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Ich gehoere zu dir

Ich gehoere zu dir

Titel: Ich gehoere zu dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cameron W Bruce
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und hoffte, dass dieses seltsame Drama bald enden würde und ich im Wagen sitzen und die Nase in den Wind halten konnte.
    »Schreib mir jeden Tag!«, sagte Hannah.
    »Mach ich«, rief Ethan zurück.
    Ich sah ungläubig zu, wie er und Mom einstiegen und die Türen zuschlugen. Ich zerrte an meinem Halsband, aber offenbar verstand Hannah nicht, dass ich mitfahren musste. Sie hielt mich ganz fest. »Nein, Bailey!«, sagte sie. »Bleib!«
    Bleib? Bleib? Der Wagen hupte und rollte aus der Einfahrt. Grandma und Grandpa winkten. Merkte denn niemand, dass ich vergessen worden war?
    »Er wird seinen Weg machen. Ferris ist ein gutes College«, sagte Grandpa. »Und Big Rapids ist eine nette Stadt.«
    Alle drehten sich um, um ins Haus zu gehen. Hannah lockerte ihren Griff gerade genug, dass ich mich losreißen konnte.
    »Bailey!«, schrie sie.
    Der Wagen war zwar schon außer Sichtweite, aber der aufgewirbelte Staub hing noch in der Luft und machte es mir leicht, meinem Jungen nachzujagen.

Siebzehn
    Autos sind schnell.
    Das hatte ich mir nie richtig klargemacht. Früher, als Marshmallow noch da war, war sie immer zur Straße hinuntergelaufen und hatte die Autos angebellt. Normalerweise hatten sie angehalten oder zumindest das Tempo gedrosselt, so dass Marshmallow sie einholen konnte. Aber nach ein paar Metern hatte sie dann immer abgedreht und so getan, als hätte sie nie vorgehabt, die Autos herauszufordern.
    Als ich jetzt dem Wagen des Jungen hinterherrannte, merkte ich, dass er sich immer weiter entfernte. Der Geruch von Staub und Abgasen wurde immer schwächer, aber an der Stelle, wo die asphaltierte Straße begann, konnte ich riechen, dass der Wagen eine scharfe Rechtskurve gemacht hatte. Danach schien sich seine Fährte jedoch zu verlieren. Aber ich konnte einfach nicht aufgeben; in wilder Panik setzte ich meine Verfolgungsjagd fort.Vor mir hörte ich einen Zug über die Gleise rumpeln, und nachdem ich eine Böschung erklommen hatte, konnte ich ihn auch sehen. Plötzlich stieg mir auch wieder der Geruch des Jungen in die Nase, und dann entdeckte ich ihn: Mit offenen Fenstern stand sein Wagen am Bahnübergang.
    Ich war erschöpft. Noch nie war ich so weit und so schnell gelaufen, trotzdem steigerte ich mein Tempo noch, als die Wagentür aufging und der Junge ausstieg.
    »Oh, Bailey!«, sagte er.
    Am liebsten hätte ich mich auf ihn gestürzt und von ihm liebkosen lassen, aber andererseits wollte ich auf keinen Fall meine Chance verpassen. Deswegen wich ich ihm in letzter Sekunde aus und landete stattdessen im Auto.
    »Bailey!« Mom lachte.
    Ich leckte beide ab und verzieh ihnen, dass sie mich vergessen hatten. Als der Zug vorbeigefahren war, ließ Mom den Motor an und wendete. Aber kurz darauf hielt sie schon wieder an, denn Grandpa kam mit seinem LKW angefahren. Wollte er uns dieses Mal etwa nach Hause begleiten?
    »Wie eine Rakete«, sagte Grandpa. »Kaum zu glauben, dass er es bis hierher geschafft hat.«
    »Wie lange hättest du noch durchgehalten, Bailey, hm, du Schussel-Hund?«, fragte Ethan liebevoll.
    Äußerst misstrauisch ließ ich mich bewegen, in Grandpas Laster zu springen – und mein Misstrauen erwies sich als berechtigt, denn als Ethan und Mom weiterfuhren, wendete Grandpa und fuhr mit mir zur Farm zurück.
    Eigentlich mochte ich Grandpa und begleitete ihn gern, wenn er »etwas in der Scheune erledigen musste«. Dann ging er nämlich in dem neuen Gebäude ganz nach hinten, wo große weiche Heuhaufen lagen, und machte ein Nickerchen. An kalten Tagen legte er uns warme Decken über. Doch in der ersten Zeit nach Ethans Abreise zeigte ich ihm die kalte Schulter, um ihn dafür zu bestrafen, dass er mich zurückgeholt hatte. Als ich merkte, dass ihn das nicht zu beeindrucken schien, zerkaute ich ein paar von Grandmas Schuhen, aber auch das brachte den Jungen nicht zurück.
    Über diesen ungeheuren Verrat kam ich einfach nicht hinweg. Ich wusste genau, dass der Junge irgendwo da draußen (wahrscheinlich zu Hause) war, mich brauchte und nicht verstehen konnte, warum ich nicht zu ihm kam.
    Alle waren ganz ruhig und benahmen sich, als wüssten sie nicht, welche Katastrophe sie herbeigeführt hatten. Es machte mich so wütend, dass ich schließlich den Schrank des Jungen durchwühlte und den Flip herausholte. Dann rannte ich die Treppe hinunter und warf ihn Grandma in den Schoß.
    »Was, um alles in der Welt, ist das denn?«, rief sie erschrocken.
    »Ethans große Erfindung«, sagte Grandpa.
    Ich bellte. Ja!

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