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Ich hab dich im Gefühl

Ich hab dich im Gefühl

Titel: Ich hab dich im Gefühl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Ahern
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besterhaltenen Beispiele für irische Steinmetzkunst, Schnitzerei und Fliesenkeramik. Das beeindruckendste Merkmal der National Library ist die Eingangsrotunde. Im Innern führt dieser Raum über eine ausladende Treppe in einen prächtigen Leseraum mit einer weitläufigen Gewölbedecke. Wie Sie ja selbst sehen, zeichnet sich das Gebäude aus durch die Säulen und Pfeiler in korinthischer Anordnung und die Rotunde mit ihrer offenen Veranda und den Eckpavillons, die das Ganze einrahmen. In der …«
    Lauter Applaus unterbricht mich – genau genommen klatscht allerdings nur einer, nämlich mein Dad. Der Rest des Busses ist ganz still. Schließlich durchbricht ein kleines Mädchen das Schweigen und fragt, ob wir nicht bald mal wieder brüllen können. Nun, diesmal geht die Runde anscheinend an den bereits bis über beide Ohren grinsenden Olaf den Weißen.
    »Äh, ich war eigentlich noch nicht fertig«, stammle ich leise.
    Statt einer Antwort klatscht Dad noch lauter, und ein Mann, der allein in der hintersten Reihe sitzt, schließt sich ihm nervös an.
    »Und … das war dann alles«, rufe ich schnell und setze mich wieder hin.
    »Woher wissen Sie das bloß alles?«, fragt die Frau vor uns.
    »Sie ist Immobilienmaklerin«, verkündet Dad stolz.
    Die Frau runzelt die Stirn und formt mit den Lippen ein »Oh«, dreht sich dann wieder zu dem extrem zufrieden grinsenden Olaf um. Er nimmt mir das Mikro aus der Hand.
    »Na, dann mal los, alle zusammen – es darf gebrüüüüüllt werden!«
    Die Passagiere erwachen zu neuem Leben, während sich jeder Muskel und jedes Organ meines Körpers in Fötusstellung zusammenzieht.
    Dad lehnt sich an mich und drückt mich gegen das Fenster. Dann beugt er sich noch näher zu mir, um mir etwas ins Ohr zu flüstern, und unsere Helme krachen gegeneinander.
    »Woher weißt du das denn alles, Liebes?«
    Als hätte ich sämtliche Worte, die mir zur Verfügung stehen, in meinem Vortrag verbraucht, öffnet und schließt sich mein Mund, aber nichts kommt heraus. Ja, woher weiß ich das alles? Woher denn bloß?

Fünfzehn
    Mir klingen sofort die Ohren, als ich an diesem Abend die Sporthalle betrete und Kate und Frankie entdecke, die auf der Tribüne sitzen, die Köpfe zusammenstecken und sich mit tiefen Sorgenfalten im Gesicht angeregt unterhalten. Kate sieht aus, als hätte Frankie ihr gerade erzählt, dass ihr Vater gestorben ist, ein Gesichtsausdruck, den ich kenne, denn ich habe sie genauso angesehen, als sie vor fünf Jahren ihren Urlaub unterbrochen hat, um an seine Seite zu eilen, und ich ihr im Empfangsbereich des Dublin Airport die traurige Nachricht überbringen musste. Dann redet Kate, und Frankie macht ein Gesicht, als wäre ihr Hund angefahren worden – ein Ausdruck, den ich ebenfalls kenne, denn auch diese Nachricht musste ich weitergeben. Es war ein harter Schlag für sie, dass ihr Dackel sich drei von seinen vier Beinchen gebrochen hat. Jetzt blickt Kate auf und äugt in meine Richtung, als wäre sie in flagranti bei etwas Verbotenem erwischt worden. Auch Frankie erstarrt. Überrascht, dann schuldbewusst und schließlich mit einem Lächeln, das mir weismachen soll, dass sich die beiden gerade übers Wetter unterhalten haben und nicht über die Ereignisse in meinem Leben, die ebenso unberechenbar sind.
    Ich warte, dass die Traumafrau das Zepter ergreift, damit ich verschont bleibe, während sie ihre üblichen einsichtigen Kommentare abgibt, mit denen sie allzu neugierige Fragen abwimmelt, indem sie wortreich und für jeden verständlich erklärt, dass ein Verlust doch eher eine Reise ist als eine Sackgasse, eine Reise, in der man die unschätzbare Gelegenheit bekommt, stärker zu werden, sich selbst besser kennenzulernen und dadurch das tragische Erlebnis in etwas äußerst Positives verwandeln kann. Doch die Traumafrau lässt auf sich warten, wahrscheinlich weil sie weiß, dass das hier kein leichter Auftritt für sie wird. Ihr ist klar, dass meine beiden Freundinnen, die mich jetzt gerade in den Arm nehmen und an sich drücken, ihr Traumafrau-Gefasel durchschauen und direkt in mein Herz blicken können.
    Die Umarmung fällt länger und enger aus als sonst, mit Drücken und Tätscheln, kreisförmigem Rückenreiben und leichtem Schulterklopfen. Zu meiner eigenen Überraschung finde ich das alles sehr tröstlich. Das Mitgefühl auf ihren Gesichtern macht mir noch einmal meinen Verlust deutlich, mir ist flau im Magen und schwindlig im Kopf. Mir wird klar, dass es nicht die

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