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Ich hab dich im Gefühl

Ich hab dich im Gefühl

Titel: Ich hab dich im Gefühl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Ahern
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auf. »Ich auch nicht.«
    Dad kichert.
    »Jetzt sind wir auf der Nassau Street, und gleich kommen wir linker Hand an der Grafton Street vorbei.«
    Dad fängt wieder an, »Grafton Street’s a Wonderland« zu singen. Und zwar ziemlich laut.
    Eine Amerikanerin vor uns dreht sich zu uns um und strahlt. »Oh, kennen Sie das Lied? Mein Vater hat es immer gesungen. Er kam aus Irland. Ach, ich würde es so gern noch einmal ganz hören, könnten Sie es vielleicht für uns singen? Bitte!«
    Ein Chor von »O ja, bitte …!« stimmt ein.
    Durchaus an öffentliche Auftritte gewöhnt, beginnt mein Vater, der sich ja auch jede Woche im Monday Club gesanglich ins Zeug legt, zu schmettern, und der ganze Bus stimmt schunkelnd ein. Dads Stimme dringt durch die klappbaren Plastikfenster des DUKW nach draußen, zu den Fußgängern und Autofahrern.
    Ich mache ein mentales Foto von Dad, wie er neben mir sitzt und mit geschlossenen Augen singt, auf dem Kopf den Helm mit zwei Hörnern.
     
    Mit wachsender Ungeduld beobachtet Justin, wie Sarah in ihrem Salat herumstochert. Spielerisch pickt die Gabel nach einem Stück Hähnchen, spießt es auf, es stürzt ab, wird wieder eingefangen und schafft es schließlich, hängen zu bleiben, obwohl es hin und her gewirbelt und nebenbei als Hebel benutzt wird, um unter den Salatblättern nach den eventuell darunter befindlichen Schätzen zu schürfen. Schließlich bekommt das Hähnchen ein Stück Tomate als Beigabe, aber während die Gabel sich gemächlich auf Sarahs Mund zubewegt, stürzt es samt der Tomate erneut in die Tiefe. Und das zum dritten Mal.
    »Bist du sicher, dass du keinen Hunger hast, Justin? Du schaust dauernd so interessiert auf meinen Teller«, lächelt sie, die nächste Gabel voll Salatmischung schwenkend, von der diesmal eine rote Zwiebelscheibe und ein Stück Cheddar auf den Teller zurückpurzeln. Jedes Mal ist es ein Schritt vorwärts, zwei zurück.
    »Doch, ich würde gern was davon probieren.« In der Zeit, in der sie fünf Bissen verzehrt hat, hat er sich übrigens schon eine Suppe bestellt und weggelöffelt.
    »Soll ich dich füttern?«, flirtet sie und führt die Gabel mit kreisförmigen Bewegungen auf seinen Mund zu.
    »Na ja, ich hätte gern mehr drauf als diese Winzportion.«
    Gehorsam gabelt sie noch ein paar Salatbeigaben für ihn auf.
    »Mehr«, sagt er und wirft schnell einen Blick auf seine Armbanduhr. Je mehr Essen er sich in den Mund stopfen kann, desto früher wird er dieser frustrierenden Situation entronnen sein. Er weiß, dass die Frau im roten Mantel –
Veronica
 – bestimmt längst weg ist, aber hier zu sitzen und zuzusehen, wie Sarah wahrscheinlich mehr Kalorien damit verbrennt, dass sie mit dem Essen spielt, als sie aufnimmt, indem sie es verzehrt, bringt ihn der Antwort kein Stück näher.
    »Okay, hier kommt das Flugzeug«, flötet sie.
    »Mehr.« Beim Start des Flugzeugs ist schon wieder die Hälfte abgestürzt.
    »Mehr? Wie soll ich denn noch mehr auf die Gabel packen, geschweige denn in deinen Mund?«
    »Hier, ich zeige es dir.« Ohne große Umstände nimmt Justin ihr die Gabel aus der Hand und fängt an zu stochern. Hähnchen, Mais, Salat, rote Beete, Zwiebel, Tomate, Käse, er schafft alles auf einmal. »So, wenn die Pilotin das nun bitte zur Landung bringen möchte …«
    Sie kichert. »Das passt garantiert nicht alles in deinen Mund.«
    »Ich hab einen ziemlich großen Mund.«
    Sarah schaufelt lachend und nicht ohne Mühe die Ladung in Justins Mund. Als er schließlich fertig gekaut und geschluckt hat, schaut er erneut auf die Uhr und dann auf ihren Teller.
    »Okay, jetzt bist du dran.«
Du bist ein echtes Schwein, Justin.
    »Kommt nicht in Frage«, giggelt sie.
    »Ach komm.« Er spießt so viel Salat auf wie möglich, darunter das viermal zurückgelassene Stück Hähnchen, und lässt es in Sarahs Mund fliegen.
    Sie lacht weiter, während sie alles unterzubringen versucht. Obwohl sie kaum gleichzeitig atmen, kauen, schlucken und lächeln kann, bemüht sie sich trotzdem, hübsch auszusehen. Fast eine volle Minute lang kann sie nicht sprechen, denn sie möchte ja so damenhaft wie möglich kauen. Gemüsesaft und Salatsauce rinnen ihr übers Kinn, und als sie endlich schluckt und ihn dann mit lippenstiftverschmiertem Mund anlächelt, entblößt sie dabei ein großes Stückchen Salat, das zwischen ihren Zähnen steckt.
    »Das war lustig«, freut sie sich.
    Helena. Wie Helena von Troja, die so schön war, dass ihretwegen ein Krieg ausbrach.
    »Sind

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