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Ich gegen Osborne

Ich gegen Osborne

Titel: Ich gegen Osborne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joey Goebel
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»Bitte sie um ein Date, und beeil dich, bevor sie ’nem anderen Typ auf den Ständer hopst.«
    »Ich werd sie nicht um ein Date bitten.«
    »Scheiße, warum denn nicht?«, fragte Shitty.
    »Weil sie alles verkörpert, was ich hasse.«
    »Eine Frage«, sagte Shelley. »Fühlst du dich zu ihr hingezogen?«
    »Na ja… Klar. Sie hat ein schönes Antlitz und –«
    »Antlitz?«, wiederholte Shitty.
    »Ja. Ein hübsches Profil hat sie auch.«
    »Wenn du dich also zu ihr hingezogen fühlst«, sagte Shelley, »und da sie sich offensichtlich zu dir hingezogen fühlt, wieso musst du dann eine Art großes, ethisches Problem daraus machen? Du bist so was von negativ. «
    [237]  »Weißt du was«, sagte Tommy, »ich glaube, ich würde sie um ein Date bitten. Es ist April, wir haben also noch…«, er zählte die Monate an seinen Fingern ab, »…acht Monate bis Silvester, also bleiben uns noch acht Monate auf diesem Planeten. Du solltest also so oft einen wegstecken, wie du kannst, solange du’s noch kannst. Das werde ich jedenfalls machen.«
    Tommy glaubte, dass die Welt im Jahr 2000 enden würde. Daran war unter anderem die Panik wegen der Y 2 K -Computerpanne schuld, die laut Experten zu einer weltweiten Katastrophe führen würde. Zum Teil basierte diese Auffassung auf einer Theorie, die er irgendwo aufgeschnappt hatte und die besagte, Prince sei der Antichrist und sein Song 1999 enthalte eine Prophezeiung der Apokalypse.
    »Dass der Ball gestrichen wurde«, sagte ich, »könnte sogar ein Zeichen für den Beginn der Apokalypse sein. Vielleicht hast du also doch Recht.«
    »Dabei fällt mir ein«, sagte Jeff, »Ivan wollte, dass ich es allen weitersage. Er schmeißt bei sich eine riesige Silvesterparty.«
    »Ich wollte Silvester auch eine Party machen, aber egal«, sagte Brock.
    »Bestimmt gibt’s in Bowling Green ein paar große Partys«, sagte Shelley, die im Herbst auf die Universität von Western Kentucky wechselte. Trotz ihrer schlechten Noten zahlte ihr Dad alles.
    Ich versuchte mir vorzustellen, was ich in diesem epochalen Augenblick tun würde, wenn die Uhr auf 2000 umsprang. Ich sah nur vor mir, wie ich in meinem Zimmer auf dem Bett lag und an die Decke starrte, allein. Zu der Zeit [238]  würde ich Student sein. Ich hatte ein Vollstipendium an einem kleinen College bekommen, das eine halbe Stunde entfernt lag und für das ich mich entschieden hatte, um weiter zu Hause wohnen zu können, damit meine Mom nicht allein war. Somit barg das Studium für mich kein Versprechen von Unabhängigkeit oder Flucht, doch selbst wenn ich irgendwo in einem Wohnheim leben würde, schauderte es mich bei dem Gedanken, mit Studenten zusammenzuwohnen. Ich freute mich überhaupt nicht auf ein Studium, doch es wurde von mir erwartet, und es gab keine Alternative.
    Andererseits, dachte ich, was, wenn ich Silvester nicht allein wäre? Seit ich klein war, hatte ich mich gefragt, wie es sein würde, wenn das Jahr 2000 kam. Wollte ich mich damit abfinden, in so einem unglaublichen Moment allein zu sein? Musste ich immer einsam sein? Nach dem, was ich heute erreicht hatte – stimmte es nicht, dass mir doch etwas Gutes passieren konnte?
    Tommy und Shitty nahmen ihre Tabletts gleichzeitig hoch. Ich wandte mich an Jeff.
    »Hey, Jeff, wenn ich dich das fragen darf, was genau ist so schlimm an Stephanie?«
    »Sie lügt.«
    »Mehr als andere Leute?«
    »Würd ich schon sagen. Sie ist bloß – also, ich verrat’s dir einfach. In der neunten Klasse machte sie mich glauben, wir wären ein Paar, nur dass sie das nicht so sah, aber das sagte sie mir nicht.«
    »Das war in der neunten Klasse?«
    »Genau. Und ich musste es von allen anderen erfahren, [239]  dass sie mit anderen Typen zusammen war. Sie kann ein wirklich liebes Mädchen sein, aber glaub ihr kein Wort.«
    Ich drehte mich um und sah, was Stephanie gerade machte. Sie saß an ihrem Mittagstisch, kaute auf Kaugummi herum und unterhielt sich mit ihren Freundinnen. Shankly war immer noch nicht aufgetaucht und ließ heute offenbar sein Essen ausfallen. Tommy kehrte ohne Shitty zurück, der sich nach dem Mittagessen häufig im Foyer auf den Boden legte.
    »Es wird Zeit, schwuler Feigling zu spielen«, sagte Brock.
    »Nein«, sagte Tommy. »Keiner mag dieses Spiel außer dir, wahrscheinlich weil du davon insgeheim ’n Ständer kriegst.«
    »Ich krieg nur ’n Ständer, wenn ich’s mit dir spiele, weil mich deine Schwulheit überwältigt. Na los! Nur eine Runde.«
    Schwuler Feigling war ein

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