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Ich hab dich im Gefühl

Ich hab dich im Gefühl

Titel: Ich hab dich im Gefühl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Ahern
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ich möchte dir Heidi vorstellen.« Ich setze den Helm auf und drehe mich zu Dad.
    Er lacht tonlos.
    »Zu den Sehenswürdigkeiten auf dem Weg gehören unter anderem unsere berühmten Kathedralen von St. Patrick’s und Christchurch, das Trinity College, die Regierungsgebäude, das georgianische Dublin …«
    »Oooh, das wird dir gefallen«, verkündet Dad und knufft mich mit dem Ellbogen in die Seite.
    »… und natürlich das Wikinger-Dublin!«
    Alle fangen wieder an zu brüllen, auch mein Vater, und ich kann mir das Lachen auch nicht mehr verkneifen.
    »Ich verstehe nicht, warum wir eine Truppe von Hornochsen feiern, die plündernd durch unser Land gezogen sind …«
    »Ach, kannst du nicht mal ein bisschen entspannen und Spaß haben?«
    »Und was machen wir, wenn wir unterwegs einem DUKW -Rivalen begegnen?«, fragt der Tourführer.
    Eine Mischung aus Buhrufen und Brüllen ist die Antwort.
    »Okay, los geht’s!«, verkündet Olaf voller Enthusiasmus.
     
    Hektisch lässt Justin die Augen über die kahlgeschorenen Köpfe der Hare Krishnas schweifen, die an ihm vorbeidefilieren und ihm die Sicht auf die Frau im roten Mantel versperren. Ein Meer orangefarbener Gewänder und lächelnder Gesichter, dazu klingelnde Glöckchen und Trommelschlagen. Verzweifelt hüpft Justin auf und ab und versucht, die Merrion Row hinunterzuspähen.
    Plötzlich taucht vor ihm ein Pantomime in schwarzem Trikot auf, das Gesicht weiß geschminkt, die Lippen rot, auf dem Kopf einen gestreiften Hut. Einen Augenblick lang stehen sie einander gegenüber, warten beide darauf, dass der jeweils andere etwas tut, und Justin schickt ein Stoßgebet zum Himmel, dass es dem Pantomimen bald langweilig wird und er sich verkrümelt. Aber nein. Stattdessen strafft der Mann die Schultern, setzt ein fieses Gesicht auf, spreizt die Beine und lässt die Hand über der Stelle schweben, wo im wilden Westen das Pistolenhalfter sitzt.
    Höflich, mit gedämpfter Stimme sagt Justin: »Hören Sie, ich bin wirklich nicht in der Stimmung für so was. Wären Sie bitte so nett, sich jemand anderes auszusuchen?«
    Unbeirrt beginnt der Mann, mit versonnenem Gesichtsausdruck auf einer unsichtbaren Violine zu spielen.
    Justin hört Gelächter und merkt, dass sich bereits Schaulustige um sie scharen.
Na toll.
    »Ja, wirklich sehr komisch. Aber das reicht jetzt.«
    Ohne auf die weiteren Faxen des Manns zu achten, entfernt Justin sich von der wachsenden Menge und hält dabei weiter Ausschau nach dem roten Mantel in der Merrion Row.
    Aber der Clown lässt sich nicht so leicht abwimmeln, taucht wieder neben ihm auf, hält sich die Hand über die Stirn und blickt in die Ferne wie von einem Schiffsausguck. Die Zuschauerherde folgt, blökend und mit gezückten Fotoapparaten. Ein älteres japanisches Pärchen ist schon wild am Knipsen.
    Justin knirscht mit den Zähnen, sagt aber ganz leise, so dass niemand außer dem Pantomimen es hören kann: »Hey, Arschloch, sehe ich vielleicht aus, als würde mir das Spaß machen?«
    Wie von den Lippen eines Bauchredners ertönt die Antwort mit einem breiten Dubliner Akzent: »Hey, Arschloch, sehe ich vielleicht aus, als würde mich das einen Scheißdreck interessieren?«
    »Na gut, wenn du es so willst. Ich weiß nicht, ob du hier Marcel Marceau oder Coco den Clown geben willst, deine Hampelei wäre jedenfalls für beide peinlich. Vielleicht finden die Leute hier deine geklauten Marceau-Versatzstücke amüsant, aber ich ganz sicher nicht. Im Gegensatz zu diesen Touris, die nicht wissen, dass Marceau mit seinen Darbietungen immer eine Geschichte erzählt oder eine bestimmte Figur beschrieben hat, durchschaue ich dich nämlich. Du selbst hast Marceau auch nicht kapiert. Der stand nicht einfach zufällig an einer Straßenecke rum und hat Passanten belästigt. Du bist eine Schande für alle Pantomimen der Welt mit deiner Einfallslosigkeit und deiner miesen Technik.«
    Der Mann blinzelt einmal und geht weiter gegen einen unsichtbaren starken Gegenwind.
    »Hier bin ich!«, ruft eine Stimme jenseits der Menge.
    Da ist sie! Sie hat mich erkannt!
    Justin tanzt von einem Fuß auf den anderen und sucht den roten Mantel.
    Das Publikum wendet sich um, die Menge teilt sich, und da ist Sarah. Anscheinend findet sie die Szenerie irgendwie aufregend.
    Sofort imitiert der Pantomime Justins offensichtliche Enttäuschung, setzt ein betrübtes Gesicht auf und macht den Rücken krumm, so dass die Hände fast auf dem Boden schleifen.
    »Oooooooch«, machen die

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