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Ich gehoere zu dir

Ich gehoere zu dir

Titel: Ich gehoere zu dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cameron W Bruce
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wenn er sie fütterte. Emmet stolzierte manchmal auf ihn zu und rieb sich an seinen Beinen, als sei es eine besondere Ehre für Al, Katzenhaare an der Hose zu haben.
    Wir arbeiteten schon ein paar Jahre in Schulen, als Maya eines Tages eine neue Variante mit mir ausprobierte. Wir gingen in ein Zimmer, das Klasse hieß und kleiner war als die anderen Räume, die ich sonst gewohnt war. Aber auch hier war alles voller Kinder, die – ebenfalls anders als sonst – etwa gleichaltrig waren. Sie waren noch ziemlich klein und saßen auf Decken, die auf dem Fußboden ausgebreitet waren. Darum beneidete ich sie. Mittlerweile verbrachte ich viel Zeit mit Schlafen, weil ich nicht mehr so viel Energie hatte wie früher, und wenn die Kinder mich jetzt aufgefordert hätten, mich zu ihnen auf die Decken zu legen, hätte ich es gern getan.
    Maya rief eins der Kinder nach vorn, und schüchtern kam es auf uns zu. Es war ein kleines Mädchen namens Alyssa, und sie umarmte mich. Als ich ihr übers Gesicht leckte, lachten die anderen Kinder. Maya hatte noch nie ein Kind nach vorn geholt, und ich wusste nicht recht, was sie damit bezweckte.
    Eine Frau, die an einem Pult saß, eine sogenannte Lehrerin, erklärte: »Alyssa sieht Ellie heute zum ersten Mal, aber ohne Ellie wäre sie nie geboren worden.«
    Kurz darauf kamen alle Kinder zu mir und fassten mich an, und das war dann wieder so, wie ich es in der Schule gewohnt war. Manchmal waren die Kinder etwas ruppig, und auch hier gab es einen Jungen, der mich an den Ohren zog, aber ich ließ ihn gewähren.
    Am Ende des Schultags flitzten die Kinder alle aus der Tür, nur die kleine Alyssa blieb bei mir. Auch die Lehrerin blieb im Zimmer. Aus irgendeinem Grund schien Maya ganz aufgeregt zu sein, und auch ich wartete gespannt ab. Dann betraten ein Mann und eine Frau die Klasse, und Alyssa lief ihnen entgegen.
    Der Mann war Jakob.
    Ich sprang auf ihn zu. Er beugte sich vor und kraulte mich hinter den Ohren. »Wie geht’s dir, Ellie, altes Mädchen? Du bist ja ganz grau geworden!«
    Die Frau nahm Alyssa auf den Arm. »Daddy hat früher mit Ellie gearbeitet«, sagte sie zu ihr. »Hast du das gewusst?«
    »Ja«, sagte Alyssa.
    Maya umarmte Jakob und die Frau, die Alyssa wieder herunterließ, so dass sie mich weiter streicheln konnte.
    Ich setzte mich und betrachtete Jakob. Er hatte sich sehr verändert, vor allem war er nicht mehr so kühl und distanziert wie früher. Ich begriff, dass Alyssa seine Tochter war und die Frau ihre Mutter. Jakob hatte jetzt also eine Familie und war glücklich.
    Das war der Hauptunterschied: In all der Zeit, die ich bei ihm gewohnt hatte, war er nicht glücklich gewesen.
    »Ich bin froh, dass du die Öffentlichkeitsarbeit übernommen hast«, sagte Jakob zu Maya. »Ein Hund wie Ellie braucht Arbeit.«
    Ich hörte meinen Namen und das Wort »Arbeit«, aber es sah nicht so aus, als ob gleich jemand »Such!« sagen würde. Jakob sprach einfach immer nur übers Arbeiten, das kannte ich schon von ihm.
    Es war schön, ihn wiederzusehen und die Liebe zu spüren, die er für seine Familie empfand. Ich war so glücklich, dass ich mich hinlegte, um mir ein Nickerchen zu gönnen.
    »Wir müssen jetzt gehen«, sagte die Frau zu Alyssa.
    »Kann Ellie mitkommen?«, fragte das Mädchen, und alle lachten.
    »Ellie«, sagte Jakob, und ich stand auf. Er beugte sich wieder zu mir herunter und nahm meinen Kopf in die Hand. »Du bist ein guter Hund, Ellie, ein guter Hund.«
    Als ich seine raue Hand an meinem Fell spürte, musste ich an die Zeit denken, als ich noch ein Welpe war und Jakob gerade erst anfing, mir das Arbeiten beizubringen. Ich wedelte mit dem Schwanz, weil ich diesen Mann so sehr liebte. Trotzdem war ich froh, jetzt bei Maya zu wohnen, und als sich im Korridor alle voneinander verabschiedeten, folgte ich ihr mit der größten Selbstverständlichkeit.
    »Guter Hund«, murmelte Maya. »Hat es dir Spaß gemacht, Jakob wiederzusehen?«
    »Auf Wiedersehen, Ellie!«, rief Alyssa, und ihre helle Stimme hallte in dem stillen Korridor wider.
    Maya blieb stehen und drehte sich zu ihr um, genau wie ich. Das Letzte, was ich von Jakob sah, war, dass er seine Tochter auf den Arm nahm und mir zugrinste.
    In diesem Jahr starben Stella und Emmet. Maya weinte und war sehr traurig, und sogar Al schien traurig zu sein. Das Haus wirkte merkwürdig leer ohne die beiden, und Tinkerbell suchte nun oft bei mir Trost. Immer wenn ich aus einem Nickerchen erwachte, lag sie eng an mich geschmiegt

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