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Ich greife an

Ich greife an

Titel: Ich greife an Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iwan Koshedub
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wie würden wir alle im Kampfe fliegen? Wir kannten weder die Kampfeigenschaften der Kameraden noch die eigenen.
    Der Zug fuhr durch ein Gebiet, das nachts verdunkelt wurde. Im tiefen Hinterland hatten wir uns der Verdunklung ganz entwöhnt. Man erzählte uns, daß nachts über manchen Stationen feindliche Flugzeuge erschienen und bisweilen auch Bomben abwürfen.
    Den 7. November verbrachten wir im Zug und bedauerten, daß wir an diesem Tage noch nicht in Moskau waren.
MAJOR SOLDATENKO
    Als wir uns der Hauptstadt näherten und durch die Fenster die Landgegend vor Moskau betrachteten, bemächtigte sich meiner eine ungewöhnliche Aufregung - Moskau, die Hauptstadt! Wie hatte ich von ihr geträumt, wie oft hatte ich in den aufregenden Tagen des Jahres 1941 an sie gedacht!
    Wir trafen am 8. November ein. Es war ein kalter, klarer Morgen. In dem hohen Bahnhofsgebäude waren fast nur Soldaten. Lenja und ich, wir hätten uns zu gern die Berichte eines jungen Frontsoldaten angehört, um den zahlreiche Menschen herumstanden, aber die Ordonnanz, die von der Sammelstelle des fliegenden Personals zum Bahnhof gesandt worden war, führte uns zur Untergrundbahn. Etwas verwirrt betraten wir die helle unterirdische Halle, stiegen in den Zug und betrachteten wie gebannt die vorüberhuschenden Stationen.
    Im Saal der Sammelstelle waren viele Kampfflieger. Sie erzählten von ihren Luftkämpfen. Die einen waren soeben von der Front, die anderen aus Lazaretten gekommen. Lenja und ich standen etwas abseits am Fenster und hörten zu.
    „Jungs, ich habe gehört, Major Soldatenko stellt hier ein Regiment zusammen", sagte Petro zu uns. „Man hat mir so viel von ihm erzählt, daß ich nur zu ihm kommen möchte. Er hat schon in Spanien gegen die Faschisten gekämpft und wäre fast in seiner brennenden Maschine umgekommen. Es heißt, er sei ein strenger und standhafter Kommandeur, aber eine Seele von einem Menschen. Mit einem Wort, ein verdienter Flieger!"
    „Ja, aber wie können wir das anstellen, daß wir in sein Regiment kommen?"
    „Das weiß ich selbst noch nicht. Wir müssen eben mal die Lage peilen!"
    Wir warteten eine Stunde nach der anderen darauf, daß man uns riefe und den Marschbefehl gäbe. Es langweilte uns, so untätig herumzusitzen, und wir gingen in die Turnhalle. Auf dem Hof kam uns mit raschen Schritten ein Major mit energischem, narbenbedecktem Gesicht entgegen. Das war sicherlich Major Soldatenko! Ich flüsterte Lenja zu: „Ob wir ihn ansprechen und darum bitten, daß er uns in sein Regiment aufnimmt?"
    Der Major warf uns einen flüchtigen Blick zu, erwiderte unseren Gruß und ging ohne ein Wort zu sagen vorüber. Ich wagte es nicht, ihn anzusprechen.
    Am Abend traten wir an, und man teilte uns mit, daß wir alle - die Fluglehrer von der Jagdfliegerschule - in Major Soldatenkos Regiment eingereiht würden.
    Unser Kommandeur - es war der Major, dem wir auf dem Hof begegnet waren - trat vor die Front, sah uns an und sagte lächelnd mit leiser Stimme:
    „Genossen! Ich fühle mit Ihnen. Ich weiß, daß Sie enttäuscht sein werden. Ich habe zufällig gehört, wie Sie darüber debattierten, an welche Front man Sie schicken wird. Sie alle zieht es nach Stalingrad. Ich kann Sie sehr gut verstehen. Aber bevor Sie an die Front geschickt werden, müssen Sie im Hinterland noch einmal lernen. Wir werden erst noch neue Kampfflugzeuge und eine neue Taktik kennenlernen, dann starten wir gegen den Feind."
ROTTENFÜHRER UND ROTTENHUND
    Und nun waren wir wieder auf einem Schulflugplatz. Ringsum war Fichtenwald, in nächster Nähe plätscherte ein Flüßchen vorüber. Die Umgebung ähnelte den heimatlichen Gegenden.
    Wir wurden in einer großen Erdhütte untergebracht. Unter den neuen Kameraden gefielen mir besonders die Sergeanten Kirill Jewstignejew und Wassili Pantelejew, die gleichfalls Fluglehrer gewesen waren. Mir schien, als kannte ich sie schon seit langem. In dieser Beziehung hatte ich überhaupt Glück. Ich hatte immer gute Kameraden, und das ist im Krieg sehr wichtig.
    Ich kam zur Staffel von Oberleutnant Gawrysch. Man teilte uns in Rottenführer und Rottenhunde ein. Ich wurde Rottenhund bei Leutnant Gabunija. Petro wurde zum Stellvertreter des Regimentskommandeurs ernannt.
    Als der Befehl verlesen worden war, kam Gabunija auf mich zu und sagte: „Das ist schön, wir werden zusammen fliegen! Komm, wir wollen uns bekannt machen, berichte etwas von dir, dann erzähle ich dir von mir!"
    Er hatte ein hübsches Gesicht mit feinen

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