Ich habe dir schon immer gehört (German Edition)
ein wunderschöner, sonniger Tag zu werden, aber hier oben in den Bergen war jeder Tag bisher atemberaubend gewesen, stellte Mick zufrieden fest. Er befand sich in einem Haus hoch in den französischen Alpen. Diese Einsamkeit h atte er sich bewusst ausgesucht , um an seinem Roman zu schreiben.
Ein Freund hatte ihm das Haus empfohlen und Mick war begeistert gewesen in der völligen Stille, ungestört von allen Alltagsdingen , zu schreiben.
Die Geschichte des Hauses - am Anfang nur eine Hütte - weckte z usätzlich sein Interesse . Ursprü ng lich hatte hier ein Mann gewohnt , der sich von der Welt abge wandt hatte. Dieser baute sich in de m beschaulichen Tal in einer Senke zwischen den Bergwipfeln eine Hütte und kehrte nie wieder in die Zivilisation zurück. Als der Mann da nn gestorben war, hatten seine Erben das Land an einem französischen Geschäftsmann verkauft , der die Hütte sogleich abreißen und ein Haus bauen ließ. Das war gar nicht so einfach gewesen, denn es gab keine Straße den Berg hinauf und so musste sämtliches Baumaterial und die Handwerker mit dem Hubschrauber nach oben geschafft werden. Monsieur Gaute, der neue Besitzer , hatte allerdings keine Kosten gescheut , um das Haus nach seinen Vorstellungen zu gestalten . Und wenn er nicht selbst dort Urlaub machte , vermietete er es .
Zur Ausstattung gehörten drei Schlafzimmer , zwei Bäder und eine große Küche, die, nur getrennt durch eine Frühstückstheke, mit dem Wohnzimmer verbunden war. Hinter dem Haus gab es einen Schuppen, in dem sich die Skiausrüstungen, zwei Schneemobile und natürlich jede Menge Feuerholz befanden.
Es war geradezu luxuriös, wenn man die abgelegene Gegend bedachte, in dem es lag. Strom wurde durch einen Generator erzeugt und auf dem Dach befanden sich Sonnenkollektoren, die das Wasser erhitzten, das aus einer Quelle kam. Für alles Nötige war also gesorgt, sodass man sich nur noch darauf konzentrieren musste zu entspannen. Und das Beste an allem war die Tatsache, dass es hier oben weder ein Telefon noch Handyempfang gab, fand Mick.
Alle zwei Wochen schickte Monsieur Gaute den Hubschrauber zum Haus , um sich von dem Wohlbefinden seiner Gäste zu überzeugen und neue Vorräte bringen zu lassen.
Die erste Woche verbrachte Mic k ausschließlich damit zu , sich zu entspannen und die Umgebung zu erkunden. Das Tal war groß aber dennoch malerisch. Vereinzelt konnte er Blumen inseln entdecken, die wie weiche Kissen an den Steinhängen klebten und im Sonnenlicht wie Farbtupfer erschienen, die völlig willkürlich von einem Maler auf ein e Leinwand ge malt worden waren. Enzian war allerdings die einzige Blume , die er mit Sicherheit i d entifizieren konnte.
Einige H undert Meter vom Haus entfernt gab es einen Wald abschnitt , der aufgrund der Höhe , fast ausschließlich aus Latschenkiefern bestand und Mick an das Märchen Hänsel und Gretel denken ließ , so düster wirkte er . E r rechnete jeden Moment damit auf ein Hexenhäuschen zu treffen, wenn er dort spazieren ging. Wenn man den Pfad hinter dem Haus verfolgte , kam man an Stellen, wo die Felswänd e steil abfielen und atemberaubende Ausblick e warteten . Oft saß er stund enlang an einer dieser Stellen und genoss den Ausblick . Dabei hatte er erstaunt festgestellt, dass er ohne den Lärm , der ständig auf der Straße vor seinem Loft , in New Yorks Stadtteil Manhattan all gegenwärtig war, auskommen konnte.
Nachdem er sich ausführlich mit seiner Umgebung vertraut gemacht hatte und seine r inne ren Unruhe eine völlige Ausgeglichenheit folgte , füllte die zweite Woche hauptsächli ch das Schreiben aus .
Als der Hubschr auber dann die Vorräte brachte, kam es Mick schon so vor , als ob er ganz alleine auf der Welt wäre. Er liebte die Stille geradezu . Das Geräusch des nahenden Hubschraubers empfand er als störend und er war froh , als der Pilot endlich wieder abflog und ihm nun zwei weitere ungestörte Wo chen zur Verfügung sta nden .
3. Kapitel
Lisa bestieg gut gelaunt die kleine Sportmaschine. Sie freute sich darauf , in ein paar Stunden ihre Freunde wieder zu sehen.
Der Pilot , der sich mit dem Namen Jean vorgestellt hatte , war schon bald mit den letz ten Vorbereitungen fertig und so konnten sie, nachdem er die Freigabe vom Tower erhalten hatte, starten.
Das Wetter war entspr ach ihrer guten Laune und Lisa genoss den atemberaubenden A n blick , den ihr die Alpen an diesem Tag boten. Die
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