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Ich hab dich im Gefühl

Ich hab dich im Gefühl

Titel: Ich hab dich im Gefühl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Ahern
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von diesen Tourbussen, was meinst du? MAGGIE !«, rufe ich so laut, dass Dad zusammenfährt. » MAGGIE , DAD FÄHRT HEUTE MIT MIR IN DIE STADT UND SIEHT SICH EIN BISSCHEN UM . IST DAS OKAY ?«
    Mit gespitzten Ohren warte ich auf eine Antwort. Nach einer Weile stehe ich auf. »Also Dad, es ist beschlossene Sache. Maggie sagt, es ist in Ordnung, wenn du heute in die Stadt fährst. Ich will nur noch duschen, dann komm ich in die Puschen. Ha, das reimt sich sogar.« Ich humple aus der Küche und lasse meinen verdutzten Vater mit dem Eigelb am Kinn allein.
     
    »Ich bezweifle sehr, dass Maggie es gut finden würde, dass ich in diesem Tempo durch die Gegend renne, Gracie«, sagt Dad und versucht, mit mir Schritt zu halten, während wir uns zwischen den Massen von Fußgängern auf der Grafton Street durchschlängeln.
    »Oh, tut mir leid, Dad!« Sofort drossle ich mein Tempo und hake mich bei ihm unter. Trotz seiner Spezialschuhe schwankt er, und ich schwanke mit. Ich glaube, dass er, selbst wenn er sich operieren ließe und seine Beine dann gleich lang wären, immer noch hin und her schaukeln würde, so sehr gehört das zu ihm.
    »Dad, wirst du mich irgendwann endlich wieder Joyce nennen?«
    »Was meinst du denn damit? So heißt du doch, oder nicht?«
    Überrascht sehe ich ihn an. »Merkst du gar nicht, dass du mich ständig Gracie nennst?«
    Er macht einen echt verblüfften Eindruck, sagt aber nichts, sondern geht wortlos weiter. Auf und ab, hin und her.
    »Ich geb dir fünf Euro für jedes Mal, wenn du heute Joyce zu mir sagst«, schlage ich vor.
    »Abgemacht, Joyce, Joyce, Joyce. Oh, wie ich dich liebe, Joyce«, kichert er. »Das sind schon zwanzig Euro vorneweg!« Er knufft mich und fügt ernst hinzu: »Mir ist überhaupt nicht aufgefallen, dass ich dich so genannt habe, Liebes. Ich werde mich bemühen.«
    »Danke.«
    »Du erinnerst mich so an sie, weißt du.«
    »Wirklich, Dad?« Das rührt mich, und mir steigen Tränen in die Augen. So etwas sagt er sonst nie. »Inwiefern?«
    »Ihr habt beide so eine kleine Schweinchennase.«
    Ich verdrehe die Augen.
    »Ich weiß nicht, warum wir uns immer weiter vom Trinity College entfernen. Wollten wir da nicht eigentlich hin?«
    »Ja, aber die Tourbusse fahren von Stephen’s Green ab. Am College kommen wir unterwegs vorbei. Heute will ich sowieso nicht reingehen.«
    »Warum nicht?«
    »Es ist Mittagszeit.«
    »Und da macht das Book of Kells ein Stündchen Pause, was?« Jetzt ist Dad an der Reihe, die Augen zu verdrehen. »Es verdrückt ein Schinkensandwich und eine Kanne Tee, danach geht es ordentlich zurück in seinen Schaukasten und ist topfit für den Rest des Nachmittags. Ist es das, was du befürchtest? Mir kommt es nämlich sonderbar vor, nicht hinzugehen, nur weil Mittagszeit ist.«
    »Tja, mir aber nicht.« Ich weiß selbst nicht, warum, es fühlt sich einfach nicht richtig an, jetzt diese Richtung einzuschlagen. Mein innerer Kompass möchte es nicht.
     
    Justin saust durch den Torbogen des Trinity College und rennt die Straße hinauf in Richtung Grafton Street, zum Lunch mit Sarah. Beim Rennen bemüht er sich, die nörgelige Stimme zu verscheuchen, die ihm einreden will, dass er das Treffen absagen soll.
Gib ihr eine Chance. Gib dir selbst eine Chance.
Er muss es versuchen, er muss sein Gleichgewicht wiederfinden und daran denken, dass nicht jede Begegnung mit einer Frau so ist wie seine erste Begegnung mit Jennifer. Das Herzklopfen, das seinen ganzen Körper zum Vibrieren gebracht hatte, die Schmetterlinge, die in seinem Bauch herumwirbelten, das Kribbeln beim leisesten Kontakt mit ihrer Haut. Er denkt wieder an sein Date mit Sarah. Nichts dergleichen. Nur das schmeichelhafte Gefühl, dass sie ihn attraktiv findet, und die freudige Erregung, dass er endlich wieder zur Date-Szene gehört. Die Tatsache, dass er mit Sarah verabredet ist, ruft eine Menge Gefühle in ihm hervor, aber was empfindet er eigentlich
für sie
? Auf die Begegnung mit der Frau im Friseursalon vor ein paar Wochen hat er weit heftiger reagiert, und das will doch bestimmt etwas heißen.
Gib ihr eine Chance. Gib dir selbst eine Chance.
    Um die Mittagszeit herrscht auf der Grafton Street ein ziemliches Gedränge, ungefähr so, als hätte der Zoo seine Tore geöffnet und die Tiere wären alle hierhergeströmt, froh, der Gefangenschaft für ein Stündchen entronnen zu sein. Für heute ist er mit seiner Arbeit fertig, der Vorlesung über sein Spezialgebiet: »Kupfer als Leinwand: 1575–1775 .« Ein

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