Ich habe auf dich gewartet, Darling
wollte. Jetzt hatte er sich diese Zweckheirat mit ihr in den Kopf gesetzt. Aber sie wollte nicht nur einen bestimmten Zweck für diesen Mann erfüllen. Dagegen sträubte sich alles in ihr.
Ich muss standhaft bleiben, sagte sie sich immer wieder, während sie zur Klinik fuhren. Damien würde jede Schwäche ausnutzen. Sie musste stets vor ihm auf der Hut sein. Wenn ihm keine Gegenargumente mehr einfielen, änderte er seine Taktik und zog das Thema von einer anderen Seite auf. Er war eben ein gnadenloser Geschäftsmann.
Damien lässt sich durch nichts aufhalten. In dieser Hinsicht gleicht er meinem Vater, dachte Gabrielle.
Als sie jedoch wenig später an Russells Krankenbett stand, machte er einen ganz anderen Eindruck. Mit Tränen in den Augen ergriff er ihre Hand. Gabrielle war selbst den Tränen nah, als sie sich zu ihm neigte, um ihm einen Kuss zu geben. Sie lehnte ihr Gesicht zart an seine Wange. In diesem Augenblick schmolz ihr verletzter Stolz dahin wie Schnee in der Sonne. Hier lag ihr Vater, und sie war wieder sein kleines Mädchen.
„Gabrielle.“ Seine Stimme klang schwach und zittrig, sodass Gabrielle hart schluckte. Es schien eine Ewigkeit her zu sein, dass er ihren Namen so liebevoll ausgesprochen hatte.
„Oh, Russell, sieh nur“, hörte sie dann ihre Mutter sagen. „Unser kleines Mädchen ist erwachsen geworden.“ Gabrielle war sehr zufrieden, dass ihre Eltern sich offensichtlich nicht mehr ständig stritten.
„Ja.“ Er drückte ihr wieder die Hand, als wollte er seine Tochter niemals mehr gehen lassen.
Sie richtete sich auf, atmete tief durch und wischte sich verstohlen die Tränen weg. Dann fiel ihr Blick auf Damien. Als sie den Anflug von Zärtlichkeit in seinen Augen entdeckte, war sie tief beeindruckt.
Ich wusste nicht, dass er überhaupt zu solch zärtlichem Mitgefühl fähig ist.
Aber gleich darauf begann sie zu zweifeln. War Damien wirklich so empfindsam? Ihr gesunder Menschenverstand sagte ihr, dass er dafür einen bestimmten Grund haben musste. Er wollte schließlich etwas von ihr. Der Gedanke war ernüchternd.
Er will, dass ich ihn heirate.
In diesem Moment hörte sie die Stimme ihres Vaters. „Es tut mir so leid“, flüsterte er.
„Pst, Dad. Wir sprechen darüber, wenn es dir besser geht“, antwortete Gabrielle. Aber sie war sich nicht sicher, was sie ihm sagen würde. Im Laufe der Jahre hatte sie ihre verletzten Gefühle zwar tief in ihrem Innern vergraben, aber sie waren immer noch da. So schnell würde sie auch nicht über sie hinwegkommen.
„Ich bin müde“, flüsterte ihr Vater und schloss die Augen.
Gabrielle küsste ihn noch einmal sanft auf die Wange. „Schlaf schön, Dad. Morgen werde ich wiederkommen.“ Sie bemerkte erleichtert, dass er schon eingeschlafen war.
Ihre Mutter strahlte vor Dankbarkeit. „Jetzt, wo er weiß, dass du hier bist, wird er sich schnell erholen.“
„Darüber wäre ich sehr froh“, antwortete Gabrielle etwas steif. Auch die Beziehung zu ihrer Mutter war immer noch sehr belastet.
Caroline bemühte sich um einen herzlichen Ton. „Schön, dass du morgen wiederkommst, Gabrielle. Für heute haben die paar Minuten bei deinem Vater vollkommen ausgereicht. Die Ärzte bestehen auf strikter Ruhe.“
„Natürlich.“
Danach verabschiedeten sich Gabrielle und Damien.
Die beiden gingen schweigend zum Wagen. Erst als sie eingestiegen waren, bemerkte Damien: „Dein Vater ist noch sehr schwach. Er hat einen langen Weg vor sich, bis er wieder einigermaßen gesund sein wird.“
„Das weiß ich selbst. Du brauchst es nicht so zu betonen.“
„Ich meine schon. Denn du scheinst den Ernst der Lage zu ignorieren, Gabrielle. Es wird schon alles gut werden, das ist deine Devise.“
„Dagegen ist doch wohl nichts zu sagen.“
„Es könnte aber auch schiefgehen“, gab er zu bedenken. „Wenn es deinem Vater besser geht, er nach Hause kommt und eine ruinierte Firma vorfindet, wie willst du ihm das erklären? Oder bist du dann schon längst wieder in Sydney und kümmerst dich einen Dreck um alles?“
Wütend sah sie ihn an. „Bist du fertig?“
„Nein, ich habe kaum angefangen.“
Gabrielle musste sich bemühen, ihren Ärger im Zaum zu halten. „Mein Gott, du gleichst meinem Vater wirklich sehr. Ihr beide könntet Zwillinge sein. Aber ich finde das gar nicht so toll.“
„Was willst du damit sagen?“
Sie antwortete ihm ehrlich, auch wenn es ihr nicht leichtfiel. „Du tust immer nur das, was du willst, Damien. Ich kann dich nicht
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