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Ich gehoere zu dir

Ich gehoere zu dir

Titel: Ich gehoere zu dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cameron W Bruce
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vor meiner Nase auftauchte. Ich begnügte mich damit, dem Jungen zu folgen, dem man seine Müdigkeit ebenfalls anmerkte. Als der Himmel langsam dunkler wurde, setzten wir uns auf einen Baumstumpf und aßen die letzten Sandwiches. »Mehr gibt’s nicht, Bailey. Tut mir leid.«
    Kurz bevor es richtig dunkel wurde, begann sich der Junge plötzlich für Stöcke zu interessieren. Er sammelte welche ein, schleppte sie zu einem umgestürzten Baum und lehnte sie an einen Wall aus Waldboden und Wurzelwerk. Den Boden bestreute er mit Tannennadeln, und dann benutzte er weitere Stöcke, um ein Dach zu bauen. So entstand nach und nach eine Höhle. Neugierig schaute ich zu, und trotz meiner Müdigkeit wäre ich jederzeit bereit gewesen, einem Stock hinterherzujagen, wenn der Junge einen für mich geworfen hätte. Aber der konzentrierte sich voll und ganz auf seine Arbeit.
    Als man vor Dunkelheit die Hand vor Augen nicht mehr erkennen konnte, kroch er in die Höhle und legte sich auf die Tannennadeln. »Hierher, Bailey, komm rein!«
    Ich kroch neben ihn. Die Höhle erinnerte mich an die Hundehütte. Sehnsüchtig dachte ich an Grandpas Sessel und fragte mich, warum wir nicht einfach nach Hause gehen und dort schlafen konnten. Bald fing der Junge an zu zittern, und ich legte meinen Kopf auf ihn und drückte meinen Bauch an seinen Rücken. So hatten wir uns immer als Welpen im Bau zusammengekuschelt, wenn uns kalt war.
    »Guter Hund!«
    Nach einer Weile atmete er ruhiger und tiefer, und er hörte auf zu zittern. Ich lag zwar nicht besonders bequem, blieb aber so liegen, um meinen Jungen möglichst warm durch die Nacht zu bringen.
    Als die ersten Vögel zu zwitschern begannen, standen wir auf, und wir waren schon wieder unterwegs, als es noch gar nicht richtig hell war. Hoffnungsvoll schnupperte ich am Proviantbeutel, denn er roch immer noch nach Essen, aber als der Junge mich den Kopf hineinstecken ließ, sah ich, dass er leer war.
    »Wir nehmen ihn trotzdem mit. Vielleicht können wir ihn gebrauchen, wenn wir ein Feuer machen müssen«, sagte der Junge. Aha, anscheinend brauchten wir mehr Sandwiches – so hatte ich den Jungen jedenfalls verstanden. Zustimmend klopfte ich mit dem Schwanz auf den Boden.
    Unser Abenteuer machte nun keinen Spaß mehr. Vor Hunger bekam ich bald Bauchschmerzen, und der Junge fing sogar wieder an zu weinen und schniefte eine Stunde lang vor sich hin. Ich spürte, wie die Angst ihn überwältigte und nach einer Weile in trübsinnige Lethargie umschlug, die ich genauso alarmierend fand. Als er sich hinsetzte und mich mit glasigen Augen ansah, leckte ich ihm ermutigend übers ganze Gesicht.
    Ich machte mir Sorgen um ihn. Es war allerhöchste Zeit, nach Hause zurückzukehren!
    Kurz darauf kamen wir an einen kleinen Bach, und der Junge legte sich flach auf den Boden, um gierig daraus zu trinken, genau wie ich. Das Wasser gab ihm wieder Kraft, und als wir unseren Weg fortsetzten, schien er plötzlich die Richtung zu kennen. Wir folgten dem Bach, der sich zwischen den Bäumen hindurchschlängelte und uns sogar über eine Wiese führte, auf der es von summenden Insekten nur so wimmelte. Der Junge schaute zur Sonne hinauf und beschleunigte seine Schritte. Er hatte Hoffnung geschöpft. Doch als der Bach etwa eine Stunde später wieder in den dunklen Wald hineinfloss, ließ er erneut mutlos die Schultern hängen.
    Auch in dieser Nacht schmiegten wir uns eng aneinander. Ich roch einen Kadaver in der Nähe, sicher schon älter, aber wahrscheinlich noch essbar. Trotzdem ließ ich den Jungen nicht allein. Er brauchte meine Wärme mehr denn je. Ich spürte, wie seine Kräfte langsam nachließen.
    Noch nie im Leben hatte ich so viel Angst gehabt.
    Am nächsten Tag geriet der Junge beim Gehen mehr als einmal ins Stolpern. Ich konnte sein Blut riechen, nachdem ein Zweig sein Gesicht zerkratzt hatte, und schnupperte daran.
    »Verschwinde, Bailey!«, rief er.
    Ich spürte seine Wut, seine Angst und seinen Schmerz, aber ich wich nicht zurück, sondern blieb, wo ich war. Als er seinen Kopf in meinem Fell vergrub und wieder weinte, wusste ich, dass ich das Richtige getan hatte.
    »Wir haben uns verlaufen, Bailey. Es tut mir so leid«, flüsterte er. Ich wedelte mit dem Schwanz, als er meinen Namen aussprach.
    Die Gegend wurde jetzt immer morastiger, und man konnte keine Wege mehr erkennen. Der Junge versank bis zu den Knöcheln im feuchten Boden, und wenn er die Füße hob, machten sie schmatzende Geräusche. Insekten

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