Ich gehoere zu dir
unser Haus stand, und sobald ich aus dem Wagen gelassen wurde, raste ich auf das Haus zu und durch die offene Tür. Es roch immer noch nach Rauch, aber auch nach frischem Holz und neuem Teppich, und das Fenster im Wohnzimmer war größer als früher. Felix schien der neuen Umgebung nicht zu trauen und inspizierte alles ausgiebig, aber ich rannte schon Sekunden später zur Hundeklappe und in den Garten hinaus. Vor Freude bellte ich laut, und Duchess antwortete aus ihrem Garten. Ich war wieder zu Hause!
Wir hatten uns kaum wieder eingewöhnt, als wir uns wieder auf die Reise machten und zur Farm fuhren. Endlich verlief das Leben wieder in gewohnten Bahnen, nur dass der Junge jetzt nicht mehr so gern rannte wie früher, weil er ja noch am Stock ging.
Einer unserer ersten Wege führte uns zu Hannahs Haus. Da ich ihn bestens kannte, lief ich voraus, und so sah ich sie als Erster. »Bailey! Hallo, Bailey!«, rief sie. Ich lief zu ihr, um mich kraulen zu lassen, und nach einer Weile erreichte auch der Junge die Einfahrt. Er war ganz außer Atem. Das Mädchen ging die Stufen vor der Haustür hinunter und wartete dort in der Sonne auf ihn.
»Hi«, sagte der Junge und wirkte irgendwie unsicher.
»Hi«, sagte das Mädchen.
Ich gähnte und kratzte die juckende Stelle an meinem Kinn.
»Bekomme ich keinen Kuss?«, fragte das Mädchen.
Ethan umarmte sie. Lange. Dann ließ er den Stock fallen.
In diesem Sommer war manches anders als früher. Ethan stand morgens lange vor Sonnenaufgang auf, fuhr mit Grandpas Lastwagen durch die ländlichen Straßen und blieb oft stehen, um Papier in die Briefkästen am Straßenrand zu stecken. Es war die gleiche Art Papier, die er kurz nach unserem Kennenlernen auf den Teppichen im Haus ausgebreitet hatte, aber ich hatte nicht das Gefühl, dass es besonders gut ankommen würde, wenn ich jetzt darauf urinierte. Dabei wusste ich noch ganz genau, dass es mir früher als Welpe großes Lob eingebracht hatte.
Hannah und der Junge verbrachten viel Zeit miteinander. Manchmal saßen sie einfach nur da und balgten ein wenig herum, ohne etwas zu sagen, und manchmal begleitete das Mädchen uns auf den frühmorgendlichen Autofahrten. Aber meist fuhr der Junge morgens nur mit mir los, mit Bailey, dem Hund, der auf den Vordersitz gehörte.
»Schließlich muss ich Geld verdienen, Bailey«, sagte der Junge manchmal, und ich wedelte mit dem Schwanz, wenn ich meinen Namen hörte. »Das Sportstipendium kann ich jetzt vergessen. Überhaupt werde ich nie wieder Sport treiben können.«
Immer wenn ich seine Traurigkeit spürte, drückte ich meine Schnauze an seine Hand.
»Mein Leben war ein einziger Traum, der nun ausgeträumt ist, wegen Todd.«
Ethan hatte den Flip mit zur Farm gebracht, aus welchem Grund auch immer, und bastelte daran herum. Er schnitt ihn auf, sägte etwas ab, gab ihm eine andere Form, und das Ding wurde immer peinlicher. Am liebsten ging ich mit dem Jungen im Teich schwimmen. Nur dabei schien sein Bein nicht wehzutun. Manchmal spielten wir sogar wieder das Tauchspiel, so wie all die Jahre zuvor, nur dass Ethan jetzt viel schwerer war und ich viel mehr Mühe hatte, ihn aus dem Wasser zu ziehen. Aber immer wenn ich ihm nachtauchte, war ich so glücklich, dass ich wünschte, der Sommer würde nie enden.
Aber ich wusste natürlich, dass das unmöglich war. Die Nächte wurden länger, und das bedeutete, wir würden bald wieder nach Hause fahren.
Eines Abends, als Mom und Grandma miteinander redeten, lag ich unter dem Tisch. Ethan war mit Hannah im Auto unterwegs, und da sie mich nicht mitgenommen hatten, hatten sie wahrscheinlich etwas vor, das keinen besonderen Spaß machte.
»Ich möchte mit dir über etwas reden«, sagte Grandma zu Mom.
»Mutter!«, sagte Mom abweisend.
»Nein, hör erst mal zu! Der Junge hat sich völlig verändert, seit ihr hier angekommen seid. Er ist so glücklich und erholt sich sichtlich. Außerdem hat er hier das Mädchen … Warum sollte er in die Stadt zurückkehren? Genauso gut kann er hier zur Schule gehen.«
»Das klingt ja, als wohnten wir im Ghetto«, sagte Mom beleidigt, aber sie lachte dabei.
»Du weichst mir aus, weil du … Nun, wir wissen beide, warum. Ich weiß, dass dein Mann dagegen sein wird. Aber inzwischen ist Gary fast nur noch auf Reisen, und du sagst selbst, dass du viel für die Schule arbeiten musst. Der Junge braucht ein familiäres Umfeld, bis er wieder ganz gesund ist.«
»Ja, Gary ist viel auf Reisen, aber er möchte Ethan sehen,
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