Ich hab dich im Gefühl
fragt Dad und betrachtet unser Mitbringsel, als hätte es einen schlechten Geruch.
»Nun, was ist es denn?«, erkundigt sie sich lächelnd.
Dad sieht mich ratlos an.
»Wir hatten gehofft, Sie könnten uns das sagen«, antworte ich höflich.
»Ich würde vorschlagen, Sie gehen zu ›Vermischtes‹. Weil das der meistbesuchte Tisch ist, sitzen dort vier Experten, also geht es so schnell wie möglich vorwärts. Wenn Sie an der Reihe sind, zeigen Sie einfach Ihren Gegenstand vor, dann wird Ihnen alles Nähere erklärt.«
»An welchem Tisch sitzt denn Michael Aspel?«
»Leider gehört Michael Aspel nicht zu unseren Experten, er ist der Moderator, und deshalb hat er keinen eigenen Tisch. Aber wir haben zwanzig andere Fachleute, die Ihnen gern Rede und Antwort stehen.« Dad macht ein niedergeschlagenes Gesicht.
»Sie haben die Chance, dass Ihr Gegenstand für die Fernsehsendung ausgewählt wird«, fügt die Frau schnell hinzu, als sie Dads Enttäuschung bemerkt. »Der Experte zeigt das Objekt dem Fernsehteam, und dort wird entschieden, was aufgenommen wird, je nach Seltenheit, Qualität und natürlich auch dem Wert, den die Experten festgelegt haben. Wenn Ihr Objekt ausgewählt wird, werden Sie in unseren Warteraum geführt und geschminkt, bevor Sie sich mit dem Experten vor laufender Kamera etwa fünf Minuten über Ihren Gegenstand unterhalten. Dabei lernen Sie dann natürlich Michael Aspel kennen. Und das Aufregende ist, dass wir die Sendung zum ersten Mal live auf den Bildschirm bringen, und zwar in, lassen Sie mich nachsehen …« – sie blickt auf ihre Uhr – »… in einer Stunde.«
Dad macht große Augen. »Aber fünf Minuten? Um über dieses Ding zu sprechen?«, platzt er heraus, und die Frau lacht.
»Bedenken Sie, dass wir vor der Sendung die Objekte von zweitausend Leuten anschauen müssen«, meint sie mit vielsagendem Blick, an mich gewandt.
»Ja, das verstehen wir. Wir sind ja auch hauptsächlich hier, um den Tag zu genießen, richtig, Dad?«
Er hört mich nicht, so konzentriert hält er Ausschau nach Michael Aspel.
»Ich wünsche Ihnen viel Spaß«, sagt die Frau noch und ruft dann den nächsten Teilnehmer auf.
Als wir ins Gewusel der Halle treten, sehe ich mich in dem doppelt kubischen Raum mit der Kassettendecke um und weiß, was mich erwartet: neun von Charles dem Ersten in Auftrag gegebene riesige Deckengemälde.
»Hier, bitte, Dad«, sage ich und drücke ihm den Papierkorb in die Hand. »Ich schaue mich ein bisschen in dem wunderschönen Gebäude um, während du den Müll bewunderst, den die Leute reinschleppen.«
»Das ist kein Müll, Gracie. Ich hab mal in einer Sendung einen Mann mit einer Sammlung von Wanderstöcken gesehen, die sechstausend Pfund gebracht haben.«
»Wow, in dem Fall solltest du ihnen unbedingt deinen Schuh zeigen.«
Er versucht alles, um nicht zu lachen. »Na, geh schon und schau dich um, wir treffen uns dann hier wieder.« Er schlendert davon, noch bevor er seinen Satz vollendet hat. So brennt er darauf, mich loszuwerden.
»Viel Spaß!«, rufe ich ihm nach.
Er grinst breit und schaut sich so glücklich in der Halle um, dass ich sofort noch ein mentales Foto von ihm mache.
Während ich in den Räumen des von dem großen Feuer verschonten Teils des Whitehall-Palasts umherwandere, überschwemmt mich das Gefühl, schon einmal hier gewesen zu sein, mit solcher Macht, dass ich mich in ein stilles Eckchen zurückziehe und verstohlen mein Handy heraushole.
»Management, Chefetage der Corporate Treasury und Investor Relations, Frankie am Apparat.«
»Meine Güte, du hast nicht gelogen. Das sind ja wirklich tausend Wörter.«
»Joyce, hi!« Ihre Stimme klingt gedämpft, und hinter ihr höre ich das hektische Stimmengewirr des Aktienhandels im Büro des Irish Financial Services Centre.
»Hast du einen Moment Zeit für mich?«
»Einen Moment, ja. Wie geht es dir?«
»Gut. Ich bin in London. Mit Dad.«
»Was? Mit deinem Dad? Joyce, ich hab dir schon so oft gesagt, es ist nicht höflich, deinen Vater zu fesseln und zu knebeln. Was machst du denn da?«
»Ich hab einfach spontan den Entschluss gefasst herzufliegen.« Aus welchem Grund? Keine Ahnung. »Momentan sind wir bei der
Antiquitäten-Roadshow
. Frag nicht weiter.«
Ich lasse die stillen Räume hinter mir und betrete die Galerie der Haupthalle. Unter mir sehe ich Dad, der im Gewimmel herumschlendert, unseren Papierkorb fest im Arm. Unwillkürlich muss ich lächeln, als ich ihn sehe.
»Waren wir schon mal
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