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Ich habe mich verträumt

Ich habe mich verträumt

Titel: Ich habe mich verträumt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristan Higgins
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Auto saß und dachte, der Satan hätte mir mit seinem glühenden Dreispitz ein Loch in die Seele gebrannt, dachte ein Teil von mir, dass … schauder … ich eigentlich glücklich sein konnte, dass meine Eltern … würg … sich noch so gut verstanden. Dass es mehr in ihrer Ehe gab als Gekeife und Gezänk, egal, wie ekelhaft das für ihr Kind auchsein mochte. Ich kurbelte das Fenster herunter und sog kühle saubere Frühlingsluft in meine Lungen. Vielleicht könnte eine Hypnosetherapie diese Nacht für immer aus meinem Bewusstsein löschen?
    Aber ja, doch. Es war gut zu wissen, dass meine Eltern sich immer noch … äh … liebten.
    Schauder . Ich bog in meine Auffahrt.
    Callahans Haus lag wie zuvor im Dunkeln.

22. KAPITEL
    A m nächsten Tag fand ich mich erneut im Schoß der Familie wieder – Margs, Natalie, ich und das verruchte Weibsstück, vormals bekannt als meine Mutter, hatten sich zum Kleiderkauf in Birdie’s Brautladen versammelt.
    Also gut, eigentlich waren es nur Mom und Natalie, die ein Kleid kauften. Margaret und ich tranken Strawberry Margaritas aus einer von Margs umsichtigerweise mitgebrachten Thermos kanne, während wir vor der Umkleidekabine auf Natalies Erscheinen im nächsten Kleid warteten. Umkleidekabine war tatsächlich nicht das richtige Wort – es war eher ein Umkleidesaal mit Sofas, Sesseln, Tischchen und einem riesigen, per Vorhang abgetrennten Areal, in dem die zukünftige Braut sich in das nächste hinreißende Brautkleid werfen konnte.
    „Den hast du dir verdient“, murmelte Margaret und nahm selbst einen großen Schluck direkt aus der Kanne.
    „Oh ja, das habe ich“, stimmte ich zu. Mom und Nat standen hinter dem Vorhang, und nur Moms Stimme war zu hören. „Ein kleiner Abnäher hier … Heb mal den Arm, Schätzchen … Und da …“
    Mom wirkte heute ganz normal. Ich fragte mich, ob sie wohl noch an den gestrigen Abend dachte, an dem sie und Dad es fast im Büro von Julians Tanzschule getrieben hatten. Bäh. Vielleicht dachte sie auch an den Tag, an dem sie mit mir ein Brautkleid kaufen gewesen war. Margaret hatte bei Gericht eine Aussage aufnehmen müssen, Nat war noch an der Stanford gewesen, und so waren nur Mom und ich losgezogen und hatten uns amüsiert. Gut, ich hatte gleich das erste Kleid gekauft, das ich anprobiert hatte, da ich ehrlich gesagt nicht so der Prinzessinnentyp bin und ein weißes Kleid für mich genauso gut aussah wie das andere. (Irgendwie hatte ich auf einen Reifrock gehofft, so wie ihn Ms Mitchell im zweiten Kapitel von Vom Winde verweht für Scarlett beschrieben hatte, aber Moms entsetzter Blick hatte mich schnell in die Realität zurückgeholt.) Ich konnte michkaum erinnern, wie das Kleid tatsächlich aussah, abgesehen davon, dass es weiß und schlicht war. Ich würde es auf eBay verkaufen müssen. Brautkleid: ungetragen .
    „Oh, das ist aber auch hübsch!“, flötete ich, als Nat durch den Vorhang trat. Sie sah aus, wie eine Braut aussehen musste … aufgeregt, strahlend, mit funkelnden Augen und verschämtem Lächeln.
    „Das erste war besser“, meinte Margaret. „Diese Rüschen am Ausschnitt gefallen mir nicht.“
    „Ja, Rüschen sind out“, bestätigte ich und trank noch einen Schluck.
    „Ich weiß nicht“, sagte Natalie leise und starrte in den Spiegel. „Ich mag Rüschen.“
    „Es sind hübsche Rüschen“, korrigierte ich hastig.
    „Du siehst wunderschön aus“, verkündete Mom treuselig. „Du könntest einen Müllbeutel tragen und würdest immer noch schön aussehen.“
    „Ja, Prinzessin Natalie.“ Margaret verdrehte die Augen. „Du könntest Krötenhäute tragen und würdest bezaubernd aussehen.“
    „Ich dachte mehr an Sack und Asche“, fügte ich leise hinzu, was mir ein befriedigtes Grunzen meiner älteren Schwester einbrachte.
    Nat lächelte, doch ihr Blick schweifte in die Ferne. „Es ist mir egal, was ich anhabe. Ich will einfach nur verheiratet sein“, murmelte sie.
    „Würg“, sagte Margaret. Ich grinste.
    „Natürlich willst du das.“ Mom tätschelte Nat die Schulter. „So habe ich damals auch empfunden. Und Margaret auch.“
    „Ach ja?“, meinte Margaret.
    Mom, der zu spät bewusst wurde, dass hier im Moment andere Gefühle berücksichtigt werden mussten, sah mich mit nervösem Lächeln an. Ich erwiderte es. Vor langer Zeit, ja, hatte ich dasselbe gefühlt. Mit Andrew verheiratet zu sein war vor langer Zeit alles gewesen, was ich gewollt hatte. Film- und Scrabble-Abende, Wochenenden auf

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