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Ich hab dich im Gefühl

Ich hab dich im Gefühl

Titel: Ich hab dich im Gefühl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Ahern
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als hätte Dad sämtliche Küchenschränke ausgeräumt. Er selbst hat eine Schürze mit dem Bild einer Frau in roter Reizwäsche und Hosenträgern umgebunden, und darunter trägt er seinen üblichen Pulli, Hemd und Hose. Seine Füße stecken in Manchester-United-Slippern in Form von zwei riesigen Fußbällen.
    »Morgen, Liebes!«, ruft er, als er mich sieht, richtet sich mithilfe des linken Beins auf und gibt mir einen Kuss auf die Stirn.
    Mir wird plötzlich klar, dass heute zum ersten Mal seit Jahren jemand Frühstück für mich macht. Und dass Dad wiederum das erste Mal seit Jahren für jemanden Frühstück macht. Auf einmal verstehe ich das Singen, das Chaos, das Geklapper mit Töpfen und Pfannen. Er ist total aufgeregt.
    »Ich mache Waffeln!«, erklärt er mit einem amerikanischen Akzent.
    »Oh, sehr lecker!«
    »Das sagt doch der Esel immer, oder?«
    »Welcher Esel?«
    »Der …« Er hört auf, in der Pfanne zu rühren, und schließt die Augen, um besser nachdenken zu können. »In dieser Geschichte mit dem grünen Mann.«
    »Der Hulk?«
    »Nein.«
    »Hmm, ich kenne sonst keine grünen Leute.«
    »Doch, doch, du weißt schon, der …«
    »Die böse Hexe des Westens aus dem
Zauberer von Oz

    »Nein. Da macht doch kein Esel mit! Denk doch mal an eine Geschichte mit einem Esel.«
    »Ist es eine biblische Geschichte?«
    »Kommen in der Bibel etwa sprechende Esel vor, Gracie? Hat Jesus jemals Waffeln gegessen? Was glaubst du? Himmel, da haben wir endlich einen uralten Irrtum aufgeklärt: Jesus hat beim letzten Abendmahl Waffeln an seine Jünger verteilt, kein Brot!«
    »Ich heiße Joyce.«
    »Ich kann mich nicht erinnern, dass Jesus Waffeln gegessen hat, aber klar, ich kann mal die Jungs im Monday Club danach fragen. Vielleicht hab ich ja mein Leben lang die falsche Bibel gelesen.« Er lacht laut über seinen eigenen Witz.
    Neugierig schaue ich ihm über die Schulter. »Dad, du machst ja gar keine Waffeln!«
    Er seufzt genervt. »Bin ich ein Esel? Sehe ich für dich etwa aus wie ein Esel? Esel machen Waffeln,
ich
mache ein richtig gutes Frühstück.«
    Ich sehe ihm zu, wie er die Würstchen in der Pfanne rumschiebt, damit sie gleichmäßig von allen Seiten gebräunt werden. »Ich esse auch welche.«
    »Aber du bist doch eine von diesen Vegetaristinnen.«
    »Vegetarierinnen. Und ich bin keine mehr.«
    »Na klar, dann bist du eben keine von denen. Du warst bloß eine, seit du fünfzehn bist und im Fernsehen die Sendung über die Robben gesehen hast. Morgen wach ich auf, und du erzählst mir wahrscheinlich, du bist ein Mann. Das hab ich auch mal im Fernsehen gesehen. Diese Frau, die war ungefähr in deinem Alter, hat ihrem Mann live vor dem Publikum erklärt, dass sie beschlossen hat, ihre …«
    Plötzlich bin ich so frustriert, dass ich ihm ins Wort falle: »Mums Foto steht nicht auf dem Dielentischchen.«
    Schuldbewusst zuckt Dad zusammen und erstarrt, was mich ein bisschen ärgert, als hätte ich mir bis jetzt eingeredet, dass der geheimnisvolle Mitternachtsfotoverschieber eingebrochen ist und die ruchlose Tat vollbracht hat. Eigentlich wäre mir das fast lieber.
    »Warum?«, frage ich nur.
    Er werkelt weiter und klappert mit Tellern und Besteck. »Warum was? Warum gehst du so komisch, das möchte ich gern mal wissen.« Neugierig beäugt er meine gequälten Bewegungen.
    »Das weiß ich selber nicht!«, fauche ich und humple durch die Küche zu meinem Platz. »Vielleicht ist es erblich.«
    »Huhuhu«, trötet Dad und blickt zur Decke empor. »Hör sich das einer an! Deck lieber den Tisch wie ein braves Mädchen.«
    Das holt mich zurück in die Wirklichkeit, und ich muss grinsen, ob ich will oder nicht. Ich decke den Tisch, während Dad sich weiter dem Frühstück widmet, und wir humpeln und hinken beide in der Küche herum, als wäre alles so wie immer und würde auch so bleiben. Für immer und ewig.

Dreizehn
    »Also, Dad, was sind deine Pläne für heute? Hast du viel zu tun?«
    Eine Gabel voll Würstchen, Ei, Speck, Blutwurst, Pilz und Tomate hält auf dem Weg zu seinem offenen Mund inne. Amüsiert sieht er mich unter seinen dichten Augenbrauen an.
    »Pläne, hast du gesagt? Tja, lass mich sehen, Gracie, ich geh grade mal den Terminkalender für heute durch. Ich dachte, wenn ich fertig gegessen habe, was in etwa fünfzehn Minuten der Fall sein wird, dann trinke ich noch eine Tasse Tee. Während ich den Tee trinke, bleibe ich entweder auf diesem Stuhl hier sitzen, oder ich wechsle hinüber auf deinen. Der

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