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Ich greife an

Ich greife an

Titel: Ich greife an Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iwan Koshedub
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Kommodore.
    Die für mich etwas ungewohnte, feierliche Atmosphäre machte auf mich einen guten Eindruck.
    Das Abendessen wurde serviert. Sorka, der bis jetzt ruhig in einer Ecke gesessen hatte, lief von einem Tisch zum anderen. In der Kantine war es jetzt sehr laut, denn die Flieger amüsierten sich über Sorkas Streiche.
    Der Kommodore erzählte mir: „Die Zeit, die für die kurze Analyse des Kampftages verwendet wird, hängt von der Zahl der Feindflüge ab. Tagsüber werden die Besprechungen gruppenweise durchgeführt, und vor dem Abendessen, wenn alle Offiziere anwesend sind, ziehe ich die Bilanz des gesamten Tages. Ein Tadel oder ein Lob in Anwesenheit aller Offiziere der Einheit ist ein sehr gutes Erziehungsmittel. Mein Stellvertreter für die Politausbildung führt die Besprechungen des Flugtages bei den Sergeanten und Mannschaften durch."
    Ein fest zusammengeschweißtes Regiment mit guten Traditionen, dachte ich. Mich verlangte es, so rasch wie möglich Tragfläche an Tragfläche mit den neuen Regimentskameraden in den Kampf zu fliegen.
    Nach dem Abendessen spielte ein Kamerad auf einer Ziehharmonika. Sorka langte sich mit unschuldiger Miene ein Brötchen vom Tisch und verschlang es hastig. Man rief den kleinen Bären. Er rannte umher, schlug Purzelbäume und klopfte mit seinen Krallen auf die Diele. Lautes Lachen übertönte die Klänge der Ziehharmonika. Sorka trieb seine Possen.
    „Sie können rauchen, Genossen Offiziere. Morgen früh sind keine Feindflüge zu erwarten, wir können also einen kleinen bunten Abend veranstalten."
    Der Kommodore bot mir eine Zigarette aus seinem Etui an. Wir rauchten.
    „Ich habe bemerkt, daß niemand geraucht hat, bevor Sie es gestatteten", sagte ich.
    „Ja, diese Ordnung hat der ehemalige Regimentskommandeur Schestakow eingeführt, der bei den Kämpfen in Belorußland gefallen ist. Er war ein hervorragender Flieger. Nach seinem Tode übernahm ich das Regiment. Ohne Erlaubnis des Kommodore rauchen die Flieger nicht und verlassen auch nicht die Kantine - so hat er es eingeführt. Sogar in Kleinigkeiten muß man sich Ausdauer anerziehen. Stimmen Sie jetzt ein Lied an, Fomin!"
    Fomin begann mit kräftiger, vollklingender Stimme zu singen. Die Flieger stimmten ein.
    „Fomin singt gut", bemerkte Tschupikow. „Er ist der Adjutant der Staffel. Fomin ist außerordentlich musikalisch. Wenn er im Radio ein neues Lied hört, trägt er es abends schon vor, und wenige Tage später singt es das ganze Regiment."
    Als die letzten Worte des Liedes verklungen waren, schlug der Kommodore plötzlich vor: „Bitten wir Genossen Koshedub, daß er uns etwas vorsingt!"
    Von allen Seiten wurde gerufen: „Singen Sie, singen Sie, Genosse Kapitän!"
    Ich geriet in Verwirrung: „Ich habe keine Stimme, ich kann gar nicht singen."
    „Darauf achten wir nicht. Bei uns singen und tanzen alle. Wir lassen Sie nicht eher fort, bis Sie etwas gesungen haben!"
    „Ich werde lieber einen Hopak tanzen. Einverstanden?"
    Ich ging in Hockstellung und tanzte in ungestümem Tempo einen Hopak. Plötzlich rief man von allen Seiten: „Sorka, Sorka!" Jemand stieß mich kräftig in die Seite. Ein ohrenbetäubendes Lachen brandete auf. Der kleine Bär hatte sich mir lautlos genähert. Ich hüpfte von Sorka fort und tanzte in Hockstellung durch den Raum. Der Bär immer hinter mir drein.
    Dann sprang ich auf und warf Sorka auf den Rücken. Die Flieger lachten, klatschten und riefen: „Da capo!" Und merkwürdigerweise fühlte ich mich im Kreise dieser Menschen mit einem Schlage heimisch. Die fast unmerkliche Gezwungenheit, von der man immer befangen zu sein pflegt, wenn man unter unbekannte Menschen gerät, war verschwunden.
    Die Zeit verstrich schnell. Nach einem Blick auf die Uhr erklärte Tschupikow: „Genossen Offiziere, unser Abend ist beendet. Es ist Zeit, zur Ruhe zu gehen. Gute Nacht!"
    Titorenko, Schebeko und ich kamen in unser Zimmer und machten Licht an. Auf einem der Betten lag jemand, bis zum Kopf mit einer Decke zugedeckt. Wir sahen genauer hin, es war Sorka! Er hatte den Kopf auf das Kissen gelegt und schlief friedlich.
    Wir lachten so laut, daß die Flieger aus den anderen Zimmern herbeigelaufen kamen. Als wir den Bären weckten, brummte er, fuchtelte mit den Tatzen und rührte sich nicht von der Stelle. Wir hoben ihn vorsichtig hoch und legten ihn unter das Bett. Sorka winselte ein wenig, sah aber, daß nichts zu machen war, und schlief wieder ein.
ICH LEBE MICH EIN
    Am frühen Morgen wurde ich durch

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