Ich gehoere zu dir

immer wieder zu ihm zurückkehrte, um ihn zu beruhigen. Dann folgte ich wieder der Spur des Mädchens und lief auf eine Ansammlung kleiner Häuser zu.
    Dort erspähte ich das kleine Mädchen. Ganz still saß es auf den Stufen, die zu einer Veranda führten. Der Mann bearbeitete die Haustür mit einem Werkzeug. Das Mädchen schien traurig zu sein und Angst zu haben, aber es wurde munter, als es mich sah, und hielt mir eine winzige Hand hin.
    Der Mann wirbelte plötzlich herum und starrte mich an. Meine Nackenhaare sträubten sich, als unsere Blicke sich trafen, und ich spürte die krankhafte Dunkelheit seiner Seele, die noch viel grausamer war als damals bei Todd. Er hob den Kopf und blickte die Straße entlang, auf der ich gekommen war.
    Ich rannte zu Jakob zurück. Das kleine Mädchen rief »Hündchen!«, als ich mich in Bewegung setzte.
    »Du hast sie!«, sagte Jakob. »Gutes Mädchen, Ellie! Zeig!«
    Ich führte ihn zu dem Haus. Das Mädchen saß immer noch da, aber der Mann war nirgends zu sehen.
    »Hier Acht-Kilo-Sechs, Opfer unverletzt gefunden. Verdächtiger flüchtig, zu Fuß«, sagte Jakob.
    »Bleiben Sie beim Opfer, Acht-Kilo-Sechs.«
    »Roger.«
    In der Ferne hörte ich das Wap-Wap-Wap eines Hubschrauberpropellers. Hinter uns waren schnelle Schritte auf der Straße zu hören. Gleich darauf kamen zwei schwitzende Polizisten in Sicht.
    »Wie geht es dir, Emily? Bist du verletzt?«, fragte einer.
    »Nein«, antwortete das kleine Mädchen und nestelte an ihrem geblümten Kleid herum.
    »Mein Gott! Geht es ihr gut? Alles in Ordnung mit dir, Kleine?«, fragte ein dritter Polizist atemlos, hockte sich vor dem Mädchen hin und legte die Hände auf die Knie. Er war größer und stämmiger als die anderen. Sein Atem roch nach Eiskrem.
    »Sie heißt Emily.«
    »Darf ich das Hündchen streicheln?«, fragte das Mädchen schüchtern.
    »Ja, klar. Aber dann müssen wir weiterarbeiten«, sagte Jakob freundlich.
    Ich spitzte die Ohren, als ich das Wort »Arbeit« hörte.
    »Okay, dann komme ich mit«, sagte der große Polizist. »Johnson, ihr bleibt bei dem Mädchen. Passt auf, dass er sich nicht erneut von hinten anschleicht!«
    »Wenn er in der Nähe wäre, würde Ellie es uns anzeigen«, sagte Jakob. Ich sah zu ihm auf. Ging es jetzt los?
    »Such!«, sagte Jakob.
    An manchen Stellen war der Hang von undurchdringlichem Gebüsch bewachsen, der Boden sandig und lose. Trotzdem konnte ich der Spur des Mannes ohne Weiteres folgen, er war geradewegs den Hügel hinabgelaufen. Ich fand eine Eisenstange, die stark nach dem Mann roch, und lief zu Jakob zurück. »Zeig!«, befahl er.
    Als wir bei dem Werkzeug ankamen, mussten wir minutenlang auf den großen Polizisten warten. »Ich bin hingefallen … ein paarmal«, japste er, und ich sah, wie peinlich es ihm war.
    »Ellie zeigt an, dass er dieses Brecheisen bei sich hatte, wahrscheinlich wollte er es als Waffe benutzen. Er muss es weggeworfen haben«, sagte Jakob.
    »Okay, und nun?«, schnaufte der große Polizist.
    »Such!«, sagte Jakob.
    Der Geruch des Mannes hing in den Büschen und würzte die Luft, und es dauerte nicht lange, bis ich seine Schritte ein Stück vor mir hören konnte. Ich hatte ihn fast eingeholt. Die Luft war hier feucht, weil ein kleiner Bach in der Nähe vorüberfloss und hohe Bäume Schatten spendeten. Der Mann entdeckte mich und duckte sich hinter einen Baum, genau wie früher Wally. Ich lief zu Jakob zurück.
    »Zeig!«, sagte er.
    Ich führte Jakob zu den Bäumen. Ich wusste, dass der Mann sich dort immer noch versteckte. Ich roch seine Angst und seinen Hass – es war widerlich! Ohne Umwege führte ich Jakob zu dem Baum, von dem der Gestank kam, und als der Mann hinter dem Baum hervortrat, rief Jakob: »Polizei! Keine Bewegung!«
    Der Mann hob den Arm und feuerte einen Schuss ab. Nur eine Waffe. Man hatte mir beigebracht, dass Waffen in Ordnung waren. Doch ich spürte, dass Jakob plötzlich Schmerzen hatte, und ich sah, dass er zu Boden ging, und sein warmes Blut spritzte in alle Richtungen. Dann ließ er auch noch seine Pistole fallen.
    Blitzschnell fügten sich in meinem Kopf verschiedene Erinnerungen und Erfahrungen zusammen: Grandpas Gewehre, Ethans Dosen, die vom Zaun flogen, Todds Knallkörper und der plötzliche Schmerz, als er einen auf mich geworfen hatte. Der Mann am Baum benutzte seine Waffe also, um Jakob wehzutun!
    Wie er so dastand, die Waffe auf uns gerichtet, spürte ich, dass seine Angst und Wut in Euphorie umschlug.
    Was mich dann