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Ich gehoere zu dir

Ich gehoere zu dir

Titel: Ich gehoere zu dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cameron W Bruce
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Ethan an. »Stimmt. Ich sollte dann wohl besser mal …«, sagte sie unsicher.
    »Alles klar«, sagte Ethan. Damit wandte er sich ab und humpelte fort.
    »Ethan!«, rief Hannah. Ich sah mich nach ihr um, aber der Junge ging einfach weiter. Das dunkle Durcheinander seiner Gefühle, diese Mischung aus Trauer und Wut, brodelte weiter in ihm. Irgendetwas an diesem Ort schien ihm ganz und gar nicht zu gefallen, denn er kehrte nie mehr hierher zurück.
    Dieser Sommer brachte große Veränderungen. Als Mom uns besuchen kam, folgte ein großer LKW ihrem Wagen. Ein paar Männer stiegen aus und luden Kisten ab, die sie in Moms Zimmer brachten. Oft unterhielten sich Grandma und Mom leise miteinander, und manchmal weinte Mom, was Grandpa ganz verlegen machte. Er ging dann fort und sagte, er hätte »in der Scheune etwas zu erledigen«.
    Ethan musste morgens immer wegfahren, zur »Arbeit«. Das war praktisch das Gleiche wie Schule und bedeutete, dass ich nicht mitdurfte. Aber wenn er abends zurückkehrte, roch er ganz köstlich nach Fleisch und Bratfett. Der Geruch erinnerte mich an unser Abenteuer im Wald, als Flare davongelaufen war und Grandpa mich später auf dem Vordersitz seines Trucks mit heißen Sandwiches aus einer Tüte gefüttert hatte.
    Aber die größte Veränderung unseres Lebens bestand darin, dass das Mädchen nicht mehr zu uns kam. Manchmal fuhren wir zusammen an ihrem Haus vorbei, und ich konnte sie riechen. Sie wohnte also immer noch hier, aber trotzdem hielt der Junge nicht an und bog auch nicht in ihre Einfahrt ein. Ich vermisste sie sehr, denn sie hatte mich geliebt, und sie duftete wunderbar.
    Der Junge vermisste sie ebenfalls. Meist blickte er angespannt zu ihrem Haus hinüber, wenn wir in der Nähe waren, und ich spürte, wie sehr er sich nach Hannah sehnte. Deswegen verstand ich nicht, warum wir sie nicht einfach besuchten und uns ein paar Brownies von ihr geben ließen, aber das taten wir nie wieder.
    Eines Tages ging Mom in diesem Sommer zum Teich hinunter, setzte sich an den Anleger und war sehr traurig. Ich versuchte sie aufzuheitern, indem ich die Enten verbellte, aber das nützte nichts. Schließlich zog sie sich etwas vom Finger. Es war aber nichts zu essen, sondern aus Metall, ein kleines rundes Ding, und sie warf es ins Wasser, wo es mit einem »Plopp« eintauchte und versank.
    Ich wusste nicht, ob sie erwartete, dass ich das Ding wieder hochholte, und sah sie fragend an. Ich war bereit, es zu versuchen, obwohl es völlig aussichtslos war. Sie aber befahl mir, mitzukommen, und wir kehrten zum Haus zurück.
    Nach diesem Sommer wurde das Leben richtig gemütlich. Auch Mom ging jetzt »zur Arbeit«, und wenn sie zurückkehrte, roch sie nach duftenden, süßen Ölen. Manchmal begleitete ich sie. Unser Weg führte an der Ziegenfarm vorbei bis zu der wackeligen Brücke, und dann verbrachten wir den Tag in einem großen Zimmer, in dem viele Kleider hingen und stinkende Wachskerzen und uninteressante Metallteile herumstanden. Es kamen eine Menge Leute, um mich zu sehen, und wenn sie wieder weggingen, nahmen sie meistens ein paar von den Sachen in Tüten mit.
    Der Junge kam regelmäßig zu Thanksgiving, Fröhliche Weihnachten, den Frühlings- und Sommerferien nach Hause auf die Farm.
    Meine Abneigung gegen Flare hatte ich weitgehend überwunden. Mittlerweile stand sie eigentlich auch nur noch den ganzen Tag herum und starrte in den Wind. Eines Tages kam Grandpa mit einem Tier an, das sich wie ein Babypferd bewegte, aber anders roch als alles, was ich kannte. Sein Name war Jasper, und er war ein Esel. Grandpa lachte, als Jasper steifbeinig im Hof umhersprang, aber Grandma sagte: »Ich verstehe nicht, wozu wir einen Esel brauchen«, und kehrte ins Haus zurück.
    Jasper hatte überhaupt keine Angst vor mir, obwohl ich auf unserer Farm das Tier Nummer eins war. Manchmal spielte ich mit ihm, aber das war ziemlich ermüdend, und es war ohnehin müßig, sich mit einem Wesen abzugeben, das nicht mal wusste, wie man einen Ball aufhob.
    Eines Tages kam ein Mann namens Rick zum Essen zu uns. Ich merkte, dass Mom ziemlich glücklich war, aber auch ein bisschen verschüchtert. Grandpa machte einen skeptischen Eindruck, aber Grandma war ganz begeistert. Rick und Mom setzten sich auf die Veranda, genau wie früher Hannah und Ethan, aber sie balgten nicht miteinander. Danach kam Rick uns immer öfter besuchen. Er war sehr groß und seine Hände rochen nach Holz. Er spielte häufiger Ball mit mir als alle anderen, und

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