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Ich hab dich im Gefühl

Ich hab dich im Gefühl

Titel: Ich hab dich im Gefühl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Ahern
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Sie fertig? Kann ich den Teller abräumen?«, fragt die Kellnerin.
    Sarah macht den Mund auf. »N…«, setzt sie an, aber ehe sie das Wort herausgebracht hat, geht Justin dazwischen.
    »Ja, danke«, ruft er und meidet Sarahs verwunderten Blick.
    »Nein, ich bin noch nicht fertig, danke«, sagt Sarah bestimmt. Der Teller wird auf den Tisch zurückgestellt.
    Justins Bein wippt unter dem Tisch, und seine Ungeduld steigert sich ins Unermessliche.
Salma. Sexy Salma.
Unbehagliches Schweigen senkt sich herab.
    »Tut mir leid, Salma, ich wollte nicht unhöflich sein …«
    »Sarah.«
    »Was?«
    »Ich heiße Sarah.«
    »Das weiß ich doch.«
    »Du hast mich Salma genannt.«
    »Oh. Was? Wer ist Salma? Gott. Entschuldige. Ich kenne nicht mal eine Salma, ehrlich.«
    Sie isst schneller. Offensichtlich möchte auch sie jetzt weg von ihm.
    Etwas freundlicher sagt er: »Es ist nur so, dass ich zum College zurück muss …«
    »Früher, als du dachtest, ja, das hast du gesagt.« Sie lächelt ihn an, aber als sie wieder auf ihren Teller blickt, fällt ihr Gesicht in sich zusammen. Zielbewusst spießt sie ein Stück nach dem anderen auf. Jetzt wird nicht mehr gespielt, jetzt wird gegessen. Statt mit Worten ist ihr Mund mit Salat gefüllt.
    Justin möchte im Boden versinken, denn er weiß, dass er sich furchtbar benommen hat.
Sag ihr endlich, was Sache ist, du Trottel.
Er starrt sie an: hübsches Gesicht, toller Körper, intelligente Frau. Schicker Hosenanzug, lange Beine, volle Lippen. Lange elegante Finger, französisch manikürte Nägel, schicke Handtasche, passend zu den Schuhen. Professionell, selbstbewusst, klug. Nichts auszusetzen an dieser Frau, absolut nichts. Das Problem ist Justins Gefühl, das Gefühl, dass ein Teil von ihm anderswo ist. Ein Teil von ihm, der sich aber gleichzeitig so nahe anfühlt, dass er sofort aufspringen, rauslaufen und ihn einfangen möchte. Im Moment scheint Laufen sowieso eine gute Idee, er weiß nur nicht recht, was oder wen er eigentlich fangen möchte. In einer Stadt mit einer Million Menschen kann er nicht erwarten, dass er aus der Tür kommt und gleich wieder die Frau mit dem roten Mantel draußen vorfindet. Soll er deshalb diese schöne Frau im Restaurant sitzenlassen? Nur um einer Idee nachzujagen?
    Er versucht sein Bein ruhig zu halten und lehnt sich zurück. Bisher hat er auf der Stuhlkante gekauert, jederzeit bereit, zur Tür zu hechten, sobald seine Begleiterin Messer und Gabel beiseite legt. »Sarah«, seufzt er, und jetzt meint er, was er sagt. »Es tut mir sehr leid.«
    Sie hört auf zu essen und blickt vom Teller zu ihm auf, kaut schnell, tupft sich die Lippen mit der Serviette ab und schluckt. Ihr Gesicht entspannt sich. »Okay.«
    Mit einem Achselzucken wischt sie die Krümel vom Tisch. »Ich suche keinen Ehemann, Justin.«
    »Ich weiß, ich weiß.«
    »Das hier ist bloß ein Lunch.«
    »Das weiß ich auch.«
    »Oder sollen wir einfach ›Kaffee‹ dazu sagen, falls du beim Wort ›Lunch‹ zum Ausgang rennen und ›Feuer‹ schreien möchtest?« Sie sieht zu seiner leeren Tasse und schnippt imaginäre Krümel weg.
    Er greift nach ihrer Hand, damit sie endlich stillhält. »Es tut mir leid.«
    »Okay«, wiederholt sie.
    Die Luft klärt sich, die Spannung verfliegt, Sarahs Teller wird abgeräumt.
    »Wir sollten wohl die Rechnung …«
    »Wolltest du eigentlich schon immer Ärztin werden?«
    »Himmel!« Sie ist dabei, ihr Portemonnaie zu öffnen, hält aber mitten in der Bewegung inne. »Bei dir gibt’s aber auch keine Zwischentöne, was?« Aber sie lächelt wieder.
    »Es tut mir leid«, wiederholt Justin und schüttelt den Kopf. »Trinken wir noch einen Kaffee, bevor wir gehen. Hoffentlich habe ich noch Zeit zu verhindern, dass dir dieses Date als das schlimmste deines Lebens in Erinnerung bleibt.«
    »Keine Sorge.« Lächelnd schüttelt sie den Kopf. »Aber es ist ein guter zweiter Platz, und ohne deine Ärztinnenfrage hätte es wirklich um ein Haar Platz eins geschafft.«
    Justin grinst. »Und – wolltest du’s immer schon werden?«
    Sie nickt. »Seit James Goldin mich im Kindergarten operiert hat. Ich war fünf, und er hat mir das Leben gerettet.«
    »Wow, das ist ziemlich jung für eine große Operation. Muss eine prägende Erfahrung gewesen sein.«
    »Absolut. Ich war in der Mittagspause auf dem Hof, bin bei Himmel und Hölle hingefallen und hab mir das Knie aufgeschlagen. Meine Freunde haben darüber diskutiert, ob eine Amputation angemessen wäre, aber James Goldin kam

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