Ich gehoere zu dir
der Suche nach Marshmallow, und komischerweise befand sich ihr Geruch an seiner Hose. Ich beschnupperte ihn ausgiebig, aber das ärgerte ihn, und er stieß meinen Kopf weg. Seine Schuhe waren voller Matsch, und dort war Marshmallows Duft am stärksten. An seinen Schuhen befanden sich noch andere Gerüche, die ich nicht identifizieren konnte.
»Komm her, Bailey«, sagte Ethan, als er sah, wie Todd auf meine Bemühungen reagierte.
Marshmallow kehrte nie wieder nach Hause zurück. Ich musste an meine erste Mutter denken, die durch das Gatter im Hof der Señora in die Welt hinausgezogen war, ohne sich noch einmal umzuschauen. Manche Hunde zogen es wohl vor, frei und ungebunden umherzustreifen, weil sie keinen Jungen hatten, der sie liebte.
Mit der Zeit wurde Marshmallows Geruch in der Nachbarschaft immer schwächer, aber ich hörte nie auf, ihrer Fährte nachzugehen. Als ich an unsere gemeinsamen Spiele dachte, fiel mir auch meine alte Spielkameradin Coco wieder ein. Zu gern hätte ich sie einmal wiedergesehen, genau wie Marshmallow, aber langsam begriff ich, dass das Leben viel komplizierter war, als ich es mir damals bei der Señora hätte träumen lassen. Auch dass es letzten Endes von Menschen bestimmt wurde und nicht von Hunden, hatte ich inzwischen verstanden. Meine eigenen Wünsche waren unwichtig. Vielmehr war es meine Pflicht, da zu sein, wenn Ethan sich im Wald verirrte, Hunger hatte und fror. Dann musste ich ihn wärmen und ihm ein guter Gefährte sein.
In diesem Winter, ungefähr zu der Zeit, als Dad einen Baum im Wohnzimmer aufstellte, damit wir »Fröhliche Weihnachten« spielen konnten, bekam Chelsea einen Welpen, ein Mädchen, das sie Duchess nannte. Sie war ganz versessen aufs Spielen und trieb es manchmal so wild, dass es mir zu viel wurde, wenn sie mir beispielsweise ihre spitzen kleinen Zähne in die Ohren bohrte. Dann knurrte ich sie kurz an, damit sie aufhörte. Darauf blinzelte sie mich unschuldig an und gab ein paar Sekunden Ruhe, in denen sie wohl zu dem Schluss kam, dass ich es sicher nicht so gemeint hatte, woraufhin sie wieder auf mich losging. Sie war wirklich anstrengend.
Im nächsten Frühling war das Wort »Gokart« in aller Munde. Überall auf der Straße sägten und hämmerten die Kinder an Holzbrettern herum und ignorierten ihre Hunde. Jeden Abend kam Dad in die Garage, um sich mit dem Jungen über das Ding zu unterhalten, das er da baute. Irgendwann ging ich sogar freiwillig an den Schrank des Jungen und holte den elenden Flip heraus. Ich hoffte, ihn damit zum Spielen bewegen zu können, aber er konzentrierte sich weiterhin auf seine Holzteile, ohne sie auch nur ein einziges Mal zu werfen und von mir zurückbringen zu lassen.
»Schau, Bailey, mein Gokart!«, sagte er. »Damit kann ich superschnell fahren.«
Schließlich öffnete der Junge das Garagentor, setzte sich auf das Gokart und fuhr es wie einen Schlitten die Einfahrt hinunter. Ich trottete neben ihm her und fragte mich, warum wir uns so lange mit dem Ding herumgeplagt hatten, wenn nicht mehr dabei herauskam als diese lahme Fahrt zum Gartentor. Doch als der Junge dort angekommen war, stieg er ab, hob das Ding hoch, trug es zur Garage zurück und bastelte weiter daran herum!
Auf dem Flip konnte man wenigstens herumkauen.
An einem sonnigen Tag, als keine Schule war, gingen alle Nachbarskinder mit ihren Gokarts zu einer langen, steil abfallenden Straße, die ein paar Blocks entfernt lag. Duchess war noch zu klein, um mitzukommen, aber ich begleitete meinen Jungen natürlich. Allerdings hielt ich nichts von seinem ursprünglichen Plan: Er wollte sich ins Gokart setzen, und ich sollte ihn an der Hundeleine hinter mir herziehen.
Todd und sein älterer Bruder Drake waren auch dabei. Sie lachten und lästerten über Chelseas Gokart, was sie sehr kränkte. Die Kinder stellten ihre Gokarts am oberen Ende der Straße in einer Reihe nebeneinander, und Todd stand mit seinem genau neben Ethans.
Und dann folgte die Überraschung. Jemand schrie: »Los!«, und die Gefährte setzten sich in Bewegung und rollten immer schneller die abschüssige Straße hinunter. Drake rannte hinter Todd her und gab ihm einen gewaltigen Stoß, so dass es nach vorne schoss.
»Ihr schummelt!«, schrie Chelsea. Ihr Gokart fuhr ziemlich langsam, aber Ethans wurde immer schneller. Bald musste ich richtig rennen, um noch mithalten zu können. Fast alle Gokarts blieben über kurz oder lang zurück, bis auf Ethans, der Todd dicht auf den Fersen war.
Ich
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