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Ich greife an

Ich greife an

Titel: Ich greife an Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iwan Koshedub
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Gedanken: Wenn sich nur das Trudeln nicht wiederholt! Währenddessen schaute der Fluglehrer in den Spiegel, um mein Gesicht zu sehen. Er drehte sich um und fragte: „Nun, war es nicht furchtbar?"
    „Alles in Ordnung!" schrie ich aus Leibeskräften, um den Motorenlärm zu übertönen. Dabei dachte ich: Ob ich es jemals lernen werde, so zu fliegen, so mit dem Flugzeug zu verwachsen wie der Fluglehrer?
    Mich erfaßte eine unerklärliche Freude, ich hätte singen und schreien mögen.
    Ich begriff vieles nicht bei der Steuerung des Flugzeuges, obgleich ich genau aufpaßte. Aber ich wagte nicht, mich in die Handgriffe des Fluglehrers einzumischen. Es war schwer, gleich beim ersten Male alles zu erfassen. Ich war von der Technik des Fliegens begeistert.
    Über dem Flugplatz gingen wir allmählich tiefer. Als wir aufgestiegen waren, war meine Aufmerksamkeit abgelenkt worden. Ich hatte mir das Heimatdorf, die Stadt und den Flugplatz angesehen. Beim Tiefergehen beobachtete ich nur den Fluglehrer, da ich lernen wollte, wie er die Maschine steuerte.
    Kalkow setzte zur Landung an. Er drosselte den Motor und ging zum Gleitflug über.
    Mir schien, als könnten wir jeden Augenblick in die Erde rasen. Aber plötzlich hob sich der Bug des Flugzeugs, die Geschwindigkeit sank, der Steuerknüppel bewegte sich auf meinen Bauch zu. Das Flugzeug berührte mit den Rädern leicht den Boden und rollte über das junge Gras des Flugplatzes. Petrakow, der vor Aufregung ein ganz rotes Gesicht hatte, kam uns entgegengelaufen. Er war Diensthabender! Das Flugzeug blieb auf der Vorstartlinie stehen.
    Ich kletterte aus meinem Sitz. In meinen Ohren dröhnte und pochte es. Ich kam mir vor, als schliefe ich. In unserem „Zimmer" - so nannten wir den mit Fähnchen abgesteckten viereckigen Aufenthaltsplatz auf dem Flugfeld - erwarteten mich schon ungeduldig meine Kameraden. In diesem „Zimmer" durften wir uns ausruhen, hier tauschten wir gewöhnlich unsere Eindrücke aus, unterhielten uns und warteten, bis wir an der Reihe waren zu fliegen. Die Kameraden überschütteten mich mit Fragen, die ich gar nicht alle gleich beantworten konnte.
    So begann der praktische Flugunterricht.
HARTNÄCKIGES LERNEN
    Einige Tage später besuchte ein Jagdflieger unseren Fliegerklub. Er war ein Landsmann von uns, stammte aus einem Dorf unweit der Stadt und war ein ehemaliger Schüler unseres Fliegerklubs. Auf den Kragenspiegeln trug er kleine Metallvierecke. Er erzählte uns viel vom Studium, vom Leben an der Militärschule und von Flugzeugen. Wir alle wollten sogleich Jagdflieger werden!
    Ende April erhielten wir neue blaue Kombinationen und bereiteten uns eifrig auf die Parade am 1. Mai vor. Wir sollten in den Kombinationen, mit Fliegerkappen und Fliegerbrillen vor der Tribüne vorbeimarschieren. Ich wünschte zu sehr, daß mich die Studenten des Technikums so sahen, und konnte der Versuchung einfach nicht widerstehen, mich mit der Kombination, der Kappe und der Brille auszurüsten und in das Studentenheim zu begeben. Man empfing mich mit großem Hallo und umringte mich. Ich bedauerte, daß ich so nicht in mein Heimatdorf gehen konnte. Aber selbst wenn man es mir erlaubt hätte, wäre ich nicht gegangen, denn mein Vater wußte ja noch nicht, daß ich fliegen lernte.
    Am 1. Mai marschierten wir hinter den Truppenformationen an der Tribüne vorbei. Wir fühlten uns als richtige Piloten und taten uns sehr wichtig.
    Am nächsten Tage begannen bei uns die Flüge. Drei bis vier Maschinen stiegen in die Luft und flogen wie Bienen hintereinander in der Nähe des Flugplatzes umher. Wir lernten das Flugzeug steuern. Kalkow trieb uns bald unsere jungenhafte Hochnäsigkeit aus. Er kanzelte uns bei jedem Fehler unbarmherzig ab.
    Wenn ich abends vom Flugplatz kam, nahm ich trotz der physischen Ermüdung nach den Flügen meine Lehrbücher zur Hand und bereitete mich auf die Prüfungen im Technikum vor. Ich hatte mir fest vorgenommen, die Versetzungsprüfungen für das vierte Semester zu bestehen.
    Ich bestand die Prüfungen im Technikum und wurde in das vierte und letzte Semester versetzt. Im Herbst sollten wir die Aufgaben für die Diplomarbeit bekommen. Als die Ferien begannen, fuhren alle Studenten nach Hause. Da das Studentenheim renoviert wurde, mußte auch ich ins Heimatdorf übersiedeln. Die Ferien gestatteten mir, meine gesamte Freizeit dem Flugsport zu widmen. Ich verließ das Haus, wenn die Sonne aufging, und kam zurück, wenn es schon zu dunkeln begann. Ganze Tage verbrachte

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