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Ich gehoere zu dir

Ich gehoere zu dir

Titel: Ich gehoere zu dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cameron W Bruce
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war und dass ich neben dem riesigen Tier herlaufen musste, das genauso dumm war wie die Enten. Noch weniger gefiel mir, dass Flare den Schwanz hob und einen stinkenden Haufen auf die Straße fallen ließ, der mich nur knapp verfehlte. Ich hob das Bein darüber, denn jetzt gehörte der Haufen mir, aber ich war mir ziemlich sicher, dass das Pferd mich damit hatte beleidigen wollen.
    Bald verließen wir die Straße und folgten einem Waldweg. Ich jagte einen Hasen und hätte ihn bestimmt gefangen, wäre er nicht so unfair gewesen, plötzlich die Richtung zu ändern. Ich roch mehrere Stinktiere, aber ich verzichtete darauf, ihrer Spur zu folgen. Irgendwann machten wir an einem kleinen See Rast, aus dem Flare und ich tranken. Der Junge aß seine Sandwiches und warf mir die Rinden zu.
    »Ist es hier nicht schön, Bailey? Amüsierst du dich gut?«
    Ich beobachtete seine Hände und dachte, sein fragender Ton bedeutete, dass er sich erkundigte, ob ich mehr von den Sandwiches haben wollte.
    Abgesehen davon, dass Flare dabei war, amüsierte ich mich blendend, schließlich war schon die Abwesenheit des blöden Flips ein Grund zur Freude. Nach einigen Stunden waren wir so weit von zu Hause entfernt, dass ich nicht mehr die geringste Spur davon riechen konnte.
    Ich merkte, dass Flare langsam müde wurde, aber das Verhalten des Jungen ließ darauf schließen, dass wir unser Ziel noch lange nicht erreicht hatten. Irgendwann fragte er: »Müssen wir hier entlang oder in diese Richtung? Weißt du noch, woher wir gekommen sind, Bailey?«
    Ich schaute erwartungsvoll zu ihm auf, und dann ritten wir weiter. Wir wählten einen Weg, auf dem es vor Tierspuren nur so wimmelte.
    Inzwischen hatte ich so oft mein Revier markiert, dass mir schon das Bein wehtat, das ich zu diesem Zweck immer hob. Dann blieb Flare plötzlich stehen und ließ einen gewaltigen Strahl Urin ab, was ich furchtbar respektlos fand, da ihr Geruch meinen überlagerte, dabei war ich doch der Hund. Ich wartete nicht ab, bis sie fertig war, sondern lief voraus, um den Geruch aus der Nase zu bekommen.
    Ich erklomm eine kleine Anhöhe, und da lag sie plötzlich vor mir: eine Schlange. Zusammengerollt ruhte sie auf einem sonnigen Grasflecken und streckte in regelmäßigen Abständen die Zunge heraus. Wie angewurzelt blieb ich stehen, ganz fasziniert, denn so etwas hatte ich noch nie gesehen.
    Ich bellte sie an, aber sie zeigte keinerlei Reaktion. Dann lief ich zu Ethan zurück, der Flare inzwischen wieder in Gang bekommen hatte.
    »Was ist denn, Bailey? Was hast du entdeckt?«
    Ich wusste nicht genau, was der Junge meinte, aber es war ganz bestimmt nicht: Geh, und beiß die Schlange . Ich trottete wieder neben Flare her, die ausdruckslos einen Fuß vor den anderen setzte, und fragte mich, wie sie wohl reagieren würde, wenn sie die Schlange sah.
    Doch zuerst sah sie sie gar nicht . Als wir ganz dicht bei ihr waren, hob die Schlange den Kopf und Flare wieherte laut auf. Sie schwang die Vorderbeine hoch in die Luft und wirbelte herum, schlug aus und warf den Jungen ab. Ich rannte sofort zu ihm, aber ihm war nichts passiert. Er sprang gleich wieder auf und rief: »Flare!«
    Missmutig sah ich, wie sie davongaloppierte und mit den Hufen die staubige Erde aufwirbelte. Der Junge rannte ihr hinterher. Ich verstand und nahm ebenfalls die Verfolgung auf. Aber das Pferd war zu schnell für mich, und bald hatte ich mich so weit von meinem Jungen entfernt, dass ich aufgab und zu ihm zurückkehrte.
    »O nein!«, sagte er, aber damit meinte er nicht mich. »Gott, o Gott, Bailey, was sollen wir jetzt bloß tun?«
    Ich litt mit ihm, als er zu weinen begann. Je älter er wurde, desto seltener tat er das. Umso schlimmer war es jetzt. Ich spürte seine Verzweiflung, und ich drückte meinen Kopf in seine Hände, um ihn zu trösten. Meiner Meinung nach wäre es das Beste für uns gewesen, nach Hause zurückzukehren und noch etwas Hähnchen zu essen.
    Als er aufhörte zu weinen, schaute er sich ratlos im Wald um. »Wir haben uns verirrt, Bailey.« Er trank einen Schluck Wasser. »Aber was soll’s? Wir müssen weiter. Komm schon!«
    Offenbar war der Ausflug immer noch nicht zu Ende, denn wir gingen in eine Richtung weiter, aus der wir garantiert nicht gekommen waren.
    Stattdessen gingen wir weiter in den Wald hinein und kreuzten irgendwann unsere eigene Fährte, aber der Junge gab einfach nicht auf. Ich war so erschöpft, dass ich noch nicht einmal dem Eichhörnchen hinterherjagte, das plötzlich genau

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