Ich gehoere zu dir
Weile, schaute am Teich den dummen Enten zu, streichelte Flare die Nüstern und versuchte ein paarmal, den Flip zu werfen. Als sie auf ihr Fahrrad stieg, begleitete ich sie ein Stück die Einfahrt hinunter und raste wie der Blitz zu dem Jungen zurück, als er nach mir pfiff.
Irgendetwas sagte mir, dass wir das Mädchen noch öfter zu Gesicht bekommen würden.
Einige Zeit später – ich hatte noch nicht das Gefühl, dass es Zeit für die Heimfahrt oder die Schule war – belud Mom eines Morgens den Wagen. Ethan und ich standen daneben, als Grandma und Grandpa umständlich einstiegen.
»Ich zeige dir den Weg«, sagte Grandpa zu Mom.
»Du schläfst doch sofort ein«, sagte Grandma.
»Ethan, du bist groß genug, um allein zurechtzukommen. Mach keinen Unsinn, und ruf an, wenn du Probleme hast!«, sagte Mom.
Ethan wand sich aus ihrer Umarmung. »Alles klar«, sagte er.
»Wir sind in zwei Tagen zurück. Wenn du etwas brauchst, wende dich an Mr Huntley vom Nachbarhof. Fürs Erste habe ich dir einen Auflauf gekocht.«
»Alles klar«, sagte Ethan wieder.
»Bailey, du passt gut auf Ethan auf, okay?«
Ich verstand kein Wort, wedelte aber freudig mit dem Schwanz. Machten wir jetzt einen Ausflug, oder was?
»Als ich in seinem Alter war, war ich oft allein«, sagte Grandpa. » Es wird ihm guttun.«
Ich spürte, dass Mom sich Sorgen machte, und sie ließ sich Zeit mit dem Einsteigen, aber schließlich setzte sie sich ans Steuer und sagte: »Ich hab dich lieb, Ethan.«
Ethan murmelte etwas und stocherte mit dem Fuß in der Erde herum.
Der Wagen fuhr los, und Ethan und ich schauten ihm nach. Als er nicht mehr zu sehen war, rief der Junge: »Komm mit, Bailey!« Wir rannten ins Haus.
Jetzt wurde alles anders und machte viel mehr Spaß. Nachdem der Junge sein Mittagessen beendet hatte, stellte er den Teller auf den Boden, damit ich ihn abschlecken konnte! Dann gingen wir in die Scheune, und er kletterte in den hohen Balken umher, während ich ausgiebig bellte, und als er in einen Heuhaufen sprang, stürzte ich mich auf ihn, um mit ihm herumzubalgen. Ein dunkler Schatten in einer Ecke der Scheune verriet mir, dass die Katze uns beobachtete, aber als ich auf sie zuging, um sie mir näher anzusehen, zog sie sich zurück und verschwand.
Als Ethan später den Waffenschrank öffnete, wurde mir mulmig zumute, denn das hatte er noch nie ohne Grandpa getan. Waffen machten mich nervös, sie erinnerten mich immer daran, wie Todd einen Knallkörper in meine Richtung geworfen und ich die Druckwelle schmerzhaft gespürt hatte, als das Ding dicht neben mir explodierte. Aber Ethan war so aufgeregt, dass ich bei ihm blieb und ihm um die Füße strich. Er stellte ein paar Dosen auf einen Zaun, zielte, und die Dosen flogen herunter. Ich verstand nicht, welcher Zusammenhang zwischen den Dosen und dem lauten Knall des Gewehrs bestand, aber es musste einen geben, und aus dem Benehmen des Jungen schloss ich, dass ihm das Ganze großen Spaß bereitete. Flare machte »Brrrr« und verzog sich ans andere Ende ihrer Weide.
Danach bereitete der Junge das Abendessen zu, indem er saftiges Hähnchenfleisch aufwärmte. Wir setzten uns ins Wohnzimmer, er schaltete den Fernseher ein und stellte sich den Teller auf den Schoß. Ab und an warf er mir ein Stück Haut zu. Das war genau die Art von Spaß, von der ich etwas verstand.
In diesem Augenblick war es mir völlig egal, ob Mom je zurückkehren würde.
Nachdem ich den Teller abgeschleckt hatte, den der Junge mir hinstellte, beschloss ich auszuprobieren, was nach den neuen Regeln, die nun galten, noch alles möglich war, und sprang auf Grandpas weichen Sessel. Ich sah mich nach dem Jungen um und war gespannt, ob der Befehl »Runter da!« ertönen würde. Aber Ethan starrte nur gebannt auf den Fernseher, und ich rollte mich zu einem Nickerchen zusammen.
Schlaftrunken registrierte ich, dass das Telefon klingelte und der Junge etwas von »Bett« sagte, aber als er wieder auflegte, ging er nicht zu Bett, sondern setzte sich wieder hin, um weiter fernzusehen.
Ich schlief tief und fest, als ich plötzlich mit dem Gefühl aufschreckte, dass etwas ganz und gar nicht stimmte. Der Junge hatte sich erschrocken aufgerichtet und horchend den Kopf geneigt.
»Hast du das auch gehört?«, flüsterte er mir zu.
Ich überlegte, ob die Besorgnis, die in seiner Stimme lag, wohl bedeutete, dass ich mein Nickerchen beenden sollte, und ich kam zu dem Schluss, dass es dem Jungen guttun würde, wenn erst mal Ruhe
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