Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ich habe mich verträumt

Ich habe mich verträumt

Titel: Ich habe mich verträumt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristan Higgins
Vom Netzwerk:
klatschte in die Hände. Nichts.
    Doch dann hörte ich in einiger Entfernung ein kurzes Bellen, gefolgt von einem Jaulen, wie unter Schmerzen. „Angus! Angus, mein Schatz, wo bist du?“ Ich stolperte in die Richtung, aus der ich die Wehlaute gehört hatte. Sie kamen vom Fluss her. Oder aus dem Fluss? Das hatte ich nicht erkennen können.
    Es war schwer, etwas außer dem Geräusch des Regens und des rauschenden Wassers zu hören. Ich sah Bilder mit Angus vormir … wie ich ihn gekauft hatte, als winziges, zitterndes, kokosnussweißes Knäuel … seine leuchtenden Augen, mit denen er mich jeden Morgen anstarrte, bis ich wach wurde … seine lustige Pose als Superhund … wie er auf dem Rücken schlief, die Pfoten in der Luft und die schiefen kleinen Zähne im Unterkiefer entblößt … Jetzt weinte ich richtig. „Angus!“, schluchzte ich wieder und wieder.
    Wie kamen zum Fluss. Normalerweise fand ich ihn immer schön – das plätschernde, seidige Wasser, die Steine darunter, die weiße Gischt, wo die Strömung auf einen Felsen oder Ast traf … Heute war er bedrohlich und dunkel wie eine schwarze Schlange. Ich ließ den Lichtstrahl meiner Taschenlampe über das Wasser gleiten, voller Angst, einen leblosen weißen Körper darin schwimmen zu sehen.
    „Verdammt!“, schluchzte ich.
    „Er wird schon nicht ins Wasser gehen“, versuchte Callahan, mich zu beruhigen, und nahm meine Hand. „Er ist dumm, aber er hat Instinkte, oder? Er wird nicht ertrinken wollen.“
    „Du kennst Angus nicht“, heulte ich. „Er ist stur. Wenn er etwas will, dann lässt er sich durch nichts aufhalten.“
    „Aber wenn er den Waschbären jagt, dann wird der Waschbär schlau genug sein, nicht ins Wasser zu gehen“, erwiderte Callahan. „Komm mit. Wir suchen weiter.“
    Wir gingen am Ufer entlang durch den Wald, immer weiter von zu Hause weg, und riefen meinen Hund unter dem Versprechen, er könne alle Süßigkeiten haben, die er wolle. Das Jaulen war nicht mehr zu hören, nur das Zischen des Regens auf den Blättern. Ich trug keine Strümpfe in meinen mittlerweile schlammüberzogenen Gartenclogs aus Plastik und hatte eiskalte Füße. Das war alles mein Fehler! Angus buddelte ständig irgendwelche Löcher, das wusste ich. Aus genau diesem Grund überprüfte ich jedes Wochenende den hinteren Zaun. Aber heute hatte ich es vergessen. Heute war ich mit der blöden Natalie zum Brautkleidkauf gewesen.
    Mein Leben ohne meinen Hund wollte ich mir nicht vorstellen. Angus, der auf meinem Bett schlief, seit Andrew michverlassen hatte. Der mich brauchte, auf mich wartete. Dessen kleiner Kopf jedes Mal, wenn ich nach Hause kam, im Wohnzimmerfenster auftauchte, weil er sich unbändig über meine bloße Existenz freute. Ich hatte ihn verloren. Ich hätte dieses blöde Loch stopfen müssen und hatte es nicht getan, und nun war er fort.
    Stockend holte ich Luft, heiße Tränen rannen mir über das regennasse Gesicht.
    „Da ist er“, sagte Callahan und leuchtete nach vorn.
    Er hatte recht. Etwa dreißig Meter abseits vom Fluss stand Angus neben einem kleinen Haus, das wie meines an den Wald grenzte. Er schnüffelte an einer umgekippten Mülltonne und sah auf, als er meine Stimme hörte. „Braver Hund! Guter Junge! Du hast Mommy große Angst gemacht! Ja, das hast du!“ Angus wedelte zustimmend mit dem Schwanz, bellte, und dann hatte ich ihn im Arm, drückte das kleine, vor Freude zappelnde Bündel an mich und küsste immer wieder seinen kleinen nassen Kopf.
    „Na, dann ist ja alles wieder gut.“ Callahan kam dazu und lächelte. Ich versuchte ebenfalls zu lächeln, aber mein Mund verzerrte sich immer wieder, sodass es mir nicht gelang.
    „Danke“, brachte ich mühsam hervor. Callahan streckte die Hand aus, um Angus zu streicheln, doch der drehte blitzschnell den Kopf und schnappte nach ihm.
    „Undankbares Geschöpf“, knurrte Callahan und tat so, als sei er ihm böse. Dann bückte er sich, schob den Müllbeutel in die umgekippte Tonne zurück und stellte sie wieder auf.
    „Danke fürs Helfen, das war unglaublich lieb von dir“, sagte ich immer noch zitternd, und drückte meinen Hund gegen die Brust.
    „Sag das nicht so überrascht“, gab Callahan schmunzelnd zurück.
    Wir gingen über die Auffahrt des Hauses zur Straße. Sie kam mir bekannt vor, ein wenig vornehmer als die Maple Street und etwa einen halben Kilometer entfernt. Der Regen ließ allmählich nach. Angus kuschelte sich wie ein Baby an mich: seineWange an meiner, Vorderpfoten

Weitere Kostenlose Bücher