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Ich gehoere zu dir

Ich gehoere zu dir

Titel: Ich gehoere zu dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cameron W Bruce
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größer wurde, kam Georgia immer seltener, aber ich vermisste sie nicht besonders, weil ich voll und ganz mit unserer Arbeit beschäftigt war. Eines Tages fuhren wir in einen Wald, wo wir einen Mann namens Wally trafen. Er streichelte mich, und dann lief er fort. »Was tut er da, Ellie? Wo läuft er hin?«, fragte Jakob. Ich beobachtete Wally, der sich über die Schulter nach mir umschaute und ganz aufgekratzt winkte.
    »Such ihn, Ellie! Such!«, sagte Jakob.
    Unsicher trottete ich in Wallys Richtung. Was sollte das? Wally sah mich kommen, ließ sich auf die Knie fallen und klatschte. Als ich bei ihm war, hielt er mir einen Stock hin, und dann spielten wir ein paar Minuten damit. Danach stand Wally wieder auf. »Schau, Ellie! Was tut er da? Such ihn!«, sagte Wally.
    Dieses Mal ging Jakob weg, und ich rannte ihm hinterher. »Guter Hund!«, lobte er mich.
    Es gibt clevere und dumme Spiele. Dieses fand ich genauso blöd wie den Flip. Aber Wally und Jakob schien es zu gefallen, also machte ich mit – schon allein, weil wir hinterher Stock-Fangen spielten, was mir viel mehr Spaß machte als Such-Wally.
    Etwa um die Zeit, als ich »Such« lernte, passierte etwas Merkwürdiges. Eine nie gekannte Unruhe breitete sich in mir aus, und mein Hinterteil sonderte einen überaus peinlichen Geruch ab. Mom und Grandma hatten immer geschimpft, wenn mir unter dem Schwanz würzige Düfte entwichen. Daher wusste ich, als sich dieser starke Geruch entwickelte, dass ich ein böser Hund war. (Grandpa hatte immer besonders heftig auf üble Gerüche reagiert und »Oh, Bailey!« gesagt, sogar wenn der Geruch von ihm selbst kam.)
    Jakob schien aber nichts zu merken. Erst als andere Hunde vermehrt die Büsche in der Nähe unserer Wohnung markierten, wurde er auf die Sache aufmerksam. Aus irgendeinem Grund war mir klar, dass sich die anderen Hunde nur meinetwegen in unserer Gegend herumtrieben.
    Jakobs Reaktion überraschte mich: Er steckte mich in ein Paar Shorts, ganz ähnlich denen, die er unter der Hose trug. Hinten hatten sie ein Loch für meinen Schwanz. Hunde, die Pullover und dergleichen trugen, hatten mir immer leidgetan, und jetzt musste ich selbst so herumlaufen! Und das vor den Augen der anderen Hunde! Es war mehr als peinlich – gerade jetzt, da mir so viel Aufmerksamkeit geschenkt wurde und extra meinetwegen das Gebüsch vor unserem Haus so fleißig gewässert wurde.
    Jakob sagte: »Zeit für den Tierarzt«, und fuhr mit mir zu einem Ort, an dem mir einiges bekannt vorkam. Wir gingen in ein kühles Zimmer mit hellem Licht und einem Metalltisch. Ich schlief ein und – wie nicht anders zu erwarten – wachte zu Hause mit einem dieser blöden trichterförmigen Plastikkragen wieder auf.
    Erst als mir der Kragen wieder abgenommen wurde, gingen Jakob und ich wieder in den Park. Ein paar Monate lang taten wir das fast jeden Tag. Dann wurden die Tage kürzer, aber es wurde nie richtig kalt, und an Schnee war nicht mal zu denken. Es wurde immer schwerer, Wally zu suchen, denn die Männer änderten andauernd die Regeln. Manchmal war Wally nicht da, wenn wir am Park ankamen, und ich musste ihn erst suchen, bevor ich ihn zu Gesicht bekam. Wenn ich ihn dann fand, lag er oft so da wie Grandpa, wenn er in der Scheune etwas erledigen musste, und ich lernte einen neuen Befehl: »Zeig!« Das bedeutete, ich sollte Jakob zu der Stelle führen, wo Wally faul unter einem Baum lag. Jakob merkte immer, wenn ich etwas gefunden hatte, auch wenn es bloß eine Socke war, die Wally fallen gelassen hatte. Der Mann war ein Desaster, denn andauernd verlor er irgendein Kleidungsstück und war darauf angewiesen, dass ich es wiederfand. Jakob sah mir an, ob ich etwas gefunden hatte: »Zeig!«, befahl er mir nämlich immer nur, wenn ich tatsächlich etwas gefunden hatte.
    Eine weitere Aufgabe, die Jakob mir stellte, bestand darin, eine schräge Fläche zu erklimmen und dann auf der anderen Seite Schritt für Schritt über eine Leiter wieder herunterzuklettern, statt einfach zu springen, was ich viel lieber getan hätte. Er brachte mir auch bei, in enge Röhren zu kriechen und auf aufgestapelte Baumstämme zu springen. Eines Tages befahl er mir, mich ganz ruhig hinzusetzen, während er die Waffe von seinem Gürtel nahm und einige Male schoss. Es knallte so laut, dass ich anfangs ordentlich zusammenzuckte.
    »Gutes Mädchen! Das ist eine Waffe. Siehst du, Ellie? Davor brauchst du keine Angst zu haben. Sie ist laut, aber du hast keine Angst, nicht wahr, mein

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