Ich greife an
Verfahren der Frontflieger, zeichnete mir Kampfschemata und einzelne Figuren auf und schrieb meine Schlußfolgerungen in ein Notizbuch. Dieses „schöpferische Laboratorium" brachte mir großen Nutzen. Obwohl ich noch nicht an der Front gewesen war, konnte ich mir die Aktionen des Fliegers im Luftkampf schon anschaulich vorstellen. Meine Fertigkeit im Zeichnen kam mir in vielerlei Hinsicht zustatten.
Als ich an einem Abend den Korridor des Stabes betrat, sah ich eine Gruppe von Fliegern vor dem Schaukasten stehen, in dem gewöhnlich Zeitungen hingen. Sie debattierten hitzig. Im „Stalinschen Falken" war ein Artikel über den hervorragenden Kampf von sieben sowjetischen Fliegern gegen fünfundzwanzig faschistische Flugzeuge veröffentlicht worden, über einen Kampf, der mit der Vernichtung des Feindes geendet hatte. Unter den sieben kühnen Fliegern waren drei Absolventen unserer Schule. Wir waren stolz auf die Kameraden.
Der Kommandeur dieser ruhmreichen sieben Jäger, der Flieger Jerjomin, erhielt später das erste Flugzeug, das von den Spargeldern der Werktätigen gebaut worden war - das Flugzeug des Kolchosbauern und Patrioten Ferapont Colowaty.
DAS GESETZ DER DOPPELTEN KONTROLLE
Der Entlassungstag meiner Gruppe rückte heran. Ich mußte mit einem Schüler noch einen letzten Flug in der Flugplatzzone durchführen und ihm den Übergang zum Trudeln zeigen.
Am frühen Morgen gingen wir auf den Flugplatz hinaus. Der Wart meldete mir die Maschine startklar. Wir flogen sicher ab. Ich ließ die Maschine trudeln und wollte sie wieder abfangen. Ich gab Gas, doch der Motor arbeitete nicht. Das Flugzeug beschrieb eine steile Spirale. Ich zog den Steuerknüppel an, doch die Maschine begann sich nach der anderen Seite zu drehen. Die Erde kam unheimlich rasch näher. Eine Katastrophe drohte! Ich durfte keine Sekunde mehr verlieren! Ich konnte nicht verstehen, was mit dem Motor war. Ich unternahm den letzten Versuch, die Maschine abzufangen, und schaffte es. Aber eine Notlandung war unvermeidlich.
Ich befand mich über unebenem Gelände. Rechts von mir befanden sich Baumwollplantagen. Ich schwebte ein und zog den Steuerknüppel an den Leib - die Maschine setzte auf und rollte. Sie schien jeden Augenblick einen Kopfstand machen zu wollen. Vor mir war ein Graben. Das Flugzeug blieb 15 bis 20 Meter davor stehen!
Offenbar war der Kraftstoff ausgegangen. Ich öffnete den Verschluß - und, o weh, tatsächlich kein Benzin!
Ich vernahm nahes Motorengeräusch und hob den Kopf. Im Tiefflug kam die Maschine des Staffelkapitäns herangejagt. Ich machte ihm durch Zeichen den Grund der Notlandung verständlich. Der Staffelkapitän drohte mir mit der Faust.
Das Flugzeug drehte wieder ab. Wir saßen niedergeschlagen da und warteten auf Benzin. Wie ärgerlich! Der Kommodore würde mich sicherlich wieder für nachlässig halten und meine Abkommandierung zur Front abermals verschieben!
Der Staffelkapitän kam mit einem Auto. Ich wäre am liebsten in den Boden versunken, als ich ihm die Notlandung meldete.
Der Kapitän befahl, die Maschine zu tanken, dann versuchte er selbst zu starten. Aber es gelang ihm nicht, der Platz war zu klein. Das Flugzeug wurde demontiert. Nach einigen Stunden hatten wir es auf den Flugplatz transportiert.
Der Geschwaderkommodore ließ mich zu sich kommen. Ich wußte, daß mir eine unangenehme Aussprache bevorstand, denn der Kommodore verstand es, wie wir sagten, Späne zu hobeln. Aber er empfing mich gar nicht so rauh, wie ich erwartet hatte.
„Vergessen Sie nie, daß Sie die Ihnen anvertraute Maschine auch überprüfen müssen", sagte er. „Eine doppelte Kontrolle verhütet Unfälle!"
Der Kommodore beschränkte sich auf diesen Hinweis offenbar aus dem Grunde, weil ich die Maschine ohne Schaden gelandet hatte.
Aber die Ermahnung zur ständigen Kontrolle prägte ich mir ein. Ich nahm natürlich die Schuld auf mich, wusch aber dem Wart, der mir vor unserem Start gemeldet hatte, die Tanks seien voll Benzin, ordentlich den Kopf.
Alle meine Flugschüler bestanden die Prüfungen gut und wurden zur Truppe abkommandiert. Bevor sie abreisten, umringten sie mich und bedankten sich für die gute Ausbildung. Ihre bewegten Gesichter erinnerten mich, wie aufgeregt ich selbst vor noch gar nicht allzu-langer Zeit war, als ich mich von meinen Fluglehrern verabschiedet hatte. Ich beneidete meine Schüler und sagte ihnen dies auch.
„Auf baldiges Wiedersehen auf dem Feldflugplatz, Genosse Fluglehrer!" riefen sie, als
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