Ich gehoere zu dir
will.«
Sie schwiegen eine Weile. Ich ging in die Küche, aber wie üblich war der Fußboden blitzblank, ohne die geringste Spur von etwas Essbarem.
»Wie ich höre, hast du eine Arbeitsunfähigkeitsrente beantragt«, sagte Maya schließlich.
»Ja. Innerhalb von fünf Jahren bin ich zweimal angeschossen worden. Ich finde, das reicht.« Jakob lachte, aber es klang eher, als ob er bellte.
»Wir werden dich vermissen«, sagte Maya.
»Ich bin ja nicht aus der Welt. Ich habe mich an der Uni in LA immatrikuliert. Wenn ich mich dahinterklemme, kann ich in eineinhalb Jahren mein Jura-Examen in der Tasche haben.«
Wieder schwiegen die beiden. Ich merkte, dass Maya sich nicht mehr wohl in ihrer Haut fühlte. Ich hatte das schon öfter erlebt, wenn Menschen sich mit Jakob unterhielten: Statt das Gespräch fortzuführen, verstummten sie irgendwann. Etwas an seiner Art schien sie früher oder später mundtot zu machen.
»Wann machst du die Prüfung?«, fragte Jakob nach einer Weile.
Seufzend legte ich mich auf neutralem Grund etwa in der Mitte zwischen den beiden hin. Ich hatte keine Ahnung, was als Nächstes passieren würde.
»In zwei Wochen, aber …« Maya sprach nicht zu Ende.
»Aber?«, hakte Jakob nach.
»Ich glaube, ich breche den Lehrgang ab«, brach es plötzlich aus Maya heraus. »Ich komme einfach nicht mit. Ich hatte ja keine Ahnung … Na, jedenfalls glaube ich, dass andere als Hundeführer besser geeignet sind.«
»Das kannst du doch nicht machen!«, sagte Jakob. Ich hob den Kopf und sah ihn überrascht an. Warum wurde er plötzlich so ärgerlich? »Man kann einen Hund doch nicht von einer Hand in die andere geben! Ellie ist der beste Hund, den wir je hatten. Wenn du sie jetzt im Stich lässt, verdirbst du sie vielleicht für immer. Wally sagt, ihr beide hättet eine echte Beziehung zueinander entwickelt.«
Ich klopfte mit dem Schwanz auf den Boden, als ich meinen Namen hörte, aber nur ein bisschen, denn Jakobs Stimme klang sehr ernst.
»Ich bin den Anforderungen körperlich nicht gewachsen, Jakob«, sagte Maya. Ich merkte, dass auch sie jetzt ärgerlich wurde. »Ich war nun mal nicht bei der Marine, sondern bin eine einfache Streifenpolizistin, die mit Müh und Not den jährlichen Fitnesstest besteht. Ich habe mir wirklich Mühe gegeben, aber es ist einfach zu schwer für mich.«
»Zu schwer!« Jakob sah Maya so missbilligend an, dass sie mit den Schultern zuckte und den Blick abwandte. Sie war jetzt nicht mehr wütend, sondern schämte sich, und ich ging zu ihr und berührte ihre Hand mit der Nase. »Was meinst du, wie schwer ein erneuter Wechsel erst für Ellie sein muss? Ist dir das ganz egal?«
»Natürlich nicht.«
»Aber es ist dir zu viel Arbeit.«
»Nein, Jakob, ich bin diesem Job einfach nicht gewachsen. Mir fehlen die notwendigen psychischen Voraussetzungen.«
»Dir fehlen die nötigen Voraussetzungen. Die psychischen.«
Ich spürte, dass Maya mit den gleichen Gefühlen zu kämpfen hatte, die bei ihr manchmal zu Tränenausbrüchen führten. Ich wollte sie trösten und schob ihr noch einmal meine Nase in die Hand. Als Jakob wieder das Wort ergriff, sah er Maya nicht direkt an, und seine Stimme war friedlicher.
»Als ich das erste Mal angeschossen wurde, war meine Schulter so kaputt, dass ich ganz neu lernen musste, sie zu bewegen. Ich war jeden Tag beim Physiotherapeuten und stemmte Gewichte. Mann, hat das wehgetan! Außerdem bekam meine Frau damals gerade ihre letzten Chemos. Mehr als einmal wollte ich aufgeben. Das war schwer.« Jakob sah Maya jetzt an. »Susan lag im Sterben, aber sie gab niemals auf, nicht, bis alles vorbei war. Und ich wusste: Wenn sie durchhalten konnte, konnte ich es auch. Es ist das einzig Richtige. Versagen ist keine Option, solange Erfolg lediglich eine Frage des Durchhaltens ist. Ich weiß, dass es schwer ist, Maya. Aber du musst es versuchen.«
Die Düsternis und Schwermut, die ich von Jakob kannte, ergriff wieder von ihm Besitz, und sein Ärger verflog. Er sackte in seinem Sessel zusammen und war plötzlich ganz erschöpft.
Irgendetwas sagte mir, dass ich nicht wieder zu ihm ziehen und mit ihm arbeiten würde. Er hatte einfach kein Interesse mehr an »Such«.
Obwohl Maya traurig war, spürte ich wachsende Entschlossenheit in ihr, eine Kraft, die sie antrieb, wie an dem Tag, als sie mit mir am Meer entlanggelaufen war.
»Okay. Du hast ja recht«, sagte sie zu Jakob.
Jakob tätschelte mir den Kopf, als wir uns verabschiedeten, und zeigte keinerlei
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