Ich glaube, der Fliesenleger ist tot!
ihr euch denn darauf geeinigt, was für Fliesen ins Kinderbad sollen?«
Unser Sohn: »Ja. Große schwarze.«
Unsere Tochter: »Nein. Kleine grüne.«
Ich seufzte schwer.
Mein Mann: »Na, das müssen wir ja zum Glück nicht sofort entscheiden. Darüber können wir ja noch mal reden.«
Seither haben wir nicht noch einmal mit den Kindern über ihre Zimmer und ihr Bad geredet. Wahrscheinlich, weil wir sowieso wissen, was dabei herauskommen wird: nichts, was wir gut und bezahlbar finden.
Ich nehme einen Schluck Rotwein. Unsere eigentlich ganz normalen, unkomplizierten, manchmal nervigen, aber meist reizenden und vor allem eher maßvollen Kinder sind dabei, sich in kapriziöse, anspruchsvolle Miniaturbauherren zu verwandeln – und wir, wir müssen etwas dagegen unternehmen.
»Wir müssen aufhören, mit den Kindern so viel übers Haus zu sprechen«, sage ich zu meinem Mann.
»Das glaube ich aber auch«, sagt mein Mann. »Und übrigens, wie das Kinderbad und ihre Zimmer aussehen, das bestimmen wir. Erstens, weil sie völlig überfordert sind damit, und zweitens, weil sie sonst komplett überschnappen. Die kriegen beide Eichendielen natur und damit basta.«
»Na ja«, sage ich, »ich finde, eine bunte Wand pro Zimmer ist o.k., die dürfen sich jeder eine Farbe aussuchen.«
»Aber nicht Schwarz«, sagt mein Mann.
Ein paar Tage später schlagen uns Sarah und Katja vor, im Kinderbad vanillefarbene Wand- und dunkelblaue Bodenfliesen zu verlegen. Mein Mann und ich stimmen zu. Ohne die Kinder zu fragen, was sie davon halten.
Baunebenkosten inkl. MwSt.:
Übertrag 55.721,09 €
Kinder bestechen (1 Familienbesuch bei McDonald’s) 23,96 €
Zwischensumme 55.745,05 €
Abgetaucht
Ich treffe mich an einem Donnerstag um halb zehn mit Sarah auf der Baustelle, um den Kamin zu begutachten, der inzwischen eingebaut wurde, und um zu besprechen, wie groß die in den Boden eingelassene Fußmatte im Eingangsbereich werden und wo genau sie liegen soll: Das muss geklärt sein, bevor der Estrich ab Montag gegossen wird. Ich lege fest, dass die Matte zwei Quadratmeter groß sein soll, damit zwei Kinder und ein Hund gleichzeitig darauf passen – ein schwarzer Teppich, über den alle Schmutzfinken schreiten müssen, bevor sie die Wohnräume betreten dürfen.
Die Gebr.-Nadler-Männer sind gerade dabei, Styroporklötze auf dem Betonboden des Hauses zu verlegen. Auf das Styropor kommt dann irgendeine Folie, auf die Folie kommt die Fußbodenheizung: Kunststoffschläuche, die in engen Schlaufen per Stecksystem auf der Dämmung befestigt und an den Heizkreislauf angeschlossen werden. Bis Montag, sagen die Männer zu Sarah, würden sie damit niemals fertig werden. Sarah, heute im schwarzen Mini, zückt das Handy aus ihrer kleinen schwarzen Handtasche, wählt, wartet und sagt dann: »Hallo, Herr Nadler. Wir haben hier ein kleines Problem. Ab Montag wird der Estrich gegossen, aber Ihre Leute sind noch nicht einmal fertig mit der Dämmung.«
Pause.
»Stimmt, das ist natürlich knapp. Aber wissen Sie, der Montag war ja schon länger geplant, wie Ihnen bekannt sein dürfte.«
Pause.
»Dann müssen Sie wohl ein paar mehr Leute hier auf die Baustelle schicken. Doch, ich bin ganz sicher, Sie bekommen das hin. Schön, dann muss ich mich ja nicht weiter darum kümmern, nicht wahr?«
Nachdem Sarah Herrn Nadler mit der ihr eigenen Taktik – charmant im Ton, knallhart in der Sache – auf Trab gebracht hat, wendet sie sich den Außenputzern zu, die in der Frühlingssonne im Garten herumstehen, rauchen und warten. Und zwar auf Materialnachschub. Seit gestern schon, wie Herr Meyer, der Vorarbeiter, erklärt. Komisch, denke ich, die haben doch erst vorgestern angefangen.
»Sehr, sehr schade«, sagt Sarah und blinzelt in den Himmel. »Die Wetterlage ist ja gerade absolut ideal zum Verputzen.«
Die Sonne scheint, es ist mild, kein Regen und kein Frost in Sicht. Sarah strahlt mit der Sonne um die Wette – und zwar Herrn Meyer ins Gesicht: »Dann hoffen wir mal, dass Sie hier nicht mehr allzu lange herumstehen müssen. Aber bitte tun Sie mir einen Gefallen, Herr Meyer. Wenn das Wetter und die Licht- und Sichtverhältnisse nicht mehr ganz so ideal sind, dann bleiben Sie doch einfach zu Hause. Der Putz soll ja so schön wie möglich werden, und wir sind da sehr empfindlich, wissen Sie. Mädchen eben.«
Herr Meyer lacht, Sarah lächelt: »Wir wollen ja nicht, dass Ihnen das Gleiche passiert wie Ihren Kollegen auf einer anderen Baustelle neulich. Da
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