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Ich hab dich im Gefühl

Ich hab dich im Gefühl

Titel: Ich hab dich im Gefühl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Ahern
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rübergerannt und hat mir eine Mund-zu-Mund-Beatmung gegeben. Und sofort waren die Schmerzen weg, einfach so. Da hab ich es gewusst.«
    »Dass du Ärztin werden möchtest?«
    »Dass ich James Goldin heiraten möchte.«
    »Und hast du es getan?«
    »Nein. Stattdessen bin ich Ärztin geworden.«
    »Du bist eine gute Ärztin.«
    »Ja, das kann man beurteilen, wenn man sich von mir Blut abnehmen lässt«, grinst sie. »Alles klar in dem Bereich?«
    »Mein Arm juckt ein bisschen, aber ansonsten ist alles wunderbar.«
    »Dein Arm juckt? Das sollte er nicht, lass mich mal ansehen.«
    Er fängt an, den Ärmel hochzurollen, hält dann aber plötzlich inne. »Gibt es eigentlich eine Möglichkeit rauszufinden, wer mein Blut bekommen hat?«
    Kopfschüttelnd antwortet sie: »Das Schöne am Blutspenden ist ja, dass es vollkommen anonym passiert.«
    »Aber irgendwie muss es doch irgendwo vermerkt sein, oder nicht? In den Krankenhausakten oder sogar in
euren
Unterlagen.«
    »Natürlich. Blutbankprodukte sind immer individuell auffindbar. Wird alles dokumentiert, die Spende, die Tests, die Trennung in die Blutbestandteile, die Lagerung und die Weitergabe an den Empfänger, aber …«
    »Das Wort hasse ich.«
    »… leider kannst du nicht erfahren, wer deine Spende erhalten hat.«
    »Gerade hast du doch gesagt, dass alles dokumentiert wird.«
    »Aber die Information darf nicht weitergegeben werden. Alle Einzelheiten sind in einer Datenbank gespeichert, und du hast das Recht, deine Spenderdaten einzusehen.«
    »Und sagen die mir, wer mein Blut bekommen hat?«
    »Nein.«
    »Na, dann will ich sie auch nicht einsehen.«
    »Justin, das Blut, das du gespendet hast, wurde nicht direkt an jemanden weitergeleitet, wie es aus deinen Adern gekommen ist. Es wurde getrennt in rote und weiße Blutkörperchen, Blutplättchen …«
    »Ich weiß, ich weiß, ich weiß das alles.«
    »Tut mir leid, aber ich kann da nichts tun. Warum willst du es denn unbedingt wissen?«
    Er denkt eine Weile nach, lässt einen braunen Würfelzucker in seine Tasse plumpsen und rührt um. »Es interessiert mich einfach, wem ich geholfen habe, ob ich überhaupt jemandem geholfen habe, und wenn ja, wie es diesem Jemand jetzt geht. Ich habe das Gefühl … nein, das klingt bescheuert, du wirst denken, ich bin verrückt. Vergiss es.«
    »Hey, sei nicht albern«, entgegnet sie besänftigend. »Ich halte dich doch sowieso schon für verrückt.«
    »Ich hoffe, das ist keine medizinische Diagnose.«
    »Erzähl es mir.« Ihre durchdringenden blauen Augen mustern ihn über den Rand ihrer Kaffeetasse hinweg, während sie einen Schluck trinkt.
    »Ich spreche das zum ersten Mal laut aus, also sieh mir nach, dass ich rede, während ich denke. Zuerst war es ein lächerlicher Macho-Egotrip. Ich wollte wissen, wem ich das Leben gerettet habe. Für welche glückliche Person ich mein kostbares Blut hergegeben habe.«
    Sarah lächelt.
    »Aber in den letzten Tagen ist mir die Frage einfach nicht mehr aus dem Kopf gegangen. Ich fühle mich anders. Wirklich anders. Als hätte ich etwas verschenkt. Etwas sehr Wertvolles.«
    »Es ist auch etwas Wertvolles, Justin. Wir brauchen ständig neue Spender.«
    »Ich weiß, aber nicht – nicht so. Ich habe das Gefühl, dass jemand da draußen rumläuft und etwas in sich hat, das ich ihm oder ihr geschenkt habe, und jetzt fehlt mir etwas …«
    »Der Körper ersetzt den flüssigen Teil deiner Spende innerhalb von vierundzwanzig Stunden.«
    »Nein, ich meine, ich habe das Gefühl, als hätte ich etwas weggegeben, einen Teil von mir, und dass dieser Teil einen anderen Menschen wieder vollständig gemacht hat, und … mein Gott, das klingt total hirnrissig. Ich möchte wahnsinnig gern wissen, wer dieser Mensch ist. Ich habe das Gefühl, dass ein Teil von mir fehlt und dass ich rausgehen und ihn finden muss.«
    »Du kannst dein Blut nicht zurückbekommen, weißt du«, scherzt Sarah etwas lahm, dann versinken beide in ihre Gedanken. Traurig schaut Sarah in ihren Kaffee, während Justin seinem Wortgestümper einen Sinn abzugewinnen versucht.
    »Ich sollte wahrscheinlich nicht versuchen, etwas so Unlogisches mit einer Ärztin zu besprechen«, sagt er schließlich.
    »Ich kenne viele Leute, die so etwas sagen, Justin. Aber du bist der Erste, der es auf die Blutspende schiebt.«
    Schweigen.
    »Tja«, sagt Sarah und greift nach ihrem Mantel, der hinter ihr über der Stuhllehne hängt, »du hast es eilig, also sollten wir jetzt wirklich gehen.«
    In

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