Ich glaube, der Fliesenleger ist tot!
wenn ich mich zu verquatschen drohe, weil ich gerade sehr gut oder sehr schlecht gelaunt bin, unterbricht sie mich. Seit wir bauen, bin ich eigentlich immer entweder sehr gut oder sehr schlecht gelaunt – je nachdem, ob es gerade gut oder schlecht läuft mit dem Haus. Darum verquatsche ich mich meistens, wenn ich mit Katja telefoniere.
»Julia, entschuldige bitte, ich rede sehr gerne mit dir, aber ich glaube, ich muss jetzt mal dringend weitermachen«, sagt Katja dann.
Genervt wirkt sie höchstens, wenn irgendein Handwerker Mist baut. Katja sagt: »Ich dachte, der Gerüstbauer ist längst da gewesen. Und wieso hat Herr Meyer mich deshalb denn nicht selbst angerufen, statt zu warten, bis du vorbeikommst? Der hat doch meine Nummer. Manchmal denke ich, ich werde wahnsinnig.«
Katja ruft Herrn Dammann an, der als Rohbauer den Gerüstbau veranlasst hat. Herr Dammann ruft den Gerüstbauer, mit dem er zusammenarbeitet, auf dem Handy an, erreicht aber nur dessen Mobilbox. Der Gerüstbauer habe noch nicht zurückgerufen, erzählt Katja mir, als wir spätnachmittags wieder telefonieren: »Wir bleiben dran«, sagt Katja. »Mehr kann ich leider gerade nicht tun. Ist manchmal so.«
»Ach ja, und noch etwas«, sage ich. »Ich glaube, Nadler hat den Anschluss für die Dusche im Kinderbad vergessen.«
»Schon notiert«, sagt Katja. »Ich kümmere mich. Bis morgen.«
Abends habe ich schlechte Laune. Ich denke an Gebr. Nadler, die ständig alles auf den letzten Drücker erledigen – und an den Gerüstbauer, der gar nicht erledigt hat, was zu tun ist. Ich kann nicht glauben, dass es das gibt: Menschen, die zusagen, einen Auftrag zu einem bestimmten Termin zu erledigen, und dann einfach nicht erscheinen. Menschen, die nicht ans Telefon gehen, wenn man sie deshalb zur Rede stellen und wissen will, wann sie ihre Aufgabe zu erledigen gedenken. Menschen, die nicht zurückrufen, obwohl man ihnen die Nachricht hinterlässt, dass man ihren umgehenden Rückruf, eine plausible Erklärung und die schnellstmögliche Erledigung ihrer Arbeit erwartet. Menschen, die abtauchen, obwohl man sie dafür bezahlt, dass sie auftauchen.
Ich rege mich entsetzlich auf. Anders als Katja habe ich noch nicht gelernt, nur so viel Energie wie unbedingt nötig auf diese Menschen und ihr Verhalten zu verschwenden. Ich habe immer noch nicht genug Erfahrung im Umgang mit Handwerkern.
Baunebenkosten inkl. MwSt.:
Übertrag 55.745,05 €
Vattenfall, Herstellung Strom-Hausanschluss 2.247,43 €
Hamburger Wasserwerke, Herstellung Wasser-Hausanschluss 151,00 €
Zwischensumme 58.143,48 €
Die Küche, ein langes Kapitel
Den allerersten gemeinsamen Besuch eines Küchenstudios hatten mein Mann und ich, wenige Wochen nachdem wir mit der Hausplanung begonnen hatten, absolviert. Die Küchen dort waren eher günstig und lagen in einem Internet-Küchenhersteller-Ranking auf den oberen Qualitätsplätzen.
Der Küchenberater war ein drastisch übergewichtiger, gemütlich gelaunter Fünfzigjähriger. Ein Großteil der Zeit, die wir mit ihm verbrachten, ging dafür drauf, ihm den Einbau von Glasvitrinen, Kräuterborden und Lichtleisten auszureden: Wir wollen eine sehr schlichte Küche. Außerdem wollen wir eine Küche, die den vorhandenen Platz maximal ausnutzt, also so breit und so hoch ist, wie es die Breite und Höhe der Küchenwand ermöglicht. Erstens, weil wir finden, dass das besser aussieht. Zweitens, weil wir möglichst viel Stauraum in der Küche unterbringen wollen – schließlich haben wir keinen Keller. Das aber schien für den gemütlichen Küchenberater schwierig zu sein: Die Ober- und Unterschränke hatten Standardhöhen und -breiten. Egal, wie optimal man die angebotenen Modelle miteinander kombinierte, am Ende blieben immer zehn oder zwanzig Zentimeter Luft nach oben, rechts und links.
»Wir können Ihnen ein Passepartout bauen, das flächenbündig mit den Schränken abschließt«, sagte der gemütliche Küchenberater. »Das könnten Sie farbig streichen, ein ganz toller Effekt im Kontrast zur weißen Küche.«
Er will es einfach nicht begreifen, dachte ich: Ich will keine Küche in einem roten oder grünen Bilderahmen. Nach drei Stunden verließen wir das Küchenstudio mit einem ersten Küchenentwurf.
»Mann, ich fasse es nicht, das hat ja ewig gedauert«, sagte mein Mann. »Bin ich froh, dass wir das hinter uns haben.«
»Was heißt hier ›Das haben wir hinter uns‹?«, sagte ich. »Das war erst der Anfang. Wir müssen noch einen Termin
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