Ich hab dich im Gefühl
diesen schönen … bemerkenswerten … äh, hölzernen Korb vor unserem Haus stehen. Na ja, eigentlich nicht
draußen
«, verbessert sie sich rasch, als sie die Reaktion des Gutachters sieht. »Ich meine,
drinnen
. Wir haben ihn in den Wintergarten gestellt, damit er vor dem Wetter geschützt ist, wissen Sie. Für Regenschirme.«
»Ja, möglicherweise ist der Korb tatsächlich für so etwas benutzt worden«, meint der Sachverständige. »Woher haben Sie ihn?«
Ein paar Sekunden klappt Joyce den Mund auf und zu, dann kommt Henry ihr zu Hilfe. Er stellt sich aufrecht hin, die Hände über dem Bauch gefaltet, das Kinn vorgereckt. Seine Augen glitzern, er ignoriert den Experten und richtet seine Antwort, für die er sich eines ausgesucht eleganten Akzents befleißigt, direkt an Michael Aspel, mit einer Ehrerbietung, als stünde er dem Papst gegenüber.
»Nun, Michael, ich habe den Korb von meinem Ur-Ur-Großvater Joseph Conway bekommen, der Farmer in Tipperary war. Er hat ihn meinem Großvater Shay vererbt, der ebenfalls Farmer war. Mein Großvater hat ihn dann meinem Vater Paddy-Joe weitergegeben, der auch Farmer war, in Cavan, und als er starb, habe ich das Objekt übernommen.«
»Verstehe. Und haben Sie eine Ahnung, woher ihr Ur-Ur-Großvater den Korb hatte?«
»Wahrscheinlich hat er ihn den Engländern gestohlen«, scherzt Henry, aber er lacht als Einziger. Joyce gibt ihrem Vater einen Rippenstoß, Frankie prustet, und auf dem Boden vor dem Fernseher im Zahnarztwartezimmer in London wirft Justin den Kopf in den Nacken und lacht schallend.
»Nun ja, ich frage das, weil Sie da wirklich ein fabelhaftes Objekt besitzen. Es handelt sich dabei um ein sehr seltenes Jardinière-Pflanzgefäß aus der viktorianischen Ära in England …«
»Ich liebe Gartenarbeit, Michael«, unterbricht Henry den Experten. »Sie auch?«
Michael lächelt ihn höflich an, und der Sachverständige fährt fort: »Es weist auf allen vier Seiten in dem viktorianischen ebonisierten Holz wunderschöne handgearbeitete Schnitzereien im Schwarzwaldstil auf.«
»English Country oder French Décor, was meinen Sie?«, fragt Frankies Arbeitskollege.
Aber sie ignoriert ihn und konzentriert sich auf Joyce.
»Im Innern scheint noch die original lackierte Zinnverkleidung zu sein. Alles in bestem Zustand, kunstvolle Schnitzereien in soliden Holzpaneelen. Hier sehen wir, dass zwei Seiten ein Blumenmotiv aufweisen, während auf den beiden anderen figürlich gearbeitet wurde, mit Löwenkopf und Greifen. Sensationell, wirklich, ein wunderschönes Stück, das sich auch neben der Eingangstür hervorragend ausnehmen würde.«
»Und ein paar Pfund wert, was?«, fragt Henry. Von seinem schicken Akzent hat er sich inzwischen verabschiedet.
»Dazu kommen wir gleich«, bremst ihn der Sachverständige. »Zwar ist das Objekt in gutem Zustand, aber es scheint ursprünglich einmal Füße gehabt zu haben, höchstwahrscheinlich aus Holz. Es gibt keine Risse oder Einkerbungen an den Seiten, das abnehmbare Zinnband und die ringförmigen Griffe sind vollkommen intakt. Wenn man all das in Betracht zieht – was meinen Sie, wie viel das Objekt wert ist?«
»Frankie!«, hört Frankie ihren Chef rufen. »Was höre ich da – Sie manipulieren die Monitore?«
Hastig steht Frankie auf, dreht sich um, blockiert den Fernseher mit ihrem Körper und versucht, auf das vorherige Programm zurückzuschalten.
»Ah«, ruft ihr Kollege bedauernd. »Sie waren grade dabei, den Wert anzusagen. Das ist immer der beste Teil.«
»Gehen Sie bitte beiseite«, ordnet der Chef stirnrunzelnd an.
Frankie setzt sich in Bewegung, und hinter ihr kommen die Börsenzahlen zum Vorschein. Sie lächelt strahlend, dass man alle ihre Zähne sieht, und sprintet an ihren Schreibtisch zurück.
Im Wartezimmer des Zahnarztes klebt Justin förmlich am Fernseher und an Joyce’ Gesicht.
»Ist das eine Freundin von Ihnen, junger Mann?«, erkundigt sich Ethel.
Justin studiert weiter Joyce’ Gesicht und antwortet lächelnd: »Ja, und sie heißt Joyce.«
Margaret und Ethel quittieren die Bemerkung mit Oh und Ah. Auf dem Bildschirm wendet sich Joyce’ Vater – jedenfalls nimmt Justin an, dass es ihr Vater ist – jetzt zu Joyce und zuckt die Achseln.
»Was würdest du sagen, Liebes? Wie viel Kohle ist drin in dem Körbchen?«
Joyce lächelt etwas gezwungen. »Ich habe wirklich nicht die leiseste Ahnung.«
»Wie hört sich ein Betrag zwischen eintausendfünfhundert und eintausendsiebenhundert
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