Ich greife an
sie schon im Wagen saßen, der sie zur Station brachte.
Ich blieb wieder im Hinterland. Es gab nach wie vor viel Arbeit. Den ganzen Tag über war ich auf dem Flugplatz. Ich lehrte und lernte! Abends ging ich ins Lenin-Zimmer, dort hing die Karte des Kriegsschauplatzes.
NACH MOSKAU
Tiefbewegt verfolgten wir die Kampfhandlungen bei Stalingrad. Alle unsere Gedanken und Gespräche drehten sich um diese Stadt. Am Himmel über der Festung an der Wolga wurden erbitterte Luftkämpfe ausgetragen. Sie begannen bei Tagesanbruch und endeten, wenn die Dunkelheit hereinbrach.
Ich wünschte brennend, in den Reihen der Verteidiger Stalingrads zu stehen. Ich haßte den Feind aus tiefstem Herzen, verspürte so viel Kräfte in mir und mußte doch nur ferner Beobachter sein. - Wie lange noch?
Eines Tages, ich war gerade vom Übungsflug zurückgekommen, es war eine unerträgliche Hitze, rief mich Usmenzew:
„Komm, gehen wir baden!"
Wir waren gerade auf dem Weg zum Bewässerungsgraben, der zwischen den hohen Pappeln des Flugplatzes dahinfloß, als mir ein Techniker nachgelaufen kam: "Sie sollen sich beim Geschwaderkommodore melden!"
"Warte hier, ich komme gleich wieder!" rief ich Grischa zu.
In der Tür stieß ich mit dem Kettenführer einer anderen Staffel - mit Leutnant Petro Kutscherenko - zusammen. Er war ein ruhiger, disziplinierter und bescheidener Flieger. Auch ihn hatte der Geschwaderkommodore zu sich bestellt.
Wir traten zusammen ein und meldeten uns. Der Kommodore stand auf und sah uns durchdringend an. Na, dachte ich, jetzt wird er gleich loslegen, weil wir wieder etwas ausgefressen haben!
Lange stand der Kommodore schweigend vor uns, dann sprach er langsam: „Ja, ich weiß, Sie sind keine schlechten Flieger und werden uns an der Front keine Schande machen. Man befiehlt Sie nach Moskau. Morgen früh fahren Sie ab!"
Endlich! Ich konnte es kaum glauben. Der Geschwaderkommodore gab uns die Hand, wir verließen sein Zimmer.
Die Nachricht war schon über den ganzen Flugplatz geeilt, und die Kameraden erwarteten uns an der Tür. Ich stürzte auf Grischa zu und umarmte ihn:
„Ich fahre an die Front. Grischa! Schnell, zwick mich mal, ob ich nicht träume!"
Am Abend veranstalteten die Kameraden für uns eine Abschiedsfeier. Wir versammelten uns in Kutscherenkos Haus, der hier zusammen mit seiner Familie wohnte. Mir war nicht ganz wohl zumute, als ich Petros kleines Töchterchen und das verweinte Gesicht seiner Frau sah. Petro sah sie besorgt und zärtlich an und zwinkerte uns bisweilen zu, als wollte er damit sagen: „Mein Frauchen ist ganz aufgelöst, muntert sie doch ein wenig auf!"
Am nächsten Morgen war ich früher auf als die anderen. Petro kam. Seine Frau und sein Töchterchen begleiteten ihn. Der Wagen wartete schon. Die Freunde umringten uns. Usmenzew, Pantschenko und Kolomijez hatten vom Geschwaderkommodore die Erlaubnis erhalten, uns bis zur Stadt begleiten zu dürfen.
Petro küßte sein Töchterchen: „Wachs schön, mein Kleines, und vergiß den Vater nicht. - Auf Wiedersehen!"
Seine Frau rang sich ein Lächeln ab, doch dabei rannen ihr große Tränen über die Wangen.
„Genossen, es ist Zeit", sagte der Kommodore.
Wir verabschiedeten uns hastig und stiegen ein. Der Wagen zog an. Petro sprang noch im Fahren auf. Die Kameraden liefen hinter dem Wagen her und riefen: "Schlagt den Feind! Aber ordentlich!"
In der Stadt meldeten wir uns beim Stab der Luftwaffenschule. Wir trafen hier mit Fliegern aus anderen Geschwadern zusammen. Insgesamt waren wir acht Mann. Ich kannte sie alle vom Ansehen.
Meine Freunde mußten zum Flugplatz zurückkehren. Lange und mit viel Lärm nahmen wir voneinander Abschied. Grischa schüttelte mir die Hand und schärfte mir immer wieder ein:
.,Schreib uns, wenn du ein Flugzeug abgeschossen hast. Schreib aber gleich, hörst du?"
IN DER KAMPFGEMEINSCHAFT
EIN NEUER FREUND
Den Weg, den wir vor einem Jahr gekommen waren, fuhren wir nun zurück. Auf der Bank mir gegenüber saß Lenja Amelin, ein Sergeant aus einem anderen Geschwader. Er hatte lustige graue Augen und ein gutes, ruhiges Gesicht. Er war hochgewachsen, ging etwas gebückt, sprach langsam, bewegte sich ohne jede Hast und sah äußerlich ganz und gar nicht einem Jagdflieger ähnlich.
Lenja und ich schlossen rasch Freundschaft. In unseren Neigungen und Interessen hatten wir viel Gemeinsames. Er sehnte sich wie ich nach dem Kampf. Die Kameraden sagten, daß Lenja die Technik der Flugzeugführung sehr gut beherrsche. Aber
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