Ich habe mich verträumt
war Kitty Expertin fürs Glücklichsein bis ans Ende aller Tage.
In nur wenigen Wochen würden Andrew und Natalie Mann und Frau sein. Ich konnte es kaum erwarten. Im Ernst – ich wollte einfach nur, dass es vorbei war! Dann endlich könnte ich ein neues Kapitel meines Lebens aufschlagen.
Angus kratzte an der Küchentür, um hinausgelassen zu werden. Mittlerweile regnete es, und in der Ferne grollte leiser Donner. Angus gehörte nicht zu den Hunden, die Stürme fürchteten – er hatte das Herz eines Löwen, mein kleiner Schatz –, aber er wurde nicht gerne nass. „Komm bald zurück“, mahnte ich.
Sobald ich die Tür öffnete, sah ich den dunklen Schatten am hinteren Zaun. Ein Blitz leuchtete auf. Verdammt … ein Skunk! Ich sprang Angus hinterher. „Nein, Angus! Bleib hier, mein Junge!“
Doch es war zu spät. Wie ein weißes wildes Knäuel raste Angus durch den Garten. Ein weiterer Blitz zeigte, dass das Tier ein Waschbär war. Erschrocken sah es auf, dann verschwand es unter dem Zaun, vermutlich durch ein Loch, das Angus einmalgegraben hatte. Ein Waschbär könnte meinen Hund ernsthaft verletzen, da der nicht schlau genug war, sich zurückzuhalten. „Angus! Komm her! Komm schon, Junge!“ Es hatte keinen Zweck. Wenn er ein Tier verfolgte, gehorchte Angus nur selten, und so war auch er ruck, zuck verschwunden, unter dem Zaun hindurch, dem Waschbär hinterher.
„Verdammt!“, fluchte ich, drehte mich um, rannte ins Haus, holte eine Taschenlampe und rannte wieder nach draußen und durch Callahans Garten, damit ich nicht bei mir über den Zaun klettern musste.
„Grace? Alles in Ordnung?“ Das Licht auf der hinteren Veranda ging an. Er war zurück.
„Angus jagt einen Waschbären“, rief ich nur und sprintete, ohne anzuhalten, an Callahans Terrasse vorbei durch seinen Garten in den Wald. Ich keuchte bereits. Bilder meines süßen kleinen Hundes mit herausgerissenem Augapfel und blutigen Striemen auf dem Rücken tanzten vor meinem inneren Auge. Waschbären kämpften wild, und dieses Riesenvieh könnte meinen kleinen Schatz bestimmt zerreißen.
„Angus!“, rief ich wieder. Meine Stimme klang vor Angst ganz hoch und piepsig. „Willst du Kekse, Angus? Kekse!“
Der Strahl meiner Taschenlampe beleuchtete den Regen und die nassen Äste im Wäldchen. Während mir beim Laufen die Zweige ins Gesicht schlugen, spürte ich eine neue Angst: der Fluss. Der Farmington River lag nur hundert Meter entfernt, voll und mit starker Strömung von Schmelzwasser und Frühlingsregen. Er war auf jeden Fall heftig genug, meinen kleinen, nicht sehr klugen Hund mit sich fortzureißen.
Neben mir tauchte ein weiterer Lichtkegel auf. Callahan, in Regenjacke und mit Yankees-Käppi, hatte mich eingeholt.
„Wo ist er hingelaufen?“, wollte er wissen.
„Oh, Callahan, danke“, keuchte ich. „Ich weiß es nicht. Er ist unter dem Zaun hindurchgekrabbelt. Er gräbt da immer Löcher, die ich normalerweise auffülle, aber diesmal … habe ich …“ Ich musste zu sehr schluchzen, um weitersprechen zu können.
„Hey, keine Sorge, Grace. Wir werden ihn schon finden.“Callahan legte einen Arm um meine Schultern und drückte mich kurz, dann leuchtete er mit seiner Taschenlampe in die Bäume.
„Ich glaube nicht, dass er da hochklettern kann, Cal“, sagte ich, mein Gesicht nass vor Regen und Tränen.
„Aber der Waschbär. Vielleicht hat Angus ihn auf einen Baum gejagt. Wenn wir den Waschbären finden, finden wir vielleicht auch deinen Hund.“
Ein schlauer Gedanke, aber nach fünf Minuten, in denen wir rundum alle Bäume angeleuchtet hatten, hatten wir weder den Waschbären noch meinen Hund entdecken können. Und auch sonst keine Hinweise auf ihn – nicht, dass ich ein Spurenleser gewesen wäre oder so etwas. Wir befanden uns jetzt näher am Fluss. Sein Rauschen, das ich sonst als beruhigend empfunden hatte, klang bedrohlich und grausam.
„Wo bist du denn die letzten Tage über gewesen?“, fragte ich Callahan, während ich unter einen herabgestürzten Ast leuchtete. Kein Angus.
„Becky brauchte mich für einen kurzen Job in Stamford“, antwortete er.
„Wer ist Becky?“
„Die Blonde aus der Bar. Sie ist eine alte Freundin aus der Highschool. Arbeitet als Maklerin. So bin ich auch an dieses Haus gekommen.“
„Du hättest mir ruhig sagen können, dass du wegfährst“, bemerkte ich mit einem Seitenblick. „Ich habe mir Sorgen gemacht.“
Er lächelte. „Das nächste Mal.“
Ich rief erneut nach Angus, pfiff,
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