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Ich gehoere zu dir

Ich gehoere zu dir

Titel: Ich gehoere zu dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cameron W Bruce
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offene Gartenpforte, wo die Frau mit dem Geruch auf einer Schaukel saß und sanft vor und zurück schwang. Sie schien glücklich zu sein und freute sich offenbar, mich zu sehen. »Hallo, Hundchen«, sagte sie.
    Ich lief zu Jakob zurück, und seine Erregung zeigte mir, dass er mich wieder verstanden hatte. Er wusste, dass ich die Frau gefunden hatte. Trotzdem wartete er, bis ich bei ihm war, ehe er reagierte. »Okay, Ellie, zeig!«
    Ich führte ihn zu der Frau auf der Schaukel, und ich spürte, wie erleichtert er bei ihrem Anblick war. »Sind Sie Marilyn?«, fragte er freundlich.
    Sie nickte und antwortete: »Sind Sie Warner?«
    Jakob sprach in das Mikrofon an seiner Schulter, und kurz darauf kamen die anderen Polizisten zu uns. Jakob nahm mich zur Seite. »Guter Hund, Ellie!« Er holte einen Gummiring aus der Tasche und ließ ihn über den Rasen hüpfen. Ich sprang hinterher und brachte ihn zurück, behielt ihn aber im Maul, damit Jakob daran ziehen und wir einen kleinen Wer-kriegt-den-Ring-Kampf machen konnten. Wir spielten ungefähr fünf Minuten lang, und es machte so viel Spaß, dass ich heftig mit dem Schwanz wedelte.
    Als Jakob mich wieder in den Käfig auf dem Lastwagen sperrte, spürte ich, wie stolz er war. »Guter Hund, Ellie! Du bist wirklich ein guter Hund!«
    Näher konnte Jakob der unbändigen Liebe und Bewunderung, die Ethan mir einst entgegengebracht hatte, nicht kommen. Jetzt wurde mir klar, was der Sinn meines Lebens als Ellie war: Ich sollte Leute nicht nur suchen, sondern sie retten. Die Leute, die vor dem Gebäude gestanden hatten, waren furchtbar besorgt gewesen, und genauso spürbar war ihre Erleichterung, als wir zu ihnen zurückkehrten. Die alte Dame war irgendwie in Gefahr gewesen, und dadurch, dass ich sie gefunden hatte, konnten Jakob und ich sie retten. Es war unsere gemeinsame Aufgabe, unsere Arbeit. Für ihn war es das Wichtigste auf der Welt, und mich erinnerte es an das Spiel, bei dem ich Ethan aus dem Teich gerettet hatte.
    Am nächsten Tag fuhr Jakob mit mir zu einem Laden und kaufte ein paar duftende Blumen, die er im Wagen liegen ließ, während wir arbeiteten. (Dieses Mal versteckte Wally sich auf einem stinkenden Müllcontainer, aber mich konnte er nicht hereinlegen.) Danach machten Jakob und ich eine lange Fahrt – so lang, dass ich es leid wurde, die Nase aus dem Käfig zu strecken, und mich einfach hinlegte.
    Als Jakob mich aussteigen ließ, machte er einen ungeheuer bedrückten Eindruck. Sein Schmerz schien stärker denn je. Wir befanden uns auf einem großen Hof mit lauter Steinen. Unsicher lief ich neben Jakob her, weil ich nicht wusste, was er hier vorhatte. Mit den Blumen in der Hand ging er ungefähr hundert Meter weit, dann kniete er sich hin und legte die Blumen vor einen der Steine. Sein Schmerz wurde so stark, dass er zu weinen begann. Besorgt stupste ich seine Hand mit der Schnauze an.
    »Ist schon gut, Ellie. Guter Hund. Sitz!«
    Ich setzte mich und litt mit ihm.
    Er räusperte sich. »Ich vermisse dich so schrecklich, Liebling«, flüsterte er heiser. »Manchmal weiß ich nicht, wie ich den Tag überstehen soll, weil ich weiß, dass du nicht da bist, wenn ich nach Hause komme.«
    Ich spitzte die Ohren, als ich »nach Hause« hörte. Ja , dachte ich. Lass uns nach Hause gehen, weg von diesem traurigen Ort.
    »Ich bin jetzt bei der Hundestaffel, Such- und Rettungsdienste. Auf Streife darf ich noch nicht gehen, weil ich immer noch Antidepressiva nehme. Ich habe jetzt einen Hund – Ellie. Sie ist ein Jahr alt, eine Schäferhündin.«
    Ich wedelte mit dem Schwanz.
    »Wir haben gerade die Ausbildung zum Diensthund abgeschlossen und sind jetzt für Einsätze zugelassen. Es tut gut, nicht mehr am Schreibtisch zu sitzen. Als Bürohengst habe ich zehn Pfund zugelegt.« Jakob lachte, und es klang falsch und traurig, gequält und kein bisschen glücklich.
    Fast reglos verharrten wir dort gut zehn Minuten lang. Nach und nach wurde Jakob etwas ruhiger, und der Schmerz, der ihn vorher fast zerrissen hatte, ließ nach. Jetzt ähnelte er dem, was ich bei Ethan und Hannah immer gespürt hatte, wenn sie sich am Ende des Sommers voneinander verabschiedet hatten – eine Art bange Wehmut. »Ich liebe dich«, flüsterte Jakob. Dann drehte er sich um, und wir kehrten zu seinem Wagen zurück.
    Von dem Tag an war ich nicht mehr so oft im Zwinger. Manchmal flogen wir mit Flugzeugen oder Hubschraubern. In beiden vibrierte es so wohlig, dass ich trotz des Lärms ganz müde wurde. »Du

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