Ich glaube, der Fliesenleger ist tot!
blicken lässt. Der Winter aber hat sich überlegt, dass er uns in diesem Jahr einmal ordentlich überraschen und dann auch gleich eine Weile bleiben möchte, wo er schon mal da ist. Es friert, auf dem Dach liegt die erste Abdichtungsschicht und das schon gelieferte, aber noch nicht verbaute Dämmmaterial, über all dem liegt seit einer Woche eine dicke Schneeschicht. Nichts geht mehr.
»Hab ich doch gesagt«, sagt mein Mann. »Der Rohbau wird im November fertig, dann regnet es, und dann kommt der Schnee. Lass mich raten, was Katja dazu sagt!«
»Für das Wetter kann keiner was«, sage ich.
Baunebenkosten inkl. MwSt.:
Übertrag 55.180,76 €
3 Kaffeerunden (3 x Kaffee, 1 x Tee, 2 Platten Butterkuchen) à 13,90 € 41,70 €
Zwischensumme 55.222,46 €
Baustelle Schreibtisch
Wer baut, muss warten lernen. Auf besseres Wetter. Auf Genehmigungen. Auf Handwerker. Auf Material. Was er nicht zu lernen braucht, ist das Warten auf Rechnungen. Die kommen pünktlich.
Baut man mit Architekt ein individuell geplantes Haus, so werden klassischerweise alle Gewerke einzeln ausgeschrieben und nacheinander vergeben. Dadurch ist es möglich, noch bis kurz vor Beginn der jeweiligen Baumaßnahme seine ursprünglichen Ideen ganz zu ändern oder an Details zu feilen. Wie das Haus am Ende ganz genau aussehen wird, entscheidet sich erst während des Bauens.
Sarah hat uns erklärt, dass sie Ausschreibungen nur an solche Betriebe schickt, von denen sie aus eigener Erfahrung oder aus den Berichten vertrauenswürdiger Kollegen weiß, dass sie sehr gute Arbeit leisten.
»Unter den Angeboten, die dann bei uns landen, wählen wir dann natürlich das günstigste aus«, hat sie gesagt. »Sicher ginge es noch billiger, wenn man bereit ist, die Ausschreibungen an jeden x-beliebigen Betrieb zu schicken und Handwerker zu beschäftigen, die man nicht kennt – aber davon raten wir dringend ab. Qualität hat ihren Preis, auch beim Bauen. Wenn der in einem Angebot auffällig unterschritten wird, sollte man misstrauisch sein.«
»Na, wäre doch schön, wenn wir uns wiedersehen«, hatte ich zu dem sympathischen Elektriker gesagt, der vor dem Abriss des alten Hauses unseren Baustromanschluss gebaut hatte.
»Erst mal abwarten, ob ich Ihnen nicht zu teuer bin«, hatte der Elektriker geantwortet. »Immer mehr Kollegen kaufen ihr Material nicht mehr im teureren Fachgroßhandel, sondern im preiswerten Baumarkt. Erkennt der Laie ja nicht, ob das Stromkabel vom Marken- oder Billighersteller ist. Mit deren Preisen kann ich nicht mithalten. Will ich auch gar nicht, denn dafür bekommt man oft nur Schrott.«
Die Erdarbeiten, der Rohbau, das Dach, die Fenster, die Elektrik, die Sanitär- und Heizungsinstallation, der Estrich, der Außenputz, der Innenputz, der Fußbodenbelag, die Malerarbeiten, die Fliesenarbeiten, die Tischlerarbeiten, die Glaserarbeiten, der Garten inklusive Terrasse und anderen Pflasterarbeiten, das Gartentor und der Gartenschuppen – jede Arbeit wird von einem anderen Fachbetrieb ausgeführt, jeder Fachbetrieb schreibt eigene Rechnungen. Den Rechnungen zugrunde liegt ein Vertrag, in dem ein Festpreis vereinbart, oft aber auch ein Kontingent an Arbeitsstunden für »unvorhergesehene Arbeiten« einkalkuliert wurde. Vor Ver tragsunterzeichnung hat Katja mit den meisten Firmen einen Nachlass von ein bis drei Prozent aushandeln können. Außer dem gewährt ein Großteil der Betriebe Skonto, um die Zahlungsmoral ihrer Kunden zu heben: Wenn man innerhalb von vierzehn Tagen nach Rechnungsdatum bezahlt, erhält man noch einmal zwei oder drei Prozent Rabatt.
Die Betriebe schicken ihre an uns adressierten Rechnungen an Katja, die sie prüft – unter anderem daraufhin, ob in Rechnung gestellte »unvorhergesehene Arbeiten« tatsächlich notwendig waren und geleistet wurden. Die Rechnungsprüfung gehört zu den Aufgaben des Architekten. Erst wenn Katja die Rechnungen freigegeben hat, bezahlen wir sie. Katja prüft immer sehr fix, während die Architektin von Bekannten die Rechnungen gerne wochenlang auf ihrem Schreibtisch liegen ließ, sodass die Bekannten nicht schnell genug überweisen konnten, um das Skonto abziehen zu dürfen. Am Ende summierten sich die nicht gesparten Beträge auf mehrere Tausend Euro, über die sie sich bis heute mit der Architektin streiten, die eigentlich haften muss für den Schaden, der durch ihre Nachlässigkeit entstanden ist.
Wenn die Arbeiten, die ein Betrieb ausführt, sich über einen längeren Zeitraum
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