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Ich hab dich im Gefühl

Ich hab dich im Gefühl

Titel: Ich hab dich im Gefühl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Ahern
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Leukämie oder eine andere Krankheit überlebt haben, bedanken. Justin wartet eine halbe Stunde. Jede Minute schaut er auf die Uhr, denn schließlich muss er einen Flieger erwischen. Als der letzte Blutspender gegangen ist und er allein im Raum zurückbleibt, erscheint Sarah an der Tür.
    »Justin.« Sie ist nicht eisig, nicht hart und auch nicht wütend. Aber still. Verletzt. Das ist schlimmer. Wütend wäre ihm viel lieber.
    »Sarah.« Er steht auf, um sie zu begrüßen, verfängt sich in einer linkischen Halbumarmung mit einem Kuss auf die Wange, dem ein zweiter folgt und ein höchst zweifelhafter dritter, der abgebrochen wird und fast auf dem Mund landet. Schließlich zieht Sarah sich zurück und beendet damit die Farce.
    »Ich kann nicht lange bleiben, ich muss zum Flughafen, aber ich wollte wenigstens kurz vorbeikommen und dich sehen. Können wir uns kurz unterhalten?«
    »Ja, klar.« Sie kommt herein und setzt sich, die Arme immer noch verschränkt.
    »Oh.« Justin sieht sich um. »Hast du kein Büro oder so was?«
    »Hier ist es doch nett und ruhig.«
    »Wo ist dein Büro?«
    Argwöhnisch kneift sie die Augen zusammen, und er lässt das Fragen lieber sein. Stattdessen setzt er sich hastig neben sie.
    »Ich wollte mich hauptsächlich für mein Verhalten bei unserer letzten Begegnung entschuldigen. Na ja, bei allen unseren Begegnungen und jeder Minute danach. Es tut mir wirklich sehr leid.«
    Sie nickt und wartet darauf, dass er weitermacht.
    Verdammt, mehr hab ich nicht auf Lager! Denk nach! Es tut dir leid und …
    »Ich wollte dir nicht wehtun. Diese verrückten Wikinger haben mich total aus dem Konzept gebracht. Man könnte sogar sagen, dass ich mich letzten Monat fast jeden Tag von verrückten Wikingern aus dem Konzept bringen lassen habe, und äh …«
Denk nach!
»Könnte ich kurz zur Toilette? Wenn es dir nichts ausmacht. Bitte.«
    Mit verdutztem Gesicht erklärt sie ihm den Weg. »Klar, sie ist gerade den Korridor runter, ganz am Ende.«
     
    Vor dem Haus, an dem ein neues »Zu verkaufen«-Schild hängt, drücken Linda und ihr Mann Joe die Nasen am Fenster platt und spähen ins Wohnzimmer. Auf einmal überkommt mich eine Art Beschützerinstinkt. Aber er ist ebenso schnell wieder verschwunden, wie er aufgetaucht ist. Zu Hause ist kein Ort – jedenfalls nicht dieser hier.
    »Joyce? Sind Sie das?« Langsam nimmt Linda die Sonnenbrille ab.
    Ich lächle sie breit, aber etwas wacklig an, hole einen Schlüsselbund aus meiner Tasche, an dem bereits mein Autoschlüssel und der flauschige Marienkäfer von Mum fehlen. Selbst der Schlüsselbund hat sein Herz verloren, seine Verspieltheit, geblieben ist nur die Funktionalität.
    »Sie sehen so anders aus. Die Haare.«
    »Hi, Linda. Hi, Joe«, begrüße ich die beiden und strecke ihnen die Hand hin.
    Aber Linda hat andere Pläne und schließt mich lange und fest in die Arme.
    »Oh, es tut mir so leid«, sagt sie leise und drückt mich. »Sie Arme.«
    Eigentlich wäre das ja eine nette Geste – wenn ich diese Frau etwas länger kennen würde als nur von den drei Hausbesichtigungen, die auch schon über einen Monat her sind. Aber selbst da hat sie schon den gleichen Überschwang gezeigt, als sie erfuhr, dass ich schwanger war, und war sofort ganz scharf darauf, die Hand auf meinen noch total flachen Bauch zu legen. In dem einzigen Monat, in dem ich über meine Schwangerschaft reden konnte, fand ich es ausgesprochen ärgerlich, dass mein Körper plötzlich als eine Art öffentliches Eigentum angesehen wurde.
    Linda senkt die Stimme. »Haben die das im Krankenhaus gemacht?«, erkundigt sie sich flüsternd mit Blick auf meine kurzen Haare.
    »Nein, nein.« Ich lache. »Ich war beim Friseur«, zwitschere ich, und meine kompetente Traumafrau übernimmt von nun an das Kommando und rettet den Tag. Endlich drehe ich den Schlüssel im Schloss und lasse die beiden als Erste eintreten.
    »Oh«, haucht Linda aufgeregt. Ihr Mann lächelt und nimmt ihre Hand. Ich habe einen Flashback von Conor und mir vor zehn Jahren, als wir uns das Haus angeschaut haben, aus dem gerade eine alte Frau ausgezogen war, die hier die letzten zwanzig Jahre allein gewohnt hatte. So folge ich sozusagen meinem jüngeren Selbst und Conor ins Haus, und auf einmal sind die beiden real, und ich bin das Gespenst, erinnere mich, was wir gesehen haben, lausche ihrem Gespräch, erlebe den Augenblick von neuem.
    Das Haus hatte gemüffelt, uralter Teppichboden, knarrende Dielen, verrottete Fenster und

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