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Ich greife an

Ich greife an

Titel: Ich greife an Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iwan Koshedub
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schließlich alles auf den Flugplatz gebracht, der anderthalb Kilometer von der Stadt entfernt lag.
    Rings um den Flugplatz dehnten sich Baumwollplantagen, plätscherten Bewässerungsgräben und grünten Gärten. Hier gab es auch Pappeln - wie bei uns in der Ukraine.
WANN GEHT ES AN DIE FRONT?
    Die lange Unterbrechung in der Ausbildung der Flugschüler verzögerte deren Entlassung. Wir mußten nun ohne Atempause unter recht schweren Bedingungen arbeiten, denn hier herrschte eine schreckliche Hitze. Durch den Staub begannen die Motoren zu „kotzen" und liefen sich heiß. Beim Start stieg der Staub wie eine Säule auf, und es dauerte lange, bis er sich wieder gesetzt hatte. Wir flogen nur am frühen Morgen und abends. Tagsüber war Bodenausbildung und Unterricht. Durch die Arbeit betäubte ich mich gleichsam. Ich brauchte mich nur einen Augenblick hinzulegen, um auszuruhen, und schon war ich mit meinen Gedanken im Heimatdorf. Dort hausten jetzt die Faschisten. Im Geiste sah ich den Vater, die Schwester, die Brüder, Obrashejewka, die Ukraine.
    Abermals meldete ich mich an die Front. Wieder die kurze Antwort: „Bilden Sie Flieger aus!"
    Die Oktoberfeiertage rückten heran. Wir dachten an unsere geliebte Hauptstadt und unterhielten uns über sie. Wie mochte sie an diesem Morgen aussehen, wie mochten die Moskauer leben? Die traditionelle Parade würde wohl schwerlich stattfinden, denn die Front war gar zu nahe. Und doch fand am 7. November in der Frontstadt Moskau eine Militärparade statt!
    Meine Flugschüler begannen mit den Alleinflügen. Ich war ganz ruhig, da ich wußte, daß einem gut vorbereiteten Flugschüler kein grober Fehler mehr unterläuft. Aber meine Kaltblütigkeit verließ mich, als ich sah, daß Klotschkow einfach nicht in der Lage war, eine richtige Landung auszuführen. Ich drohte ihm von der Erde aus mit der Faust, ebenso wie einst unser Fluglehrer im Fliegerklub den Flugschülern gedroht hatte. Nachdem sich Klotschkow „sattgeflogen" hatte, landete er. Meine Befürchtungen bewahrheiteten sich. Es ging nicht ohne „Bruch" ab. Das Flugzeug wurde zur Tanklinie geschoben, und der Techniker untersuchte die Maschine nach Schäden, während ich den Flugschüler abkanzelte, weil er die Luft „gebügelt" hatte. Dabei fiel mir ein Lied ein, daß wir als Flugschüler auf die Melodie „Wie dehnt sich das Meer" gesungen hatten:
    Den Sünder man zum Kettenführer gab,
    der ihm das Unterste zuoberst wandte.
    Er kanzelte den Armen derart ab,
    daß ihm die Tränen in den Augen standen ...
    Je schwerer einem Schüler das Fliegen fiel, desto mehr und desto lieber arbeitete ich mit ihm. Hatte ich Erfolg, dann verspürte ich eine außergewöhnliche Freude. Was konnte auch schöner sein, als einen Menschen dieses schwierige Handwerk zu lehren, ihm die gesammelten Erfahrungen zu vermitteln!
SIEBEN GEGEN FÜNFUNDZWANZIG
    Wenn ich in einer freien Minute unter der Tragfläche des Flugzeugs lag, las ich die Beschreibungen von Luftkämpfen und träumte wie ein kleiner Junge davon, nach Moskau zu fliegen, um von dort an die Front zu gelangen. Ich sah mich schon in einem Kampfflugzeug auf dem Sitz jenes Fliegers, von dessen Heldentaten ich soeben in der Zeitung gelesen hatte, und dachte mich ganz in dessen Rolle hinein. Ich hatte zu dieser Zeit nur eine undeutliche und nebelhafte Vorstellung vom Kampf.
    Der 23. Februar war der 24. Jahrestag der Sowjetarmee. In der Schule herrschte eine feierliche Stimmung, denn die Winteroffensive der faschistischen deutschen Truppen war zusammengebrochen.
    An diesem Tage wurden meine Freunde - die Fluglehrer - und ich zu Sergeanten befördert. Wir waren stolz und glücklich und unterhielten uns den ganzen Abend über die kommenden Kämpfe.
    Angefüllt mit intensiver Arbeit, vergingen wieder zehn Wochen. Meine Schüler flogen gut. Am 1. Mai sprach mir der Geschwaderkommodore seinen Dank aus. Ich hatte nicht einen einzigen Verweis, nicht eine einzige Bemerkung bekommen, und die Beziehungen zwischen dem Kommodore und mir renkten sich wieder ein.
    Der Lehrer für die Taktik der Luftstreitkräfte fertigte uns ein interessantes Album an. Er sammelte darin Zeitungsartikel mit den Beschreibungen der interessantesten Luftkämpfe. Er gab uns dieses Album für mehrere Tage. Es war ein vorzügliches Lehrbuch. Mit den Flugschülern besprach ich eingehend die Taktik der sowjetischen und der feindlichen Luftwaffe.
    Abends saß ich lange über dem Album, studierte und analysierte sorgfältig die taktischen

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