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Ich gehoere zu dir

Ich gehoere zu dir

Titel: Ich gehoere zu dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cameron W Bruce
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aufgeweichten Boden. Wir gelangten an eine Stelle, an der der Zaun verbogen war, aber auch dort konnte ich keine Fährte ausmachen.
    »Wenn er hier durchgeschlüpft wäre, würdest du es riechen, nicht wahr, mein Mädchen?«, sagte Maya. Dann rief sie laut: »Geoffrey, komm raus! Es ist alles in Ordnung.«
    Am Zaun entlang kehrten wir zum Schulgebäude zurück. Ein Polizeiwagen fuhr mit blinkenden Lichtern vor, und Maya lief hin, um mit dem Fahrer zu sprechen.
    Ich suchte weiter nach Geoffrey. Ich nahm zwar kaum etwas wahr, aber ich wusste, dass es eigentlich nur eine Frage der Konzentration war. So wie man es mir beigebracht hatte, musste ich alle Gerüche ignorieren, die nicht von dem Stoffbeutel stammten. Und wenn ich nicht lockerließ …
    Da! Ich war auf etwas gestoßen und sah mich um. An dieser Stelle war eine Lücke im Zaun, denn zwei Stangen standen nicht genau nebeneinander. Der Zwischenraum war so schmal, dass kein Erwachsener hindurchgepasst hätte, aber der Geruch von Geoffrey stieg mir in die Nase, also musste er sich hier durchgequetscht und den Spielplatz verlassen haben.
    Ich lief zu Maya zurück und alarmierte sie. Sie sprach mit einem Polizisten und bemerkte mich zuerst gar nicht, aber dann drehte sie sich ganz aufgeregt zu mir um. »Ellie? Zeig!«
    Wir rannten durch den Regen zu der Zaunlücke zurück. Maya spähte hindurch. »Hierher«, rief sie dann und lief ein Stück am Zaun entlang zurück zur Schule. »Er hat das Schulgelände verlassen. Er ist auf der anderen Seite des Zauns!« Sogleich setzte sich der Polizist in Bewegung und folgte uns.
    Auch auf der anderen Seite des Zauns konnte ich Geoffreys Fährte genau wahrnehmen. Ich folgte seiner Spur und war mir sicher, auf dem richtigen Weg zu sein. Ja, hier entlang!
    Doch urplötzlich verlor sich seine Fährte. Nur ein paar Schritte vom Zaun entfernt war von dem Jungen keine Spur mehr zu entdecken, obwohl sie eine Sekunde lang so deutlich zu riechen gewesen war.
    »Was ist denn los?«, fragte der Polizist.
    »Vielleicht ist er zu jemandem ins Auto gestiegen«, sagte Maya, und der Polizist stöhnte auf.
    Ich senkte die Nase, bis sie fast den Boden berührte, und dann roch ich es wieder! Ich ging ein paar Schritte, und der Geruch wurde stärker. Am Straßenrand bildete der Regen einen reißenden Strudel, der am Rinnstein gurgelnd in einen Gully abfloss. Ich schob die Schnauze in die Öffnung, ignorierte die Gerüche, die das rauschende Wasser mit sich brachte, und konzentrierte mich auf den des Jungen. Ich hätte mich durch das Loch in den lauten, schäumenden Gully zwängen können – aber das war gar nicht nötig. Ich konnte Geoffrey jetzt ganz deutlich riechen. Er musste ganz in der Nähe sein, obwohl ich ihn in der Dunkelheit nicht erkennen konnte.
    Ich blickte zu Maya auf.
    »Mein Gott, er steckt da drinnen, im Abflusskanal!«, rief sie.
    Der Polizist schaltete eine Taschenlampe ein und leuchtete in den Gully. Dann sahen wir es alle zur gleichen Zeit: das fahle Gesicht eines völlig verängstigten Jungen.

Fünfundzwanzig
    »Geoffrey! Keine Angst, wir holen dich da raus!«, schrie Maya ihm zu. Ohne sich um das Wasser zu kümmern, kniete sie sich auf die Straße und machte sich lang, um den Jungen zu erreichen. Der Schwall des hereinströmenden Wassers drückte ihn von der Öffnung fort und der Junge hielt sich an der hinteren Wand fest. Er hatte ganz entsetzliche Angst. Hinter ihm schoss das Regenwasser mit lautem Getöse in einen schwarzen Tunnel. Stöhnend beugte Maya sich so weit vor, wie sie konnte, aber sie bekam den Jungen nicht zu fassen.
    »Wie ist er da bloß hineingeraten?«, fragte der Polizist laut.
    »Er passt genau hinein. Wahrscheinlich hat er sich da drinnen versteckt, ehe der Regen anfing. Mein Gott, was sind das bloß für Wassermassen!« Maya klang ganz verzagt.
    Über Geoffreys Kopf war ein runder Eisendeckel in die Straße eingelassen worden. Der Polizist versuchte ihn mit bloßen Händen hochzuheben und fluchte leise vor sich hin. Dann rief er: »Ich brauche eine Stange oder irgendwas, das ich als Hebel benutzen kann.« Er gab Maya die Taschenlampe und rannte zu seinem Wagen zurück. Bei jedem Schritt spritzte das Wasser hoch auf.
    Geoffrey zitterte vor Kälte, und sein Blick war ganz stumpf, als Maya die Taschenlampe auf ihn richtete. Er hatte sich die Kapuze seiner kleinen Regenjacke über den Kopf gezogen, um sich wenigstens ein bisschen vor der Kälte zu schützen.
    »Halt durch, Geoffrey, okay? Halt durch! Wir

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