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Ich greife an

Ich greife an

Titel: Ich greife an Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iwan Koshedub
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Flugzeuges in der Luft vertraut. - Als ich fliegen lernte, führten die Fluglehrer Kunstflugfiguren aus, ohne den Flugschüler vorher davon in Kenntnis zu setzen. Bekam der Schüler Angst oder verlor er den Kopf", Kalkow schwieg und sah uns spitzbübisch lächelnd an, „so brach der Lehrer meistens den Flug ab, ließ den Schüler aussteigen und schloß ihn vom Unterricht aus. - Heute geben wir jede Kunstflugfigur vorher bekannt, beobachten aber den Schüler ganz genau. - Als erster fliegt Flugschüler Koshedub mit mir", schloß er plötzlich.
    (Anm.: als Flugplatzzone bezeichnet man den Luftraum mit einem bestimmten Radius und über einem bestimmten Erdorientierungsmittel, in dem es nur einem Flugzeug erlaubt ist, in einer Entfernung von mehreren Kilometern vom Schulflugplatz zu fliegen.)
    Meine Gedanken an die bevorstehenden Prüfungen im Technikum waren wie weggeblasen. Ich stieg in die Maschine, bemüht, keinen Fehler zu begehen, damit mich der Fluglehrer ja mitfliegen ließ.
    Kalkow rollte zur Startlinie, schaute sich um und hob den rechten Arm. Der Startposten winkte mit einem Fähnchen - der Start war freigegeben.
    Der Fluglehrer gab Gas. Die Maschine jagte schaukelnd und mit wachsender Geschwindigkeit über die Erde. Ich spürte jeden Erdhügel und wurde bei den Bodenunebenheiten hochgeworfen. Mir schien es, als müßte sich das Flugzeug jeden Augenblick in die Erde bohren. Die Maschine hob sich fast unmerklich und ohne Übergang von der Erde ab. Ich hielt „weich" den Steuerknüppel in der Hand. Plötzlich hing das Flugzeug gleichsam in der Luft, und mir ward bewußt, daß ich flog. Unter der Tragfläche entschwand langsam die Erde.
    Der Motor dröhnte ohrenbetäubend. Die Erde schien zurückzuweichen. Ich warf einen Blick über die Bordwand. Es war schwer, sich zu orientieren. Dort schien das Technikum zu sein, die grünen Flecke waren Gärten, und zwischen ihnen wand sich das schimmernde Band des Flusses hindurch. Alles schien mit Ölfarben gemalt zu sein. Besonders schön war das helle Grün der Wintersaaten.
    Wir stiegen immer höher, allmählich wurde es kühl. Ich empfand ein ganz anderes Gefühl als früher, wenn ich auf die Wipfel der Bäume geklettert war. Damals war diese Loslösung von der Erde nicht spürbar gewesen.
    Den raschen Bewegungen des Fluglehrers vermochte ich einfach nicht zu folgen. Kaum bewegte er die Hand nach links, und schon flog die Maschine nach links. Aber während sie dies noch tat, hatte Kalkow den Steuerknüppel schon wieder nach rechts bewegt. Später begriff ich, daß der Fluglehrer die Lage des Flugzeuges im Raum nicht nur sah, sondern daß er sie mit dem ganzen Körper fühlte. Er "hielt" das Flugzeug. Ich bemühte mich zu erfassen, wie sich der Steuerknüppel und die Fußpedale bewegten und wie die Bewegungen der Hände und Füße aufeinander abgestimmt waren.
    Der Luftzug fiel von der Seite ein, er glitt an der Schutzscheibe ab und nahm mir den Atem. Ich sah auf die Instrumente, wir waren schon sehr hoch. Dort glänzte der Wspolnoje-See. In leichten Dunst gehüllt, sah ich den Fichtenwald und das Heimatdorf Obrashejewka liegen. Wie schön wäre es gewesen, dorthin zu fliegen und über dem Vaterhaus zu kreisen!
    über dem Sitz des Fluglehrers befand sich ein Spiegel, der, in einem bestimmten Winkel geneigt, auf meinen Sitz gerichtet war. Der Lehrer konnte darin mein Gesicht sehen. Ich hatte das ganz vergessen. Plötzlich vernahm ich Kalkow, der mir durch das Sprachrohr zurief: „Wo haben Sie denn hingesehen?"
    Ich schaute wieder auf die Instrumente. Gleichmäßig hämmerte der Motor.
    „Jetzt sind wir in der Flugplatzzone", bemerkte der Fluglehrer. "Sehen Sie den Flugplatz?"
    Anstatt zu antworten, nickte ich mit dem Kopf. Ich wußte, daß mich der Fluglehrer unablässig beobachtete. Dann vernahm ich wieder seine Stimme: „Festhalten, ich lasse die Maschine trudeln!"
    Er nahm das Gas weg. Nun arbeitete der Motor kaum noch und wurde ganz leise. Plötzlich begann sich das Flugzeug auf die Tragfläche zu legen. Ein merkwürdiges Winseln ertönte. Mein Herz krampfte sich zusammen, und mir lief es eiskalt über den Rücken. Ich hatte das Gefühl, als sauste ich in einer Luftschaukel nach unten.
    Die Erde begann sich zu drehen. Mir zitterten die Beine. Alles zu Ende, wir stürzen ab! - Aber wenige Augenblicke später nahm die Maschine schon wieder die normale Fluglage ein. Das war also das Trudeln gewesen!
    Mein Mund war ganz ausgetrocknet, und ich hatte nur einen einzigen

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