Ich gehoere zu dir
Tag in den Hof, um unseren Dreck zu entfernen. Das ohrenbetäubende Gebell, das in unregelmäßigen Abständen und ohne ersichtlichen Anlass ausbrach, schreckte mich nicht mehr, denn es war Ausdruck der gleichen überschäumenden Lebensfreude, die auch ich empfand, und so bellte ich schon bald mit.
Und dann die Fütterungen! Zweimal pro Tag kamen Bobby, Carlos, die Señora und der dritte Mann in den Hof und teilten uns nach Alter in Gruppen ein. Dann schütteten sie reichhaltiges Futter in große Näpfe, und wir tauchten mit dem ganzen Kopf hinein und fraßen, so viel in uns reinpasste. Für meine Gruppe war Bobby zuständig, und solange wir fraßen, blieb er bei uns stehen, um sicherzustellen, dass jeder genug abbekam. Wenn er meinte, dass jemand zu kurz gekommen war (meist das kleinste Mädel), hob er das betreffende Tier hoch und gab ihm eine extra Handvoll Futter, wobei er die anderen Hunde fernhielt.
Mutter fraß mit den erwachsenen Hunden, aus deren Richtung während der Fütterung manchmal ein gefährliches Knurren zu uns herüberdrang. Wenn ich mich dann zu ihnen umdrehte, war aber nichts als Schwanzwedeln zu sehen. Ich weiß nicht, womit sie gefüttert wurden, aber es war etwas anderes als das Welpenfutter, und es roch köstlich. Wenn einen von uns Jüngeren die Neugier packte und er versuchte, unauffällig zum Fressnapf der Erwachsenen zu schleichen, schritten die Männer ein und scheuchten ihn zu seiner Gruppe zurück.
Die Frau, die Señora, beugte sich oft zu uns herunter, damit wir ihr das Gesicht lecken konnten. Sie streichelte uns ausgiebig und lachte viel, weil sie sich so über uns freute. Mein Name, so sagte sie mir, sei Toby. Sie wiederholte ihn immer, wenn sie mich sah: Toby, Toby, Toby.
Ich war sicher, dass ich ihr Liebling war – wer auch sonst! Meine beste Freundin war eine hellbraune Hundedame namens Coco. Gleich am ersten Tag hatte sie mich herzlich begrüßt. Sie hatte weiße Beine und Füße, eine rosa Nase und drahtiges raues Fell, und sie war so klein, dass ich trotz meiner kurzen Beine mit ihr Schritt halten konnte.
Coco und ich kabbelten uns den lieben langen Tag. Oft machten die anderen Mädchen mit, und auch der Schnelle drängte sich manchmal auf, um seine Überlegenheit zu demonstrieren. Allerdings musste er sich dabei ziemlich im Zaum halten, denn wenn er zu aggressiv wurde, kam einer der älteren Rüden herüber und wies ihn zurecht. Dann tat ich immer so, als hätte ich ihn noch nie im Leben gesehen.
Ich liebte meine Welt, den Hof. Ich liebte es, neben dem Wassertrog so schnell durch den Matsch zu rennen, dass er mir ins Fell spritzte. Ich liebte das vielstimmige Gebell, auch wenn mir nie ganz klar war, warum wir bellten. Ich liebte es, Coco zu jagen und dicht zusammengedrängt mit all den anderen Hunden zu schlafen – mitten im Wohlgeruch ihrer Fürze. Manchmal musste ich während eines Spiels oder Wettrennens stehen bleiben – teils weil ich aus der Puste kam, teils weil mir vor Glück ganz schwindelig war.
Auch die älteren Hunde spielten viel, sogar der Leithund. Seine Lieblingsbeschäftigung waren Wettrennen, bei denen er immer einen alten Stofffetzen im Maul trug und wie einen Schatz verteidigte. Die anderen Hunde rasten dann hinter ihm her und taten so, als seien sie nicht schnell genug, um ihn einzuholen. Mutter beteiligte sich an diesen Wettrennen nie. Hinter den aufgestapelten Bahnschwellen hatte sie sich eine Mulde gebuddelt, in der sie meist teilnahmslos herumlag. Wenn ich sie dort ab und zu besuchen wollte, um zu sehen, wie es ihr ging, knurrte sie mich an wie einen Fremden.
Eines Abends nach der Fütterung, als alle faul herumlagen und vor sich hin dösten, sah ich sie aus ihrem Versteck kommen und heimlich auf das Gatter zuschleichen. Ich kaute gerade an einem Gummiknochen. Obwohl ich satt war, hatte ich andauernd das Bedürfnis, etwas zwischen den Zähnen zu haben. Trotzdem hörte ich auf zu kauen und schaute neugierig zu, wie sie sich vor das Gatter setzte, als erwarte sie etwas Bestimmtes. Hörte sie jemanden kommen? Ich legte den Kopf schief und überlegte. Wenn ein Mensch in der Nähe gewesen wäre, hätten die anderen Hunde längst angefangen zu bellen.
Oft saßen Carlos, Bobby und die anderen Männer abends an einem kleinen Gartentisch bei uns im Hof, öffneten eine Flasche, aus der ein scharfer, chemischer Geruch kam, und reichten sie herum. Aber an diesem Abend waren sie nicht da.
Mutter stellte sich auf die Hinterbeine, legte die Vorderpfoten
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