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Ich glaub, ich lieb euch alle

Titel: Ich glaub, ich lieb euch alle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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trainieren. Ich gehöre nicht zur ersten Riege im Angriff, sondern bin bei der Nachwuchsabwehr, während die richtige Abwehr die neuesten Spielzüge ausarbeitet. Der Coach nennt uns seine Übungseinheit, doch wir selbst bezeichnen uns als Mob-Einheit, weil die richtige Abwehr mit uns den Boden aufwischen könnte. Für gewöhnlich mache ich in der Mob-Einheit nur das Allernötigste. Und Mühe gebe ich mir erst, als der Coach brüllt: » Zieh nicht dauernd den Schwanz ein, Carter!« Ansonsten läuft bei mir der Autopilot.
    Das ach so neue Spiel heute besteht aus den gleichen Spielzügen wie immer: nach vorne stürmen, seitlich durchbrechen, Blabla. Der Ball fliegt in hohem Bogen auf Andre zu. Auf seinem Weg zu noch einem Pseudo-Touchdown droht er, ein paar von meinen Kumpels aus der Mob-Einheit über den Haufen zu rennen. Doch aus irgendeinem Grund spannen sich bei mir plötzlich die Nackenmuskeln an, und ich mach einen Spin Move, wie ich es bei den Typen im Fernsehen gesehen habe. An der Linie angekommen, mache ich schwungvoll kehrt, als wäre ich verrückt geworden. Nutt merkt, dass ich zurückkomme, und versucht, mich zu blocken, ich aber mähe ihn nieder. Andre rennt außen an der Linie vorbei und sieht, wie ich jetzt auf ihn zurenne. Er bricht nach links aus und stürmt mit feurigen Augen auf mich zu. Der Running Back würde normalerweise nicht direkt zu dem Typen hinlaufen, der versucht, ihn zu tackeln, aber hier geht es schon längst nicht mehr um Football. Hier geht es um Abby! Beim ersten Blickkontakt laufe ich los, so schnell ich kann, doch inzwischen renne ich sogar noch schneller. Andre zieht den Kopf ein, um mich gleich umzubügeln, aber ich bücke mich noch tiefer und weiche seinem Helm aus. Ich höre, wie er knurrt, und mir entfährt ein Kreischen. Ich hoffe, das klang jetzt wenigstens irgendwie bedrohlich.
    WUMMSS! Wir prallen zusammen. Ich bin noch nie in meinem Leben mit etwas so Hartem kollidiert, und ich hoffe doch sehr, das passiert auch nie wieder. Wir knallen mit der Wucht von zwei Hochgeschwindigkeitszügen aufeinander… und zwar auf demselben Gleis. Irgendjemand muss nachgeben… und derjenige werde nicht ich sein! Beim Zusammenstoß zieh ich das Bein hoch und jage es ihm in den Magen. Er hält den Ball fest, während ich mit meinen Armen seine Knie umklammert halte. Mein Zorn kocht regelrecht über, als ich seinen massigen Körper vom Boden hochhebe und wieder gen Boden schleudere. BUUUUUMMMM! Er lässt ein lautstarkes » UAAAAAAHHH« vernehmen, während ich ihm meine Schulter in die Eingeweide ramme. Wir rollen ein paar Meter weit, und ich hab das Gefühl, ich hab mir das Genick gebrochen, doch dann spring ich auf und renne zurück zu den anderen, als wäre der Teufel hinter mir her. Alle sind mucksmäuschenstill und starren mich entgeistert an. Vielleicht ist mein Genick wirklich gebrochen oder ich blute aus den Ohren und weiß es noch nicht einmal.
    Dann bricht der Coach das Schweigen: » Gütiger Gott, Carter! Oh mein Gott!« Er springt hin und her und hält sich die Brust.
    Nun, das war’s dann wohl. Jetzt hab ich’s endlich geschafft. Ich hab dem alten Mistkerl den Garaus gemacht. Er hat es ja immer geahnt, und jetzt hat sein nichtsnutziger Kicker aus der Mob-Einheit doch tatsächlich seinen Star, den Freshman-Running-Back, verkloppt, das war zu viel für ihn. Jetzt hat er ihn, den lange angekündigten Herzanfall.
    » Was zum Teufel hat dich denn da geritten?«, will der Coach wissen. Selbst seine letzten Worte drehen sich also um dieses verdammte Spiel. Ich bleibe ihm eine Antwort auf diese Frage schuldig, weil ich eigentlich auch keine Ahnung habe.
    Andre steht ganz langsam auf, aber immerhin, er steht auf. Er sagt keinen Ton. Er glotzt mich einfach nur an. Mann, er ist echt riesig. Er ist vor allem um einiges stärker als ich und jetzt ist er richtig sauer auf mich. Ich hätte vielleicht ein bisschen intensiver darüber nachdenken sollen.
    Der Ball ist erneut im Spiel und schon hat Andre ihn wieder in seinen Händen. Er steuert dieses Mal nach links, ich renne ihm hinterher. Ich bin das Ein-Mann-Mob-Team, und ich lasse nicht zu, dass dieser Wichser noch einen Touchdown schafft! Soll er doch bei den Spielen so viele Punkte einsacken, wie er will, und soll er doch Abby einsacken, aber auf diesem Spielfeld wird er heute NICHTS einsacken. Nicht heute! WUMMMSSSS! Ich ramm ihn noch einmal, dieses Mal sogar noch ein bisschen fester als beim letzten Mal. Wir stehen beide ganz langsam

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