Ich greife an
decken, verließen die Arbeiter die Werke sogar nachts nicht. Die Aufträge der Front wurden mit einer Schnelligkeit ohnegleichen ausgeführt.
Bewegt lasen wir vom Heldentum der Sowjetmenschen auf den Schlachtfeldern, in den Werken und Fabriken und auf den Kolchos-f eldern. Und wenn wir in der Zeitung den bekannten Namen eines Fliegers oder eines Kameraden von der Fliegerschule fanden, der eine „J-16" flog und schon an den Kämpfen teilnahm, waren wir besonders stolz auf diesen Menschen und sprachen immer wieder von ihm.
Die Zeitung ging dann von Hand zu Hand:
„Unsere geben's den Faschisten! Sie halten die Ehre der Schule hoch!"
Von den an der Front stehenden Freunden erhielten wir kurze, muntere Briefe, in denen sie ihre Kampfflüge beschrieben. Sie hatten auch schon feindliche Flugzeuge abgeschossen.
Meine Schüler hatten die Ausbildung mit der Schulmaschine beendet und begannen nun die Flüge mit dem Kampf-Jagdflugzeug „J-16". Ich war überzeugt, daß man auch mich an die Front schicken würde, sobald die Ausbildung meiner Schüler abgeschlossen war, und wartete mit Ungeduld auf diesen Tag.
BRUCH
Ein Zwischenfall vereitelte meine Pläne. - Ich führte mit den Schülern Gewöhnungsflüge in der Flugplatzzone durch. Zehn Flüge waren ausgezeichnet verlaufen. Die „UTJ-4" war eine funkelnagelneue Maschine, meine Gruppe hatte sie für gute Lehr- und Kampfausbildung erhalten. Als letzten ließ ich den Flugschüler Klotschkow einsteigen.
Wir starteten.
Klotschkow flog gut, aber er hatte einen großen Fehler - er konnte sich nicht konzentrieren. Ich mußte doppelt aufpassen, daß ihm kein Fehler unterlief. Ich sah, daß sich die Maschine nicht von der Erde löste. Wir hatten große Geschwindigkeit. Der Motor lief unregelmäßig. Ich war bestürzt: Was bedeutete das? Der Motor war doch neu! Offenbar hatte sich Klotschkow beim Start doch verheddert. An Stelle des normalen Gases hatte er Höhengas gegeben!
Vor uns befand sich eine Schlucht, in die wir jeden Augenblick stürzen mußten. Ich unternahm den Versuch, mit der Maschine über die Schlucht hinwegzuhüpfen. Plötzlich Knirschen und Prasseln, mir prallte etwas gegen den Kopf. Drei Meter vor dem Graben hatte meine Maschine das Flugzeug gerammt, mit dem wir gewöhnlich Rollübungen durchführten. Ich kletterte aus dem Sitz und nahm Kappe und Fallschirm ab. Blut rann mir über das Gesicht. Der Flugschüler saß unbeweglich, wahrscheinlich war er besinnungslos. Meine Flugschüler kamen auf die Maschine zugelaufen. Ich konnte ihnen nur noch zurufen, daß sie Klotschkow aus der Maschine ziehen sollten, dann brach ich bewußtlos zusammen.
Nach dem Zwischenfall änderte der Geschwaderkommodore seine Einstellung mir gegenüber. Bei jeder Besprechung erinnerte er mich an meinen "Bruch". Ich wurde nicht ausgezeichnet, und an eine Abkommandierung zur Front war vorläufig nicht mehr zu denken. Ich ärgerte und schämte mich. Natürlich konnte ich mich rechtfertigen, doch der Staffelkommodore wollte nichts davon hören.
Ich war niedergeschlagen, aber schon nach einigen Tagen ging ich mit neuer Energie an die Arbeit und stellte an mich und meine Schüler noch größere Anforderungen.
INS TIEFE HINTERLAND
Das deutsche Oberkommando hatte mit einem Blitzkrieg gerechnet. Doch es hatte sich verrechnet. Die Faschisten stießen auf Widerstand, wie sie ihn bisher noch in keinem überfallenen Lande angetroffen hatten.
Auf der ganzen Länge der Front vom Eismeer bis zum Schwarzen Meer tobten erbitterte Kämpfe. Leningrad wurde mehrmals täglich aus der Luft angegriffen.
Zuweilen ward uns sehr schwer ums Herz, aber wir wußten, daß wir tapfer und standhaft ausharren mußten. Wir hatten keinen unter uns, der klagte und jammerte.
Von meinem Vater, meiner Schwester und meinem Bruder Grigori - er arbeitete jetzt als Luftschutzposten in der Fabrik - hatte ich schon seit langem keine Nachricht mehr erhalten. Ich machte mir Sorgen um die Angehörigen. Die Briefe meines Vaters, die vom Glauben an den Sieg erfüllt waren, und seine väterlichen Belehrungen hatten mir immer große Freude bereitet. Vater sorgte sich gewöhnlich um meine Gesundheit und schrieb immer, daß ich vorsichtig sein solle. Jetzt aber, in den Tagen des Krieges, schrieb er, daß ich selbstlos gegen den Feind kämpfen und die Heimat verteidigen müsse, wie es jedem sowjetischen Soldaten zukomme. Ich ärgerte mich, daß ich die Verbindung mit meinen Brüdern Jakow und Alexander verloren hatte. Jakow war am
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