Ich glaube, der Fliesenleger ist tot!
fallen als sechs Meter. Unsere Bauarbeiter sollen alleine auf sich aufpassen, dafür sind sie ja wohl alt genug.«
Was passiert, wenn was passiert und dann rauskommt, dass wir keinen SiGeKo haben, habe ich nicht gefragt. Das will ich lieber nicht wissen. Ich habe aufgelegt und erstmals in meinem Leben verstanden, was Menschen damit meinen, wenn sie behaupten, dass wir in einem Überwachungsstaat leben, dessen Gesetze selbst seine bravsten Bürger in die Illegalität zwingen.
Der Mann, der geschworen hat, sich um alle Bankangelegenheiten zu kümmern, hat inzwischen eine Nachfinanzierung ausgehandelt, nun ist das Ende der Kreditfahnenstange erreicht: Mehr darf das Haus auf keinen Fall kosten. Am 16. November, zufällig auf den Tag genau ein Jahr nach dem ersten Notartermin, sitzen wir erneut im Fünfsternebüro an der Binnenalster. Wir müssen die Grundschuldänderung ins Grundbuch eintragen lassen.
»Tja«, sagt mein Mann, »da sind wir wieder.«
»Guten Tag«, sagt der Notar, schüttelt uns die Hände und versucht die Andeutung eines Lächelns. »Na, soll es doch ein bisschen schöner und größer werden? Heute geht’s ja immerhin schneller als letztes Mal.«
Das will ich hoffen. Ich meine, einen Hauch von Spott in der Notarstimme gehört zu haben, und bekomme heiße Wangen. Wir sind sicher nicht die ersten Bauherren, die auf eine Nachfinanzierung angewiesen sind, trotzdem ist mir dieser Termin unangenehm, denn er dient zu nichts anderem als dazu, unsere Verschwendungssucht in Sachen Hausbau amtlich zu beurkunden. Dem Vorlese-Onkel, wie letztes Mal vorbildlich korrekt gekleidet in einen tadellos sitzenden dunkelblauen Anzug und eine perfekt geknotete Krawatte, würde so etwas bestimmt nie passieren.
Baunebenkosten inkl. MwSt.:
Übertrag 55.222,46 €
Hamburger Feuerkasse, Bauherrenhaftpflichtversicherung, Gesamtbeitrag 78,54 €
Notargebühren Grundbuchschuldeintragung 194,57 €
Justizkasse Hamburg, Gebühr Grundschuldänderung 142,00 €
Zwischensumme 55.637,57 €
Ein Anfangsverdacht
Ende Oktober hatte Bild online gefragt: »Schneit uns der härteste Winter seit 100 Jahren ins Land?«, und hatte weiter geschrieben: »Wetterexperten befürchten Klirr-Kälte in ganz Deutschland ab Mitte November.« Leider hatte Bild nicht gelogen, und die Wetterexperten behielten recht.
Als es Ende November für ein paar Tage weder geschneit noch gefroren hatte, hatte der Dachdecker schließlich doch mit dem Abdichten des Daches begonnen. Auch die Installateurfirma, Gebr. Nadler, hatte angefangen, Rohre im Rohbau zu verlegen – zu »verziehen«, wie der Fachmann sagt.
Der Plan sieht vor: Wenn, wie vom Fensterbauer versprochen, »Mitte, Ende Januar«, also vermutlich frühestens Anfang Februar die Fenster kommen, sollen die Sanitär- und die Elektro-Rohinstallation so weit wie möglich fertig sein. Unter einer Rohinstallation versteht man, vereinfacht gesagt, den Einbau aller Elemente, die später unter Putz oder unter dem Estrich verschwinden werden. Die Rohinstallation soll vor dem Einbau der Fenster fertig sein, damit möglichst schnell nach dem Einbau der Fenster die Heiztherme angeschlossen und die Fußbodenheizung fertig gestellt und angeschmissen werden kann. Bevor der Innenausbau beginnen kann, muss das Haus einigermaßen trocken und beheizbar sein.
Ende November also waren die ersten Rohre in den Schächten und an den Mauern unseres Rohbaus emporgekrochen. Eines von ihnen kroch aus dem Technikraum im Erdgeschoss durch ein Loch in der Zwischendecke in das darüberliegende Wohnzimmer und von dort genau in der Mitte der Wohnzimmerwand empor Richtung Dach.
Ich hatte eine Mail an Katja geschrieben: »Was soll das da? Gehört das da hin? Falls ja, müssen wir einen Ausschnitt in unser Sofa sägen, das an dieser Wand stehen soll.«
Katja hatte geantwortet: »Nein, das Rohr gehört da nicht hin. Ich gehe momentan davon aus, dass es ein provisorisches Regenrohr ist, um das Dach zu entwässern, bis es ordentlich fertig gestellt werden kann. Das wäre logisch. Ich werde mit Herrn Tiedemann reden.«
Herr Tiedemann ist jener vollbärtige, von Katja nicht sehr geschätzte, für Herrn Nadler arbeitende Meister, der für sämtliche Sanitärinstallationen in unserem Haus verantwortlich ist: für die Frischwasserver- und Abwasserentsorgung, für die Fußbodenheizung und die Heizkörper in den Schlafzimmern, für die Warmwasserzubereitung, für die Gastherme und die Solaranlage und die Ausstattung der Bäder mit
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