Ich greife an
wetterhartes Gesicht, ein Zeichen dafür, daß er von früh bis abend auf dem Flugplatz oder auf Feindflug war. In diesem Menschen erkannte ich auf den ersten Blick den anspruchsvollen und gleichzeitig fürsorglichen Kommandeur.
Später, als ich näher mit ihm bekannt geworden war, erkannte ich, daß er auch ein ausgezeichneter Organisator war.
Er war seit den ersten Kriegstagen an der Front und hatte eine große Kampferfahrung. Er, ein erfahrener Flieger, der über eine hervorragende Flugtechnik verfügte, war bescheiden und arbeitsam.
Der Oberst hielt auf die Ehre des Regiments und verlangte das auch von den Fliegern. Im Regiment wurde er verehrt und geliebt. Er war der Sache der Partei grenzenlos ergeben, ein mutiger Soldat, der den Tod nicht fürchtete, der seine Familie über alles liebte und in den Ruhestunden gern von seinem Söhnchen erzählte.
„Ja, bei uns ist es augenblicklich ruhig. Wir stehen an einem wichtigen Abschnitt und bereiten uns auf die Offensive vor", sagte der Kommodore zu mir, als wir uns im Gefechtsstand einander gegenübergesetzt und uns Zigaretten angezündet hatten.
„Alle Mannschaften und Offiziere auf dem Flugplatz antreten lassen!" befahl er unvermittelt dem Stabsoffizier und fuhr zu mir gewandt fort: „Ich stelle dem Regiment jeden einzelnen vor, der neu zu uns kommt. Wenn ein Mensch zum Regiment kommt und einen bestimmten Rang einnimmt, dann ist es doch gewöhnlich so, daß ihn nur die kennen, die unmittelbar mit ihm zu tun haben. Aber es ist notwendig, daß alle jeden kennen und daß jeder alle kennt. Später werde ich Sie noch eingehender über alles instruieren. Da ist auch Genosse Toptygin, der Chef unseres Stabes. Machen Sie sich bekannt, Jakow Petrowitsch. Mein Stellvertreter ist endlich eingetroffen!"
Schon in den ersten Tagen erkannte ich, daß unser Stabschef in der Lage war, nicht nur eine Aufgabe zu stellen, sondern sie dem fliegenden Personal auch klar, kurz und interessant zu erläutern. Er sprach gut und war sehr schriftgewandt. „Jakow Petrowitsch versteht es, mit Papier umzugehen", pflegte Tschupikow zu sagen.
Er schrieb sorgfältig alle Ergebnisse auf und war bei jedem Angriff feindlicher Flieger in größter Sorge um seine Materialien. Sie waren sehr wertvoll, denn an Hand dieser Aufzeichnungen sollte die junge Fliegergeneration lernen.
Tschupikow stellte mich den Regimentskameraden vor. Ich erzählte ihnen aus meinem Leben. Dann schlug mir der Kommodore vor, den Flugplatz zu besichtigen: „Ich werde Ihnen unsere Wirtschaft zeigen."
Wir trafen zahlreiche Flieger, jeden charakterisierte Tschupikow kurz und treffend.
Ich lernte Major Schebeko kennen, der, zwar breitschultrig und ziemlich beleibt, sich doch durch schnelle, aber sichere Bewegungen auszeichnete. Er schüttelte mir energisch die Hand: „Auf gute Freundschaft, Genosse Kapitän! Ich hoffe, daß wir uns in der Luft bald näher kennenlernen werden."
Ich machte mich auch mit dem Helden der Sowjetunion Major Asarow bekannt, der im Regiment „der Frechdachs" genannt wurde. Man sah ihm sofort an, daß er ein erfahrener Jagdflieger war. Er hatte ein kühnes, offenes Gesicht. Sein Rottenhund war Gromow, ebenfalls ein tollkühner und geschickter Jagdflieger. Beide waren, wie man bei uns sagte, „alte" Flieger. Sie ergänzten einander und waren eine hervorragende Kampfrotte.
Major Titorenko, den mir der Kommodore vorstellte, war etwa dreißig Jahre alt, sah aber älter aus. Er diente in dieser Einheit seit ihrem Bestehen und trug den Spitznamen „der Alte".
Meine neuen Kameraden waren kampferprobte Flieger. Man sah, daß sie hier als fest verbundene Kampfgemeinschaft lebten. Aus allem war eine feste Disziplin, Einigkeit und gegenseitige Achtung herauszuspüren, und dennoch gedachte ich unwillkürlich meiner alten Regimentskameraden, Jewstignejews, Amelins, meines treuen Rottenhundes Muchin.
Ein Halbwüchsiger von etwa fünfzehn Jahren kam uns entgegen. „Wer ist denn das, Genosse Kommodore?"
„Der Sohn unseres Regiments", antwortete Tschupikow.
„David, komm einmal her, damit ich dich meinem neuen Stellvertreter vorstellen kann."
Der Junge kam näher, nahm vor uns stramme Haltung an und meldete: „Genosse Kommandeur, Motorenschlosser David Chait!"
Der Kommodore lächelte und klopfte Chait zärtlich auf die Schulter. Dann entließ er ihn und sagte zu mir: „Das ist Ihre Ordonnanz, Genosse Kapitän. David hat viel durchmachen müssen. Wir alle haben ihn ins Herz geschlossen. Er ist dem
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