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Ich hab dich im Gefühl

Ich hab dich im Gefühl

Titel: Ich hab dich im Gefühl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Ahern
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hört mal zu, was ich im Netz gefunden habe. Es gab Berichte von mehreren Patienten, die eine Herztransplantation hatten und unerwartete Nebenwirkungen beobachtet haben. Channel Four hat eine Dokumentation darüber gemacht: Ob es möglich ist, dass bei der Transplantation auch etwas von den Erinnerungen, Vorlieben, Wünschen und Gewohnheiten des Spenders auf den Empfänger übertragen wird. In der Doku sieht man, wie diese Menschen Kontakt mit den Spenderfamilien aufnehmen, um das neue Leben in sich besser zu verstehen. Und es kommen Wissenschaftler zu Wort, die echte Pionierarbeit leisten: Sie untersuchen die ›Intelligenz‹ des Herzens und die biochemischen Grundlagen des Erinnerns in unseren Zellen. Damit stellen sie praktisch die gesamte bisherige Gedächtnisforschung in Frage.«
    »Wenn die also glauben, dass das Herz intelligenter ist, als wir bisher gedacht haben, dann könnte das Blut, das aus dem Herzen eines Menschen gepumpt wird, diese Intelligenz in sich tragen. Und mit der Transfusion hat er auch seine Erinnerungen weitergegeben?«, fragt Kate. »Und seine Liebe für Fleischgerichte und Sprachen?«, fügt sie ein bisschen schärfer hinzu.
    Niemand will ihre Frage mit einem klaren Ja beantworten. Eigentlich möchten wir alle nein dazu sagen. Außer mir, aber ich hab ja schon eine schlaflose Nacht hinter mir, um mich an die Idee zu gewöhnen.
    »Gab es nicht bei
Star Trek
mal eine Folge zu dem Thema?«, fragt Frankie. »Falls nicht, sollten sie das unbedingt machen.«
    »Aber das Rätsel kann ganz leicht gelöst werden«, ruft Kate plötzlich aufgeregt. »Du musst doch nur rausfinden, wer dir das Blut gespendet hat.«
    »Genau das geht aber nicht«, dämpft Frankie wie üblich ihren Enthusiasmus. »Die Information ist vertraulich. Außerdem hat sie ja auch nicht sein gesamtes Blut erhalten. Man spendet immer nur einen halben Liter auf einmal. Dann wird das Blut aufgespalten in weiße Blutkörperchen, rote Blutkörperchen, Blutplasma und Blutplättchen. Was Joyce bekommen hat, vorausgesetzt, es war überhaupt sein Blut, ist nur ein Teil davon. Möglicherweise war es sogar noch mit dem Blut von jemand anderem vermischt.«
    »Sein Blut ist aber trotzdem in meinem Körper«, füge ich stur hinzu. »Ganz egal, wie viel davon genau. Und ich weiß noch, dass ich mich sehr seltsam gefühlt habe, als ich im Krankenhaus aufgewacht bin.«
    Schweigen quittiert meine Bemerkung, und wir alle lassen uns den Gedanken durch den Kopf gehen, dass ich mich vielleicht aus anderen Gründen »sehr seltsam« gefühlt habe und die Seltsamkeit rein gar nichts mit der Transfusion zu tun hatte, sondern schlicht und einfach auf den tragischen Verlust meines Babys zurückzuführen war.
    »Übrigens haben wir einen Google-Treffer für Justin Hitchcock«, bricht erneut Kate das Schweigen.
    Sofort beginnt mein Herz wieder zu rasen. Bitte sag mir, dass ich mir nicht alles nur einbilde, sag mir, dass er existiert und keine Ausgeburt meiner übereifrigen Fantasie ist. Dass ich meine Pläne nicht ins Blaue hinein geschmiedet habe.
    »Okay, Justin Hitchcock war Hutmacher in Massachusetts. Hmm. Na ja, wenigstens Amerikaner. Weißt du irgendwas über Hüte, Joyce?«
    Ich denke angestrengt nach. »Baskenmützen, Borsalinos, Fedoras, Fischerhüte, Baseballkappen, Porkpies, Tweedkappen.«
    Dad hört auf, an seinen Chips zu lecken, sieht mich an und steuert auch etwas bei: »Panamahüte.«
    »Schildkappen, Scheitelkäppchen«, fügt Kate hinzu.
    »Zylinder«, ruft Dad, und ich gebe das ins Telefon weiter.
    »Cowboyhüte«, sagt Frankie gedankenversunken. Dann erwacht sie aus ihrer Trance. »Moment mal, was machen wir denn hier? Jeder Mensch kennt ein paar Hüte.«
    »Du hast recht, das fühlt sich nicht richtig an. Lies weiter«, dränge ich sie.
    »Im Jahr 1774 zog Justin Hitchcock nach Deerfield, wo er im Unabhängigkeitskrieg als Soldat und Pfeifer diente. Aber ein über zweihundertjähriger Knacker ist wahrscheinlich selbst für dich zu alt.«
    »Warte«, übernimmt Frankie das Ruder, die mir noch nicht die Hoffnung nehmen will. »Darunter gibt es noch einen Justin Hitchcock. Bei der Abwasserentsorgung in New York …«
    »Nein«, rufe ich frustriert. »Ich weiß doch schon, dass er existiert. Das ist lächerlich. Aber du könntest ›Trinity College‹ zu deiner Suche hinzufügen, da hat er eine Vorlesung gehalten.«
    Tipp-tipp-tipp.
    »Nein. Nichts bei Trinity College.«
    »Bist du sicher, dass du mit seiner Tochter gesprochen hast?«,

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