Ich, Gina Wild
Verlobung. Zwei Ringe lagen in unseren vollen Sektgläsern und wir wussten, bald gibt es Hochzeit.
Es passte einfach alles zu diesem Zeitpunkt. Der Hochzeitstag war wunderschön. Die Sonne schien, obwohl bereits tiefster Herbst war. Wir haben nur standesamtlich geheiratet. Ich hatte ein blaues Kostüm an, Rock und Jacke. Axel trug eine schwarze Hose und ein helles Jacket.
Ich würde gerne auch kirchlich heiraten. Ganz in weiß. Axel spricht in letzter Zeit öfter davon. Ich denke, wir werden es bald tun.
Am Abend vor der Hochzeit war ich mächtig aufgeregt und konnte kaum schlafen. Ich musste die Nacht über Lockenwickler tragen wegen meiner Frisur. Das zwickte und zwackte.
Dann war der Tag endlich da - und viel zu schnell wieder vorüber. Im Garten meiner Eltern gab es ein kleines Fest. Die Familie hat uns ein riesiges blaues Heliumherz geschenkt, mit Glitter. Der ist dann leider bei der Fahrt im Cabrio abgefallen. Wir haben danach ein Wochenende mit einem befreundeten Pärchen auf Schloss Lembeck verbracht, ein Wasserschloss mit einem altem Restaurant im Keller. Das war unsere bescheidene kleine Hochzeitsreise mit Himmelbett, knarrendem Holzboden, schweren Kommoden und Kamin.
Meine ersten Gehversuche in der Pornoszene waren beinahe harmlos. Und sie waren von meiner Seite gar nicht geplant. Ich tat sie eher aus einer Laune heraus.
Der erste Schritt war der Film »Amateure zum ersten mal gefilmt« von 1995. Der Film, den meine Eltern im Jahr darauf in die Hände bekommen sollten. Kurz danach kam der zweite Amateur-Dreh. Der hatte den Titel: »Sind das etwa ihre Nachbarn?«
Es war ein Dreh, zu dem sich mehrere Paare am Set eingefunden hatten. Eigentlich sollten Axel und ich eine Szene haben. Aber wir haben dann vor Ort ein Pärchen kennen gelernt, das uns gefallen hat. Sie war eine große schlanke Frau mit langen blonden Haaren und einem sehr hübschen Gesicht. Er war muskulös, blond und hatte blaue Augen. Da haben wir mit dem Produzenten, mit Uwe gesprochen und ihm gesagt, wir hätten kein Problem mit einem Partnerwechsel.
Axel und die fremde Frau waren als erstes dran. Er war spitz auf sie und hat sich sehr gefreut. Axel hat angefangen sie zu streicheln und zu lecken und sein Ding wuchs. Er war rattenscharf auf sie.
Da dreht die sich rum, weil Axel sie von hinten nehmen will, und plötzlich ist es vorbei.
Warum?
Sie hatte Haare auf dem Hintern wie ein Mann. Da ist bei Axel alles zusammengefallen. Er dachte, er muss einen Mann ficken. Ich habe noch versucht, ihn anzutörnen, habe neben ihm gestanden und ihn gestreichelt. Er hat aber nur gesagt: »Meine Potenz hat mich verlassen.«
Es war ihm unangenehm, den wahren Grund zu nennen. Ich hingegen hatte Glück mit meinem Typen. Der arme Axel. Aber so was passiert eben.
Unsere Amateurfilme für die Firma Puaka sind dem zuständigen Geschäftsführer in Wiesbaden aufgefallen. Er war auch bei einem der Drehs dabei.
In »Amateure zum ersten mal gefilmt« war er bereits auf uns aufmerksam geworden. Er fand meine frische, freie und naive Art schön. Wir haben uns verstanden. Er wollte mich dafür gewinnen, dass ich auf der Hausmesse des Erotikversands ZBF in Wiesbaden auftrete. Ich sollte für ihn am Stand als Hostess arbeiten.
Er war der allererste, der mir auf den Kopf zu sagte: »Du solltest Porno machen. Du bist so ein exhibitionistisches Biest. Du hast eine Ader dafür.«
Ich habe mir damals so etwas noch nicht zugetraut. Die notwendige Lust dazu hatte ich schon. Aber die Scheu war noch zu groß. Mir fehlte der Mut, in der Öffentlichkeit zu stehen. Ich habe noch nicht daran geglaubt, dass ich es schaffe, die Leute davon zu überzeugen, dass ich sexy bin und dass sie meine Filme kaufen müssen. Dieses Selbstvertrauen kam erst später. Mit meiner optischen Wandlung, die einen völlig neuen Menschen aus mir machte.
Da habe ich nun auf der Messe gearbeitet. Es wurden Filme vorgestellt, die auf Leinwänden liefen. Ich hatte ein sexy hochgeschlitztes schwarzes Kleid an und stakste mit High Heels um meinen Stand herum. Ich war von einer Visagistin geschminkt worden. Die Leute wollten Fotos mit mir. Ich war Blickfang. Es hat mir Spaß gemacht, dass die Männer auf mich abfuhren.
Und auch einige der Aussteller sind auf mich aufmerksam geworden. Sie sprachen mich an. Es war wohl meine unbekümmerte Art, die die Leute an mir mochten. Das war im Oktober 1995. Da war »Amateure zum ersten mal gefilmt« gerade erschienen.
Auf der Messe in Wiesbaden bin ich einem
Weitere Kostenlose Bücher