Ich gehoere zu dir
Auch Grandma und Grandpa waren da, und alle waren glücklich. Aber niemand hatte ein Leckerchen für mich dabei. Der Junge wurde in einen Stuhl mit Rädern gesetzt, und ein Mann schob ihn ins Haus. An der Tür schaute er sich um und winkte mir zu. Er würde wieder auf die Beine kommen, aber mir war trotzdem ganz mulmig zumute, weil ich von ihm getrennt wurde. Doch Grandpa hielt mich am Halsband fest, ich hatte also keine Wahl.
Grandpa setzte mich ins Auto – endlich mal auf den Vordersitz! Wir fuhren zu einem Haus, wo jemand eine Tüte durchs Fenster reichte, die ganz köstlich duftete. Grandpa wickelte die heißen Sandwiches noch im Auto aus und gab mir eines nach dem anderen zu fressen. Er selbst gönnte sich ebenfalls eines.
»Das darfst du aber nicht Grandma verraten!«, sagte er.
Als wir nach Hause kamen, wunderte ich mich, dass Flare an ihrem üblichen Platz hinterm Zaun stand und mich seelenruhig anglotzte. Ich bellte sie durch das Autofenster an, bis Grandpa mir befahl, aufzuhören.
Der Junge blieb nur eine Nacht weg, aber es war das erste Mal, seit wir uns kannten, dass ich ohne ihn schlafen musste. Ich lief im Hausflur auf und ab, bis Dad rief: »Leg dich hin, Bailey!« Da rollte ich mich in Ethans Bett zusammen und schlief mit dem Kopf auf dem Kopfkissen ein, denn da war sein Geruch am stärksten.
Als Mom ihn am nächsten Tag nach Hause holte, war ich überglücklich, aber er war ganz ernst. Dad sagte, er sei ein böser Junge, und Grandpa sprach vor dem Waffenschrank ein ernstes Wörtchen mit ihm. Überhaupt waren alle sehr ernst, nur Flares Verhalten erwähnte niemand, dabei war sie es doch gewesen, die Schuld an der ganzen Misere hatte! Doch dann wurde mir klar, dass außer uns keiner mitbekommen hatte, wie die Sache wirklich abgelaufen war, so dass alle auf den Jungen wütend waren und nicht auf das Pferd.
Trotzdem war ich so wütend, dass ich Flare am liebsten kräftig ins Bein gebissen hätte, aber ich beherrschte mich, denn sie war wirklich ein Riesenvieh.
Das Mädchen kam den Jungen besuchen. Die beiden setzten sich auf die Veranda, ohne viel miteinander zu reden. Ab und an murmelte einer was vor sich hin, ohne den anderen dabei anzusehen.
»Hattest du Angst?«, fragte das Mädchen.
»Nein«, erwiderte der Junge.
»Ich hätte schreckliche Angst gehabt.«
»Aber ich hatte keine.«
»War es nachts nicht furchtbar kalt?«
»Doch, ziemlich.«
»Aha.«
»Ja.«
Aufmerksam verfolgte ich dieses Gespräch und achtete darauf, ob Worte wie »Bailey«, »Auto fahren« oder »Fressen« fallen würden. Da das aber nicht der Fall war, legte ich mich hin und seufzte. Das Mädchen beugte sich zu mir herunter und kraulte mich, und ich rollte mich auf den Rücken, damit sie mir den Bauch streicheln konnte.
Ich beschloss, sie zu mögen, und wünschte mir, dass sie öfter vorbeikommen und mir Brownies mitbringen würde.
Kurz darauf – ich war eigentlich noch lange nicht bereit – packte Mom unsere Sachen, und wir machten die lange Autofahrt, die bedeutete, dass die Schule wieder anfing. Als wir zu Hause die Einfahrt hinauffuhren, rannten uns schon mehrere Kinder entgegen. Marshmallow und ich beschnupperten uns auf dem Rasen und nahmen dann übergangslos unsere Rauferei wieder auf, die unser Lieblingsspiel war.
In der Nachbarschaft wohnten auch noch andere Hunde, aber Marshmallow hatte ich besonders gern. Vielleicht lag es daran, dass ich sie fast jeden Tag sah, wenn der Junge nach der Schule zu Chelseas Mutter ging. Wenn ich durchs offene Gartentor entwischte und auf Abenteuersuche ging, war Marshmallow auch oft draußen und begleitete mich. Gemeinsam durchsuchten wir dann die Mülltonnen der Nachbarn.
Entsprechend erschrocken war ich, als Chelsea sich eines Tages ganz außer sich vor Angst und Sorge aus dem Autofenster ihrer Mutter lehnte und laut ihren Namen rief: »Marshmallow! Marshmallow! Hierher, Marshmallow!« Chelsea stieg aus und berichtete Ethan, was geschehen war. Kurze Zeit später beteiligten sich auch die anderen Nachbarskinder an der Suche nach Marshmallow. Ich wusste sofort, dass sie ein böser Hund gewesen war und auf eigene Faust ihr Glück gesucht hatte.
Am frischesten war ihre Spur am Bach, aber dort wimmelte es von Kinder- und Hundespuren, so dass ich kaum ausmachen konnte, in welche Richtung sie gegangen war. Chelsea war traurig und weinte, und sie tat mir so leid, dass ich ihr meinen Kopf auf den Schoß legte, so dass sie mich in den Arm nehmen konnte.
Auch Todd half bei
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