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Ich gehoere zu dir

Ich gehoere zu dir

Titel: Ich gehoere zu dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cameron W Bruce
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holen dich da raus.«
    Geoffrey reagierte nicht.
    Der Polizeiwagen schaltete die Sirene ein und war im nächsten Moment schon bei uns. Schlingernd kam er zum Stehen. Der Polizist stieg aus und lief zum Kofferraum.
    »Feuerwehr und Notarztwagen sind unterwegs«, schrie er.
    »Wir haben keine Zeit mehr!«, schrie Maya zurück. »Er rutscht immer weiter ab.«
    Der Polizist holte eine gebogene Eisenstange aus dem Kofferraum.
    »Halt durch, Geoffrey!«, schrie Maya. »Lass bloß nicht los!«
    Der Polizist bearbeitete den Eisendeckel mit seinem Werkzeug. Maya sprang auf, um zu sehen, wie er vorankam, und ich kam mit. So konnte ich sehen, wie ein dicker Brocken Matsch auf Geoffreys Kopf fiel, als der Polizist den Eisendeckel aushebelte. Der Junge hob eine Hand, um sich den Matsch aus dem Gesicht zu wischen, und dann konnte er sich mit der anderen Hand nicht mehr an der Wand festhalten und fiel ins Wasser. Er blickte kurz zu uns auf, dann wurde er in den Tunnel gespült.
    »Geoffrey!«, schrie Maya.
    Ich war immer noch im Such-Modus, deswegen zögerte ich keinen Augenblick und stürzte dem Jungen kopfüber hinterher. Augenblicklich wurde ich von der Strömung erfasst und in den Kanal gezogen. Ich folgte dem Jungen.
    Es war dunkel, und mein Kopf wurde durch die Strömung immer wieder gegen die Betonwände geschleudert. Ich ignorierte es und konzentrierte mich auf Geoffrey, der irgendwo in der Dunkelheit vor mir her schwamm und lautlos um sein Leben kämpfte. Sein Geruch war schwach und verlor sich in den tödlichen Fluten immer wieder.
    Ohne Vorwarnung sackte plötzlich der Boden unter meinen Pfoten ab. In völliger Dunkelheit wurde ich von den Wogen hin und her geschleudert. Der enge Kanal mündete hier in einen viel größeren, das Wasser wurde tiefer und das Getöse lauter. Ich versuchte, Geoffreys Fährte wieder aufzunehmen und schwamm mit kräftigen Zügen voran. Obwohl ich nichts sehen konnte, wusste ich, dass ich nur wenige Meter von ihm entfernt war.
    Eine Sekunde bevor er unterging, wusste ich, was passieren würde. Ethan hatte dieses Spiel oft genug mit mir gespielt: Immer hatte er gewartet, bis ich ganz nah war, ehe er sich in die Tiefe stürzte. Und genauso, wie ich immer gewusst hatte, wo ich ihn in dem dunklen Teich wiederfinden konnte, hatte ich jetzt einen ganz klaren Instinkt für Geoffrey, der unter mir absank. Mit offenem Maul tauchte ich ab, ohne etwas zu sehen, und es dauerte nicht lange, bis ich Geoffreys Kapuze im Maul hatte. Zusammen kämpften wir uns an die Wasseroberfläche.
    Doch dann gab es keine andere Möglichkeit, als sich von der Strömung davontragen zu lassen. Ich konzentrierte mich darauf, Geoffreys Kopf über Wasser zu halten, indem ich die Kapuze nach hinten zerrte. Er lebte, aber er bewegte sich nicht mehr.
    Von oben schien ein schwaches Licht auf die nassen Betonwände des Kanals. Wir befanden uns in einem Tunnel von etwa zwei Metern Durchmesser, und nirgends war eine Öffnung zu sehen. Wie sollte ich den Jungen hier retten?
    Das Licht wurde heller, und ich begann ein Dröhnen zu hören. Das Wasser schoss immer schneller dahin. Ich hielt Geoffreys Kapuze ganz fest, weil ich spürte, dass gleich etwas passieren würde.
    Mit einer Sturzwelle wurden wir ans Tageslicht gespült, purzelten eine Betonrampe hinab und landeten platschend in einem schnell dahinfließenden Gewässer. Es war nicht einfach, uns beide an der Oberfläche des reißenden Stroms zu halten, zumal wir von kräftigen Wellen hin und her geworfen wurden. Die Flussufer waren aus Beton, aber als ich Geoffrey an das näher gelegene zog, musste ich gegen die Strömung schwimmen, die mich in die Flussmitte zurückspülen wollte. Ich war erschöpft, mein Kiefer und mein Nacken schmerzten vor Anstrengung, aber ich zog Geoffrey ans Ufer und schwamm, so kräftig ich konnte.
    Lichter blitzten auf, und flussabwärts sah ich Männer in Regenmänteln, die auf das Ufer zuliefen. Ich war mir sicher, dass die Strömung mich an ihnen vorbeitragen würde, ehe ich Geoffrey in Sicherheit gebracht hatte.
    Zwei Männer sprangen ins Wasser. Sie waren mit einem Seil verbunden, das von anderen Männern gehalten wurde, die sich am Ufer bereithielten. Die beiden Männer standen bis zu den Hüften im Wasser und streckten die Arme aus, um uns zu ergreifen. Ich gab alles, um mich genau in ihre Richtung zu bewegen.
    »Hab ihn!«, schrie einer der Männer, als Geoffrey und ich dicht bei ihm waren. Er packte mich am Halsband, während der andere Geoffrey

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