es war meine Idee«, ergänzte Tommy.
    Brock und Shelley nahmen ihre Tabletts. Ich schaute mich um, ob die Leute mich ansahen, wie ich dasaß mit der umwerfenden Stephanie auf dem Schoß. Der Wicca grinste mich an und nickte bedächtig, als wolle er sagen: »Gern geschehen.« Nie im Leben, dachte ich. Zugegeben, das war zwar unbegreiflich, aber nie im Leben. Dennoch, warum ging sie so ran ?
    Timothy Gregory, der stille Junge mit der komischen Frisur aus dem Chemiekurs, saß mit dem Wicca am Tisch und lächelte, was an sich schon ungewöhnlich für ihn war, doch irgendetwas an diesem speziellen Lächeln fand ich eigenartig. Es störte mich. Doch dann wurde ich abgelenkt.
    »Mir war nie klar, wie sexy Krawatten sind«, sagte Stephanie und rollte den Schlips von unten nach oben auf ihren Finger.
    »Ach?« Mehr fiel mir als Reaktion nicht ein.
    »Was machst du überhaupt hier?«, wollte Jeff von Stephanie wissen.
    »Ich besuche James. Störe ich dich?«
    »Wahrscheinlich störst du James.«
    »Störe ich dich, James?«
    »Nein. Fändest du’s aber auf einem Stuhl nicht bequemer? Ich könnte aufstehen und dir meinen anbieten.«
    »Och, ist schon okay«, sagte sie, ihr Lächeln wie weggewischt. Sie stand auf. »Ich geh einfach. Bis später.«
    »Warte«, sagte ich. »Bist du sauer?«
    »Wie könnte ich auf dich sauer sein.« Sie beugte sich vor [235]  und umarmte mich kurz, aber heftig, wobei sich ihr Busen gegen meine Schulter presste, und ging.
    Brock und Shelley kamen bald zurück.
    »James darf einen wegstecken!«, sagte Brock.
    »Was sollte das denn?«, fragte Tommy.
    »Ich hab keine Ahnung.« Ich nahm den Ring ab und steckte ihn in meine vordere Jacketttasche.
    »Die Schlampe ist scharf«, sagte Shitty und nuschelte ausnahmsweise nicht.
    »Ja«, sagte ich. »Sie ist nicht unattraktiv.«
    »Ich finde sie nicht so scharf«, sagte Tommy.
    »Ich würde sie nicht von der Bettkante schubsen«, sagte Shitty.
    »Na ja, schon«, sagte Tommy. »Ich behaupte ja nicht, dass ich sie nicht poppen würde.«
    »Fragst du sie, ob sie mit dir ausgeht?«, fragte Shelley mich.
    »Warum sollte ich?«
    »Sie hat die Finger nicht von dir gelassen«, sagte Shelley.
    »So ist sie nun mal.«
    »Nein. Sie steht eindeutig auf dich«, sagte Shelley. »Sie hat alles gegeben, um dir das zu zeigen. Wer das nicht sieht, muss blind sein.«
    »Alter, halt dich von dem Mädchen fern«, sagte Jeff. »Vertrau mir.«
    »Bestimmt hattest du mal was mit Schnuckie, oder?«, fragte Brock, doch Jeff hatte genug Stil, um nicht zu antworten. Jeff war einmal Footballstar und einer der coolsten der coolen Kids gewesen, bis er im elften Schuljahr in einen schweren Verkehrsunfall verwickelt war (Alkohol [236]  am Steuer, Abschlussballnacht). Wegen seiner Verletzung musste er nicht nur seine Sportlerkarriere an den Nagel hängen, sondern wurde auch von Schmerzmitteln abhängig. Das brachte ihn zu anderen Drogen, und ein Jahr später flüsterten sogar die anderen Ausgebrannten, Jeff habe »ein Problem«. Sein Drogenkonsum hatte nicht zwangsläufig bedeutet, dass Jeff sich einen neuen Freundeskreis suchen musste, doch anders als die anderen beliebten Schüler überschritt Jeff gewisse Grenzen. Außerdem behielten die coolen Kids normalerweise ihr adrettes Äußeres bei, ganz gleich, wie viel sie konsumierten. Aber nicht Jeff. Während Shitty wie jemand aussah, den man irgendwo fand, sah Jeff wie jemand aus, den man gerade irgendwo rausgeschmissen hatte.
    »Ich will dir nicht vorschreiben, was du tun oder lassen sollst«, sagte Jeff, »aber sie ist ein schlimmer Finger.«
    »Na und?«, sagte Brock.

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