Ich greife an
ich auf dem Flugplatz, traf schon meistens vor Beginn des Unterrichts dort ein, machte mir an der Maschine zu schaffen und half dem Techniker. Ich flog täglich vier bis sechs Platzrunden. Der Fluglehrer vertraute mir immer mehr die Steuerung des Flugzeuges an.
Ich merkte, daß mich mein Vater oft prüfend musterte. Er konnte offensichtlich nicht verstehen, wohin ich immer ging. Vor einiger Zeit, noch während der Prüfungen, hatte ich ihn schon einmal durch die Blume gefragt: „Was würdest du sagen, wenn ich in den Fliegerklub einträte und fliegen lernte, Väterchen?"
Mein Vater hatte sogar mit den Armen gefuchtelt: „Wozu willst du fliegen? Schließe das Technikum ab, das genügt für dich! Was du immer für Ideen hast! Außerdem ist deine Gesundheit nicht die beste!"
Vater war seltsamerweise der Meinung, ich hätte eine schwache Gesundheit.
Damit wurde dieses Gespräch beendet.
Ich stand gewöhnlich früher auf als die anderen, frühstückte leise, um niemand zu wecken, und ging aus dem Haus.
Eines Morgens rief mich mein Vater, sah mir durchdringend in die Augen und fragte streng: „Was tust du, wo gehst du hin?"
Ich log nicht erst und antwortete: „Ich lerne fliegen, Väterchen."
Zuerst war Vater sprachlos, dann sagte er zornig: „Aha, deshalb hast du neulich so komisch gefragt! Willst du im Himmel Kraniche jagen, du ungehorsamer Junge?"
Ich wollte meinen Vater nicht verstimmen und mich nicht mit ihm streiten, also schwieg ich. Außerdem war ich in Eile, denn ich mußte zum Flugplatz.
Vater fand sich bald mit meinem Unterricht im Fliegerklub ab, bat mich aber, vorsichtig zu sein. Ich war sehr froh, daß ich ihm jetzt nichts mehr zu verheimlichen brauchte.
DER GEFÜRCHTETE KALKOW
Die Übungen auf dem Flugplatz wurden immer interessanter. Abends machte Kalkow eine methodische Analyse jedes durchgeführten Fluges. Dabei kanzelte er uns gehörig ab!
Bei einem der ersten Flüge schaute ich auf die Erde hinab. Die Sonne stand schon tief und spiegelte sich in den Fenstern der Häuser wider. Die Stadt brannte und loderte gleichsam. Plötzlich begann die Maschine zu schaukeln. Ich besann mich, aber es war schon zu spät: Der Fluglehrer hatte bereits die Steuerung übernommen.
Als wir uns bei der Analyse des Fluges über das Verhalten des Fliegers in der Luft unterhielten, wandte sich Kalkow plötzlich an mich: „Wissen Sie, beim Fliegen hängt vieles von einer allseitigen Aufmerksamkeit ab. Zerstreutheit ist unzulässig. Man muß es verstehen, in der Luft gleichzeitig alles zu sehen, man darf nichts aus dem Auge verlieren und muß in Bruchteilen von Sekunden handeln."
Diese Worte prägte ich mir für immer ein.
Als ich einige Tage später zur Landung ansetzte, nahm ich, da ich noch unerfahren war, das Flugzeug zu tief aus dem Gleitwinkel heraus. Kalkow übernahm abermals die Steuerung: „Derartige Fehler dürfen Ihnen nicht unterlaufen. Sie werden auf dem Dach des Hangars Höhenbestimmungen durchführen!"
Das bedeutete, daß ich einige Zeit nicht an den Flügen teilnehmen durfte. Während die Kameraden flogen, mußte ich stundenlang auf dem Hangardach sitzen. Eine nicht sehr angenehme Beschäftigung!
Kalkow verlangte, daß wir uns beim Fliegen außerordentlich exakt und fehlerlos benahmen. Für den geringsten Verstoß gegen die Flugregeln schickte er uns zur „Höhenbestimmung" auf das Hangardach und ließ uns mehrere Tage nicht an das Flugzeug. Mit Lob geizte er geradezu, aber dennoch verehrten und liebten wir ihn.
ALLEIN IN DER LUFT
Wir hatten klares, sonniges Sommerwetter. Wir saßen in unserem „Zimmer" auf dem Flugplatz, warteten und unterhielten uns. Heute war ein besonderer Tag. An der Startlinie lag ein großer Sandsack.
„Wittert ihr was, Jungs?" meinte Kochan, „die Zeit der Alleinflüge, ohne Fluglehrer, ist gekommen!" Doch ganz so schnell ging es nicht. Wieder flog der Fluglehrer mit uns.
Nach drei Flügen sagte er zu mir:
„Fliegen Sie so weiter und hängen Sie nicht wieder Ihren eigenen Gedanken nach!"
Nach mir flog er mit Kochan. Als sie gelandet waren, stieg er aus, während Kochan sitzenblieb.
„Klarer Fall", flüsterte mir Petrakow zu, „Kochan fliegt allein." Kalkow winkte. Wir verstanden seine Geste, schleppten den Sandsack zum Flugzeug, stellten ihn auf den Sitz des Fluglehrers und schnallten ihn fest. Die Kameraden der anderen Gruppen sahen neiderfüllt zu.
Kalkow trat an die Maschine: „Denken Sie an das Wichtigste: in der Luft höchste Aufmerksamkeit!"
Das
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